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TANKARD – Kings Of Beer

2000/2024 (Reaper Entertainment Europe) - Stil: Thrash Metal

Da sind sie wieder, die lebendig gewordenen Bierkrüge aus Frankfurt. TANKARD feiern seit einigen Jahren die Neuauflagen ihrer Vinyl-Scheiben, so auch eine Wiederveröffentlichung ihres legendären Albums ´Kings Of Beer´, mit einem Remaster und in einer limitierten Yellow-Marble-„Halo of Beer“-Ausgabe. Wer auf Eppler und flüssigen Gerstensaft steht, sollte sich sofort die Bembel und Humpen bereitstellen – hier kommt ein Thrash-Alkohol-Feuerwerk, das jedes Kneipenkoma wert ist.

Seit seiner Uraufführung im Jahre 2000 zeigt das Album, dass TANKARD weiterhin die unangefochtenen Könige des Bier-Thrashs sind. Mit Andreas „Gerre“ Geremia am Mikro, Frank Thorwarth am Bass, Andy Gutjahr an der Gitarre und Olaf Zissel an den Drums läuft die Maschine heute noch wie geschmiert – gut geölt mit Bier und Äppelwoi. Und die Chemie zwischen den Jungs ist so perfekt, dass der Humpen aus der Hand kippen kann, falls man allzu heftig mitsingt und mitbangt.

Andere Bands spielen, TANKARD trinken.

Schon der Opener ´Flirtin’ With Desaster´ zeigt, wie TANKARD Humor und Chaos kombinieren. Klo-Humor trifft auf Thrash-Riffs, und während Gerre seine Morning-After-Drama-Geschichte in den Äppelwoi singt, kann man nur lachen oder den Kopf weiterschütteln. Beides, am besten mit vollem Bembel in der Hand. Danach schiebt sich ´Dark Exile´ finster, brutal und übertrieben apokalyptisch rein, aber mit der typischen TANKARD-Ironie. Schwarze Wolken, Chaos und ein Hauch von sozialkritischem Augenzwinkern, als würde man einem Bembel voll Ebbelwoi beim Überlaufen zuschauen.

Dann kommt der nächste lyrische Kracher. Bei ´Hot Dog Inferno´ trifft Kannibalismus auf Fastfood, Würstchen und Chaos. Wer beim ersten Refrain nicht schmunzelt, sollte seinen Äppelwoi nachschenken. TANKARD parodieren hier Konsumgesellschaft, Fastfood-Gier und dekadenten Lifestyle, alles überdreht bis zum Anschlag. Und wenn man denkt, schlimmer geht’s nicht, donnern sie mit ´Hell Bent For Jesus´ eine Satire auf religiösen Fanatismus rein, natürlich schnell, böse und biergetränkt. Dogmatismus, der blind macht, wird gnadenlos aufs Korn genommen. Ein Bembel voller Ironie und sozialkritischem Biss.

Natürlich darf der Titeltrack ´Kings Of Beer´ nicht fehlen. Es ist eine Hymne auf Bier, Party und Thrash. Eppler, Äppelwoi oder Humpen, hier wird alles in die Höhe gerissen, mitsingbar, tanzbar, ein perfekter Song für jede Kneipenrunde. Danach folgen ´I’m So Sorry!´ und ´Talk Show Prostitute´. Ersterer ist ein chaotischer Selbsthass-Punk-Thrasher, der jeden Bembel kippen lässt, letzterer eine freche Reality-TV-Parodie, die eher schleppend zum Schmunzeln als zum Headbangen animiert.

Mit ´Incredible Loudness´ schalten TANKARD wieder auf Vollgas, laut, druckvoll und so übertrieben, dass man glaubt, der Gerstensaft würde gleich aus den Boxen sprudeln. ´Land Of The Free´ liefert sozialkritische Satire, Freiheit für die Reichen, Pech für alle anderen, bitter wie ungezapfter Ebbelwoi, aber saugut gespielt. ´Mirror, Mirror´ reflektiert selbstgerecht und ironisch das Spiegelbild unserer Gesellschaft, wer hier nicht lacht, sollte noch einen Eppler hinterherkippen. Und mit ´Tattoo Coward´ endet das Vinyl-Feuerwerk. Angst vor Nadeln trifft Liebe zum Metal, ein würdiger Abschluss, um das Maß ein letztes Mal hochzureißen.

Gerstensaft kalt, Humpen hoch, das ist ´Kings Of Beer´.

Als Yellow-Marble-„Halo of Beer“-LP ist diese Scheibe seit 2024 ein echter Hingucker. Sie kommt mit Lyrics-Innersleeve und Bildern der Band. Remastered klingen die Songs noch fetter, druckvoller und frischer als anno 2000 und behalten ihren typischen Thrash-Charme. Wer schon vorgestern und gestern TANKARD gefeiert hat, bekommt hier hundert Prozent altbewährte Trink- und Headbanger-Qualität, Mitsing-Hymnen, Bier-Exzesse und Trash-Thrash mit sozialkritischem Augenzwinkern.

Denn ´Kings Of Beer´ ist ein kultiges Thrash-Monster voller Ironie, Bier, Chaos und Spaß. TANKARD sind nach vierzig Jahren immer noch die Könige der Bierkultur im Metal. Laut, schräg, sozialkritisch und immer für einen Bembel zu haben. Wer das Vinyl kauft, erhält den perfekten Soundtrack für jede Kneipenrunde, jeden Äppelwoi-Abend und jede Headbanger-Party. Prost. 🍺

(8,88 Punkte)

https://www.facebook.com/tankardofficial

 

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