PlattenkritikenPressfrisch

MUDDY WATERS – The Best Of Muddy Waters

1958/2025 (Chess Records/Acoustic Sounds Series) - Stil: Blues

´The Best Of Muddy Waters´ feiert den elektrisierenden Chicago Blues in seiner reinsten Form und eröffnet die neue „Chess Records 75 Series“ mit einer audiophilen Meisterleistung. Die Aufnahmen stammen von den originalen Mono-Tapes und wurden von Matthew Lutthans in den „Blue Heaven Studios“ sorgfältig remastert. Das Ergebnis klingt so natürlich, luftig und organisch, dass man fast das Gefühl hat, mitten im Studio der 1950er Jahre zu stehen, während Muddy Waters seine unverwechselbare Stimme in den Raum legt.

Gedruckt auf 180g bei „Quality Record Pressings“ und in einem edel glänzenden Tip-On-Gatefold mit wattierter Innenhülle präsentiert, vereint diese Wiederveröffentlichung Sammlerqualität und reinen Hörgenuss, und die Zusammenarbeit zwischen „Chess Records“ und dem „Acoustic Sounds“-Label folgt in Aufmachung und Klang der hohen Qualität der „Verve Acoustic Sounds“-Serie und beweist, dass diese Edition sowohl Herz als auch Fuß und Seele anspricht.

In jenen Tagen brachte Muddy Waters die rohe Intensität des Delta-Blues in die pulsierende Metropole Chicago. Seine Kindheit war von Armut und dem frühen Verlust der Mutter geprägt, doch bei seiner Großmutter erhielt er erste Einblicke in Gesang und Spiritualität. Mit siebzehn Jahren erwarb er seine erste Gitarre, und nach seinem Umzug nach Chicago begann er mit dreißig Jahren, seine Musik elektrisch zu spielen, um sich gegen den Lärm in den Clubs durchzusetzen.

Seine ersten Erfolge feierte Muddy Waters bei dem „Chess Records“-Vorgänger „Aristocrat Records“  mit Singles wie ´I Can’t Be Satisfied´ und ´I Feel Like Going Home´, während der weltbekannte Song ´Rollin’ Stone´ bereits den Grundstein für seinen späteren Mythos legte.

Anfangs wählten noch die Chess-Brüder seine Begleitmusiker für die Studio-Aufnahmen aus, doch schon bald fand sich die legendäre Besetzung mit Little Walter Jacobs an der Mundharmonika, Jimmy Rogers an der Gitarre, Otis Spann am Klavier, Elgin Evans am Schlagzeug und Washboard sowie Willie Dixon und Ernest „Big“ Crawford am Bass zusammen. Fred Below und Leonard Chess setzten zusätzliche Akzente. Gemeinsam entwickelten sie eine Maßstäbe setzende Interpretation des Chicago Blues.

´The Best Of Muddy Waters´ vereint zwölf Singles, die der Vater des modernen Chicago Blues zwischen 1948 und 1954 veröffentlicht hat. Die Platte zeichnet somit ein umfassendes Bild von seinem Schaffen und beginnt mit ´I Just Want To Make Love To You´, einem Song von Willie Dixon. In jeder Note vermittelt Muddy Waters’ Stimme die direkte, unverblümte Leidenschaft des Textes. Die Zeilen „I don’t want you to be no slave, I just want to make love to you“ verdeutlichen das zentrale Thema von Lust und Verlangen, während das Zusammenspiel zwischen Waters’ Gitarre, Little Walters Harp, Jimmy Rogers’ Gitarre, Otis Spann am Klavier und der rhythmischen Basis von Willie Dixon und Fred Below ein vibrierendes Klanggefüge erzeugt, das die Zuhörer sofort fesselt.

Bereits mit dem zweiten Track, ´Long Distance Call´, entfaltet sich ein intensiver Dialog zwischen Muddy und Little Walter, bei dem Eleganz, Soul und technische Raffinesse aufeinandertreffen und die Delta-Wurzeln des Blues durchscheinen. Das lyrische Motiv der Sehnsucht wird hier mit „Hear my phone ringing, sound like a long distance call“ ausgedrückt, während die Stimme die innere Dringlichkeit und Zuwendung transportiert.

In ´Louisiana Blues´ wird die ländliche Herkunft Waters’ noch deutlicher, unterstützt von Elgin Evans’ Washboard, während die Zeilen „I’m going down to Louisiana, get me a mojo hand“ Bewegung, Reiselust und rhythmische Energie transportieren. In ´Honey Bee´ offenbart sich Waters’ einzigartige Gitarrentechnik, in der Single-Note-Slides, Fingerpicking-Figuren und Vibrato zu einem hypnotischen Ganzen verschmelzen, begleitet von der spielerischen Call-and-Response-Struktur im Refrain „Sail on, sail on my little honey bee“, die die dynamische Interaktion zwischen Stimme und Instrument unterstreicht.

´Rollin’ Stone´, reduziert auf Stimme und Gitarre, demonstriert minimalistischen Blues in Perfektion. Jeder Ton wird zur Aussage, jeder Moment atmet Authentizität. Die prophetische Dimension wird in “Well, my mother told my father just before I was born: I got a boy child’s comin’, gonna be, he’s gonna be a rolling stone” sichtbar, die Wandertrieb und Schicksal zugleich symbolisiert. ´I’m Ready´ bringt die pulsierende Energie der Großstadt in den Blues, mit humorvollen Bezugnahmen auf urbane Eigenheiten wie „All you pretty little chicks with your curly hair, I hope you ready for me“, während die rhythmische Präzision der Band diesem Track seine unverwechselbare Dynamik verleiht.

In ´(I’m Your) Hoochie Coochie Man´ wird die mystische Dimension des Blues sichtbar, mit Voodoo-Bezügen wie „I got a black cat bone, I got a mojo too, I got the Johnny Concheroo, I’m gonna mess with you“, wobei Waters’ Stimme die magische Kraft und Folklore überzeugend vermittelt. Die introspektiveren Tracks ´She Moves Me´, ´I Want You To Love Me´ und ´Standing Around Crying´ zeigen die verletzliche, emotionale Seite von Muddy Waters: „She moves me, man, honey, and I don’t see how it’s done“, „I want you to love me, baby, till I drop dead in front of your door“ und „Oh baby, look how you got me standing ’round crying“ geben Sehnsucht, Leidenschaft und Verlust direkt wieder. ´Still A Fool´ und ´I Can’t Be Satisfied´ kehren zu den Delta-Wurzeln zurück, mit rohen, emotionalen Ausbrüchen wie „I been crazy, yes I been a fool“ und „Well babe I just can’t be satisfied“.

Die an einen Zug erinnernde Gitarrenfigur in ´Louisiana Blues´, die prophetischen Motive in ´Rollin’ Stone´ und die dialogische Technik in ´Honey Bee´ zeigen Muddy Waters als Meister der instrumentalen Ausdruckskraft. Seine Musik spricht Herz und Körper an, vermittelt Authentizität und Leidenschaft und bleibt ein leuchtendes Zeugnis für die Kraft des Blues.

Muddy Waters’ Einfluss auf nachfolgende Generationen war enorm, seine Kombination aus expressiver Stimme, virtuoser Slide-Gitarre, der aufregenden Harp von Little Walter, der pulsierenden Rhythmusgruppe und der intuitiven Interaktion der Band definierte den Chicago Blues und legte die Grundlage für moderne Rock- und Bluesinterpretationen weltweit.

´The Best Of Muddy Waters´ ist ein historisches Dokument und zugleich ein episches Erlebnis, das Generationen von Musikern und Hörerschaften gleichermaßen inspiriert hat und in audiophiler Exzellenz die ganze Bandbreite des elektrischen Blues entfaltet.

(10 Punkte)

https://www.facebook.com/muddywatersofficial

 

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"