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RICK WAKEMAN – Melancholia

2025 (Madfish/Edel) - Stil: Piano Music

Es gibt Musiker, die Räume öffnen – und es gibt RICK WAKEMAN. Der britische Keyboard-Magier, der mit YES Musikgeschichte schrieb und als Solist längst zu einer eigenen Sprache gefunden hat, kehrt mit seinem neuen Werk ´Melancholia´ zurück.

Mit diesem Album – ein leises, tief atmendes Meisterstück, das mehr sagt, als tausend Noten je könnten – vollendet Wakeman eine Trilogie, die 2017 mit ´Piano Portraits´ begann und 2018 mit ´Piano Odyssey´ fortgesetzt wurde. Während die beiden Vorgänger weit hinausschauten – zu den großen Melodien, den bekannten Themen, der Welt da draußen – richtet sich ´Melancholia´ nach innen. Es ist ein Album über das Innehalten, über Erinnerung, Verlust, Hoffnung und über die Kraft der Stille.

Schon der Auftakt ´Sitting At The Window´ öffnet den Raum mit klaren Tönen. Jede Nuance wird bewusst gesetzt. In ´Reflection´ und ´Pathos´ begegnen sich technisches Können und emotionale Verletzlichkeit, so wie Tagebucheinträge, in Klang übersetzt.

´Dance Of The Ghosts´ und ´The Morning Light´ gehören zu den stillsten, zugleich bewegendsten Momenten dieser Platte. Hier klingt das Klavier wie ein Wesen mit eigener Seele, während Rick Wakeman mit Andeutung erzählt, mit feinen Bewegungen, die mehr spüren lassen als sie erklären.

Was ´Melancholia´ auszeichnet, ist sein Mut zur Reduktion. Keine orchestralen Weiten, kein progressiver Überbau, nur Klang und Raum. Nach über hundert Soloalben, Opern, Soundtracks, Konzeptwerken und symphonischen Reisen wirkt dieses Werk wie eine Rückkehr, eine Reduktion auf das Wesentliche. Rick Wakemans Virtuosität bleibt, doch sie steht hier im Dienst der Emotion, nicht der Selbstdarstellung.

Aufgenommen in den “Granary Studios” von Norfolk, gemeinsam mit Langzeitpartner Erik Jordan, ist der Sound äußerst transparent, man hört das Holz des Flügels und das Nachhallen der Gedanken. Und die Musik gleicht einer Momentaufnahme. Es ist, als würde Rick Wakeman Zwiesprache über Zeit und Vergänglichkeit mit sich selbst halten. Stücke wie ´Alone´, ´Missing´ und das titelgebende ´Melancholia´ bilden dabei den emotionalen Kern, um zu trösten, aber nicht, um etwas zu beschönigen.

Vielleicht ist ´Melancholia´ das ehrlichste Album seiner Karriere. Es ist ein Werk, das die Stille nicht fürchtet, sondern sie füllt. Es ist für jene, die zuhören wollen. Musik für die Nacht, für das Alleinsein, für Momente zwischen Gedanke und Gefühl. Rick Wakeman beweist, dass wahre Größe nicht im Lauten liegt, sondern im Leisen.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/RickWakemanMusic

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