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IVO PERELMAN / RAY ANDERSON – 12 Stages Of Spritual Alchemy

2025 (Fundacja Sluchaj) - Stil: Jazz

Ivo Perelman setzt seine unermüdliche Suche nach klanglicher Transzendenz mit ´12 Stages Of Spiritual Alchemy´ fort, einem Duo-Album zusammen mit dem virtuosen Posaunisten Ray Anderson. Bereits beim ersten Ton wird klar, dass diese Begegnung keine zufällige Kollaboration ist: Perelman und Anderson bewegen sich mühelos in einem gemeinsamen Kosmos, in dem Improvisation und Präzision Hand in Hand gehen. Ergänzt wird das Duo auf ausgewählten Momenten von Joe Morris am Kontrabass, der mit seiner diskreten Präsenz das Fundament für die impulsiven Dialoge bildet.

Aufgenommen im “Parkwest Studio” in Brooklyn unter der bewährten Regie von Jim Clouse, entfaltet sich das Album als eine Reihe von zwölf pointierten Meditationen, die die alchemistischen Stadien der inneren Transformation spiegeln. Schon der Opener ´Separation´ setzt den Ton. Ivo Perelmans Tenorsaxophon greift in tiefem, rauem Register an, während Ray Andersons Posaune mit geschicktem Plunger-Spiel antwortet. Die Töne dehnen sich, schwingen, berühren das Unbestimmbare und öffnen den Hörer für die subtilen Nuancen des Dialogs.

´Calcination´ und ´Putrefaction´ zeigen die Virtuosität und Intuition der beiden Musiker in kleinen, klar umrissenen Formen. Ivo Perelmans Ton ist elastisch, reicht von zarten, lyrischen Linien bis zu altissimo-Schreien, während Ray Anderson mit weiten Intervallen und spontan gesetzten Effekten Gegenakzente setzt. In wenigen Minuten entsteht ein musikalisches Gespräch, das Spannung und Überraschung erzeugt, ohne jemals planlos zu wirken.

´Dissolution´ und ´Coagulation´ verschieben die Perspektive erneut. Momente der Stille und der Textur treten in den Vordergrund, der Hörer wird in eine intime Reflexion gezogen. Die Balance zwischen freier Improvisation und konzentrierter Gestaltung ist bemerkenswert – kein Übermaß, kein bloßes Experimentieren, sondern durchdachtes, emotionales Spiel. Besonders ´Conjunction´ und ´Sublimation´ entfalten sich als expressive Dialoge, in denen die beiden Bläser sich gegenseitig antreiben, kommentieren, überlagern und gleichzeitig Raum für Resonanz und Nachklang lassen.

Mit ´Exaltation´ und ´Projection´ erreichen Perelman und Anderson beinahe sakrale Höhen. Die Phrasierung der Posaune springt und schwingt über Perelmans kraftvolle, dennoch kontrollierte Linien, während Joe Morris’ Bass subtile Akzente setzt, ohne je den freien Fluss zu stören. Die späteren Stücke, darunter ´Multiplication´ und ´Cibation´, sind kürzer, verdichteter, zeigen den Sinn für Charakter und Form, den die Musiker in ihrer langen Zusammenarbeit entwickelt haben, kurze Explosionen bei prägnanten Motiven, die dennoch poetisch wirken.

´12 Stages Of Spiritual Alchemy´ ist eines der introspektivsten Werke in Ivo Perelmans Discographie. Es balanciert Disziplin mit totaler Freiheit, fordert Aufmerksamkeit, belohnt sie aber mit reicher, subtiler Interaktion und einer faszinierenden Tiefe. Perelman und Anderson schaffen eine Klangwelt, in der Zeit und Raum zu fließen scheinen, in der jeder Atemzug, jedes Vibrato zu einem Teil der Transformation wird. Die Reduktion auf ein Duo-Format macht das Album besonders konzentriert und eindringlich, zugleich wirkt es überraschend zugänglich, ohne die Intensität der Improvisation zu verlieren. Wer offen ist für konzentrierte, feinsinnige freie Musik, wird hier reich belohnt, denn jede Minute offenbart neue Facetten, Details und expressive Feinheiten.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/IvoPerelmanmusician/

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