
RING VAN MÖBIUS – Firebrand
2025 (Apollon Records Prog) - Stil: Prog Rock
Ein letztes Mal brennt das analoge Feuer, RING VAN MÖBIUS verabschieden sich mit ´Firebrand´, einem Abschluss, der so prall gefüllt ist mit Leben, Energie und Vintage-Schmackes, dass man fast vergisst, dass hier ein Schlussstrich gezogen wird. Drei Songs, 48 Minuten, keine halben Sachen, kein sanftes Ausklingen, sondern ein vollwertiges Finale mit allem, was diese norwegische Truppe in den letzten Jahren so unverwechselbar gemacht hat.
Schon der Opener ´Firebrand´ zündet sofort. Diese Hammond-Orgel, dieses scheppernde Schlagzeug, dieser Bass mit Schraubenzieher-Attitüde, es knistert und rumpelt, als hätte man VAN DER GRAAF GENERATOR, EMERSON, LAKE & PALMER und ein bisschen YES in einen analogen Hexenkessel geworfen. Der Song marschiert in bester Prog-Manier vorwärts, baut sich auf, stürzt ab, bäumt sich wieder auf und endet mit einer Orgel-Coda, die einem das Grinsen ins Gesicht zimmert.
´The Fever´ dreht die Temperatur noch etwas höher. Hier geht es um Groove, um Raum, um diese Mischung aus Theatralik und Wahnsinn, die Thor Erik Helgesens Stimme so perfekt transportiert. Zwischen Orgelwahnsinn, Mellotron-Schleiern und kleinen Jazzrock-Ausflügen brodelt die Energie, ein fiebriger Trip, der klingt, als hätten sich KANSAS und WOBBLER in einem norwegischen Kellerstudio zum nächtlichen Jammen getroffen.
Und dann kommt mit ´False Dawn´ der große Brocken, ein fast fünfundzwanzigminütiges Monsterstück, das alles vereint, wofür RING VAN MÖBIUS stehen. Dramaturgie, Dynamik und Spielfreude gehen hier Hand in Hand. Hier wird nicht einfach nur musiziert, hier wird erzählt und zelebriert. Die Band zieht alle Register, von Orgelpromenaden à la EMERSON, LAKE & PALMER über kantige Übergänge und hymnische Parts bis zu schroffen Breaks und wieder feierlicher Ruhe. Das Stück klingt wie ein letzter Blick zurück und gleichzeitig wie ein stolzes „Schaut her, das sind wir“.
Dass ´Firebrand´ in einem echten analogen Studio aufgenommen wurde, dem “Spectral Tape Studio”, hört man in jeder Sekunde. Kein steriler Digitalglanz, kein nachträgliches Aufpolieren, sondern handgemachter, ehrlicher Retro-Prog.
Es ist schade, dass die Band danach die Bühne verlässt, aber wenn schon Abschied, dann so, auf dem Höhepunkt, mit einem Album, das sowohl Rückblick als auch Vermächtnis ist. Keine Nostalgie-Nummer, sondern eine selbstbewusste Verneigung vor der goldenen Ära des Progressive Rock und gleichzeitig ein Beweis, dass dieses Feuer auch 2025 noch hell brennen kann.
´Firebrand´ ist ein würdiger Schlusspunkt. Episch, verspielt und eigenwillig, mit einem Sound, der auf ehrliche Weise alt klingt, ohne alt zu wirken. RING VAN MÖBIUS verabschieden sich mit Stil, Spielfreude und einem breiten Grinsen. Wenn das wirklich ihr letzter Akt war, dann einer, der noch lange nachglimmt.
(8,88 Punkte)
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Pic: Anders Mikkelsen