
Dein Schatten lässt dich niemals allein
Ein Lebensliederbuch von Klaus Adamaschek
Ein Mann, ein Wohnmobil, ein Traum – und 500 Songs später:
Klaus Adamaschek zieht Bilanz
Es gibt Bücher, in die man hineinfällt wie in einen alten Schlafsack nach einem verregneten Festivalwochenende. Klaus Adamascheks „Dein Schatten lässt dich niemals allein“ gehört eindeutig zu dieser Sorte. Es riecht nach Diesel, Kaffee, kalifornischem Staub und Gitarrenlack, nach Roadtrips, Liebe und dem ewigen Versuch, das richtige Leben im falschen zu finden.
Wer den Namen SHIREGREEN bisher nur von Plattencovern oder Folkfestivals kannte, erlebt hier den großen Blick hinter die Kulissen, mit allen Umwegen, Staus, Schlaglöchern und jener unbezahlbaren Aussicht auf Sinn und Song. Seine Songs sind dabei keine bloße Zugabe, sondern Koordinaten seines Lebens, jedes Lied ein Fixpunkt auf der Landkarte eines langen Weges.
Vom Kohlenpott zum Klang der Freiheit
Am Anfang steht kein Konzert, sondern Gelsenkirchen-Bismarck. Ein Junge, der lieber Wind in den Bäumen hört als das Rattern der Fördertürme. Während andere „Glück auf“ singen, entdeckt Klaus Adamaschek Leonard Cohen, Cat Stevens und Guy Clark und den Gedanken, dass Wahrheit manchmal nur drei Akkorde braucht.
Später wird er Lehrer, Visionär und Umweltpädagoge in Licherode, wo er mit Herz und Haltung ein Lernparadies schafft, lange bevor Nachhaltigkeit ein Schlagwort war. Zwei Jahrzehnte lang pendelt er dort zwischen Flipchart und Folkfestival, bis die Gitarre wieder lauter ruft als die Verwaltung.
Sechs Monde im Westen
2011 folgt der Aufbruch: Adamaschek, Angelika, ein Wohnmobil und das weite Land. 15.000 Meilen durch die USA, von Utah bis Kalifornien, ein Roadtrip, der klingt wie Easy Rider mit Akustikgitarre. In Springdale, Nebraska, Nevada, überall warten Geschichten: Zimmer mit rostigen Klimaanlagen, verbeulte Motels mit Seele und ein Sänger, der seine Träume in Songs gießt. Man hört zwischen den Zeilen den Staub der Highways, das Sirren der Wüstenluft und ein stilles „Amen“ über dem Canyon. Ein Reisealbum wird zur Lebensbeichte, und irgendwo zwischen Bryce Canyon und Zion National Park findet Klaus Adamaschek, was viele suchen: Frieden im eigenen Klang.
Vom „Headache and Heartache“ zur „Deutschlandreise“
Zurück in Deutschland schreibt er weiter, fortan ehrlicher, direkter, manchmal mit dunklen Tönen. ´Headache And Heartache´ – das ist kein Song, das ist Therapie. Und als die Schatten länger werden, kommt die Erkenntnis: Man kann nicht vor sich selbst davonfahren, aber man kann darüber singen.
Mit ´Deutschlandreise´ liefert er 2020 sein wohl reifstes Werk. Ein Blick auf ein Land, das sich verändert hat, mal liebevoll, mal kritisch, aber nie belehrend. Und auch wenn das Album in den Pandemie-Jahren zu kurz kam, ist es ein stilles Meisterstück zwischen Folk und Feuilleton.
Von San Sebastián bis Loch Maree
Dann Spanien: Sonne, Pech, Pannen. Einbruch, Defekt, Frust – und das alles in einem Lied und in einem ohnehin katastrophalen Jahr: ´Robbed In San Sebastián´. Man lacht, weil er selbst lacht und weil man weiß, dass Humor die beste Revanche ist.
Kurz darauf Schottland: Nebel, Whisky und eine Melancholie, die man nur dort findet, wo Landschaft und Seele dieselbe Farbe haben. ´A Place Like Deep Loch Maree´ – ein Song wie eine stille Verneigung vor Vergänglichkeit und Verbundenheit. Wer das hört, weiß: Hier schreibt einer, der nicht mehr beeindrucken will, sondern berühren.
Licherode, Liebe und Lebenslieder
Zwischen diesen Roadmovies leuchtet immer wieder die Zeit in Licherode auf, jene Jahre, in denen Klaus Adamaschek das Umweltbildungszentrum mit aufgebaut hat. Es ist die Phase, in der Idealismus und Alltagsrealität sich reiben, aber auch jene, in der seine Lieder ihre Wurzeln schlagen. Denn so sehr SHIREGREEN durch Amerika fuhr – entstanden ist vieles unter hessischem Himmel, mit Blick auf Apfelbäume statt Highway Signs.
Freunde, Dämonen und falsche Engel
Natürlich, auch Schatten gehören dazu. ´False Friends And Dazzlers´ erzählt von Blendern und Betrügern, vom Glauben an das Gute, und davon, dass ein Song manchmal die beste Rache ist. Selten klang Enttäuschung so souverän.
Und dann kommen die letzten Kapitel, in denen aus dem Liedermacher der Chronist einer Familie wird. Der Verlust eines Schwiegersohns, der Tod eines Bandfreundes – ´Where Are You Now, My Friend?´ – leise, schlicht, herzzerreißend. Keine Pose, kein Pathos, nur ein Mann mit Gitarre, der den Schmerz aushält, weil Schweigen keine Option ist.
Und zwischen den Zeilen spürt man, dass Angelika – seine Partnerin, Reisegefährtin und geduldige Lebensbeobachterin – das leise Rückgrat dieses ganzen Buches ist. Ohne sie wären manche Lieder wohl nie geschrieben worden.
Die Guttelsburg – letzter Halt vor der Ewigkeit
Am Ende steht er mit Angelika auf der Terrasse der Guttelsburg, zwischen Rotenburg an der Fulda und dem Sternenhimmel. Ein Glas Sekt in der Hand, Glocken im Tal, und die Erkenntnis: Er ist angekommen, nicht als Held, nicht als Guru, sondern als Mensch, der sein Leben vertont hat.
Es ist ein stilles „Danke“ an das Leben, das ihm so viele Strophen geschenkt hat. Und er erzählt es in einer Sprache, die klingt, als säße man mit ihm auf der Veranda – irgendwo zwischen Lagerfeuer, Kaffee und einer Gitarre, die leise weitersummt.
Fazit: Ein Roadtrip durch sechs Jahrzehnte Leben
„Dein Schatten lässt dich niemals allein“ ist kein klassisches Musikerbuch. Es ist ein Roadmovie in Buchform – voller Lachen, Staunen, Zweifel und Haltung. Man reist mit, man riecht das Benzin, hört die Songs und denkt: „So muss es sich anfühlen, wenn man im eigenen Soundtrack lebt.“
Klaus Adamaschek schreibt, wie er singt, warm, weise und ohne Sicherheitsabstand. Wenn Bob Dylan der Poet der Rastlosen war und Reinhard Mey der Chronist der Heimkehrer, dann ist Klaus Adamaschek der Songwriter jener zweiten Luft, die nur kommt, wenn man das Leben wirklich kennt. Er ist einer, der noch immer träumt, aber inzwischen weiß, wo sein Parkplatz ist. Oder, wie er es selbst besser sagt: „Ich wollte immer schon ein Liedermacher sein.“
Mission accomplished!
Empfohlen für Fans von Guy Clark, James Taylor und Reinhard Mey – und für alle, die glauben, dass man mit Gitarre, Humor und Haltung dem Leben immer noch ein gutes Solo entlocken kann.
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https://shiregreen.de/

ISBN: 9783000824203
Auflage: Neuauflage
Bildnachweis für Konzertfotos: Tina Stengel, Bad Hersfeld