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THE EMERALD DAWN – The Land, The Sea, The Air (Vol. I)

2025 (World's End Records/Just For Kicks Music) - Stil: Prog Rock

Seit den ersten Klängen von ihrem Debüt ´Searching For The Lost Key´ haben THE EMERALD DAWN ihre ganz eigene Welt im Progressive Rock erschaffen, und auf ´The Land The Sea The Air (Vol. I)´ erreichen sie eine neue Dimension dieser Klangmagie. Die Band um Ally Carter an E-Gitarre und Saxophon, Tree Stewart an Keyboards und Flöte, David Greenaway am Bass und Tom Jackson am Schlagzeug lädt den Hörer auf eine Reise ein, die wie ein Film ohne Bilder vor dem inneren Auge abläuft.

Die Reise beginnt mit ´Dancing With The Spirit´, das sofort die Sinne weckt. Ein vibrierendes Schlagzeug treibt das Stück an, während die Basslinien wie Wellen unter einem schimmernden Marimbaklang rollen. Tree Stewart lässt ihre Keyboards wie Lichtstrahlen durch die Szene gleiten, die sich zwischen Jazzrock-Fusion und Prog-Psychedelia bewegen. Dann bricht Ally Carters Saxophon herein, kraftvoll und ungestüm wie ein plötzlich auftauchender Sturm, nur um später von den warmen, elektrischen Gitarrenriffs abgefedert zu werden. Das Stück ist kurz, aber intensiv.

Mit ´Under Changing Skies´ taucht man in eine weitläufige, epische Landschaft ein. Die ersten Minuten sind von einem dunklen, fast mystischen Ambient-Teppich geprägt, über dem die Flöte von Tree Stewart wie eine einsame Vogelstimme schwebt. Nach und nach verdichten sich die Gitarren, der Bass pulsiert und das Schlagzeug übernimmt die Führung mit martialischer Präzision. Plötzlich explodiert die Musik in Heavy-Rock-Riffs à la Iommi und Page, während eine majestätische Orgel wie ein Leuchtturm in die Ferne strahlt. Das Stück entfaltet eine atemberaubende Dynamik, die sowohl bedrohlich als auch erhebend wirkt, und hinterlässt das Gefühl, auf einem gewaltigen Gipfel zu stehen und in die Unendlichkeit zu blicken.

´While Oceans Die´ ist eine sinfonische Seereise, die sowohl Furcht als auch Ehrfurcht weckt. Die Keyboards von Tree Stewart erzeugen ein surreales, fast sakrales Klangbild, während Ally Carters Saxophon die Schreie und das Leid der Ozeane erzählt. David Greenaway und Tom Jackson steuern den Rhythmus wie erfahrene Kapitäne durch Sturm und Wellen, die musikalisch in tosende, chaotische Abschnitte übergehen, bevor sich wieder Ruhe und melancholische Schönheit einstellen. Das Stück ist dramatisch, emotional dicht und vermittelt eine tiefgreifende Botschaft über die Verletzlichkeit unserer Umwelt, ohne je belehrend zu wirken.

Der Abschluss ´And We’re Left Wondering Why´ ist wie das Nachglühen eines langen Tages am Meer. Die akustische Gitarre legt den Grundstein für ein intimes, nachdenkliches Stück, das von Tree Stewarts Gesang getragen wird. David Greenaways Fretless-Bass schwebt wie eine sanfte Strömung, während Ally Carters Saxophon die letzte emotionale Ladung entlädt und dabei die Melancholie und die Frage nach der menschlichen Verantwortung in der Welt trägt. Es ist ein Abschluss, der nachhallt, der nachdenklich macht, aber auch Hoffnung und Schönheit zulässt.

Mit ´The Land The Sea The Air (Vol. I)´ gelingt THE EMERALD DAWN ein Album, das Progressive Rock auf höchstem Niveau zelebriert, ohne je aufgesetzt zu wirken. Es ist eine Reise durch Raum und Zeit, durch Natur und Emotion, ein cineastisches Klangpanorama, das den Hörer vollständig einnimmt. Jeder Ton ist durchdacht, jede Bewegung organisch, und das Ergebnis ist Musik, die lange im Gedächtnis bleibt und immer wieder neue Facetten offenbart.

(8,88 Punkte)

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