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COBRA – First Strike

1983/2025 (Epic/Foxwood Records) – Stil: Hard Rock/AOR

Bang – gleich mit der Tür ins Haus fallen: Das ist kein offizieller Release des 1983, mit einem stinkigen Langweiler-Cover veröffentlichten Albums, sondern juristisch gesehen ein Bootleg, da Rechte-Inhaber offiziell nicht mehr bekannt sind, weil der/die Besitzer mehrfach wechselten. Also bleiben wir bei Bootleg, aber ein Bootleg, das man als fantastisches Beispiel eines gelungenen Re-Releases in die Mitte eines Raumes stellen kann und die Anwesenden in Schnapp-Atmung verfallen.

Machen wir aber zuerst eine kurze Zeitreise und frimmeln die Zustände der ganzen frühen Achtziger in Kurzform auf. 1982 finden sich in Memphis, Tennessee, fünf Musiker zusammen, die aus den unterschiedlichsten musikalischen Richtungen kommen. Bekannt zu diesem Zeitpunkt sicher JIMI JAMISON, der kurz davor bei TARGET ausgestiegen ist. Das gleiche gilt für MANDY MAYER, der nach einem eher kurzen Intermezzo wieder KROKUS verließ. Dazu gesellte sich Gitarrist und Keyboard Player Jack Holder, der bei BLACK OAK ARKANSAS mitwirkte. Desweitern findet sich Tommy Keiser, der später bei KROKUS auftauchen wird, mit in der Band, sowie Drummer Jeff Klaven. Man kann in diesem Zusammenhang sicher von einer internationalen Bandkonstellation sprechen. Maßgeblich beim Line up Aufbau beteiligt ist Butch Stone, ex-Manager KROKUS, BLACK OAK ARKANSAS u. u. u.! Der Kreis schließt sich.

Anyway, die Band kam dennoch zum Zuge und veröffentlichte 1983 ihr erstes und einziges Album, ´First Strike´.  Ein Album, das damals musikalisch nicht wirklich aus der Masse mit Innovationen herausragte, aber deutlich zeigte, dass jeder beteiligte Musiker sein Handwerk vortrefflich beherrschte. Der Mix aus US-West-Coast Hard Rock/AOR mit JOURNEY-artigen Einflüßen und auf der anderen Seite rockige Riffs mit einem leichten Branding aus dem Hause KROKUS, machten das Album dennoch kurzweilig. Einige der Songs sind wahre Hits. Aber die Promo versagte, was nicht wenig an dem bescheuerten Albumcover lag. Dabei wurde das Album von keinem geringeren wie Tom Allan (u.a. JUDAS PRIEST, BLACK SABBATH, KIX, etc.) produziert. COBRA war ein Zwischenstopp für die Beteiligten und rückblickend darf man sicher behaupten, ´First Strike´ ist ein wirklich unterschätztes Hard Rock/AOR Album der ganz frühen Achtziger, das selbst noch heute mit überragenden Songs begeistert.

2025 kommt es unter Mithilfe einst beteiligter Musiker zu einer Neuauflage dieses Albums, das dennoch ein Bootleg ist. Die Do-LP beinhaltet das Original Album (remastered) sowie zum Teil unveröffentlichte Songs auf der zweiten LP. Die bekannten Songs unter dem als „Demo“ betitelten Vinyl wirken einen Zacken rauer, die Gitarren reißender und auch hier, die bislang unveröffentlichten Songs sind Teils echte Hits. Ein grandioser Zeittrip mit diesen Songs, die den Test of Time locker bestehen. Das pumpende ´Ready To Ride´ klingt wie SURVIVOR mit deutlichen Power-Akzenten. Fantastisch. JAMISON klingt hier schon grandios! Das unglaublich flotte ´Midnight Machine´ ist mit einer Gitarrenarbeit ausgestattet, dass man die Ohren anlegt. Auch nicht zu überhören, die fast schon nach Siebziger klingenden Keyboard-Einlagen! Geil. Alleine diese beiden Nummern zeigen die Bandbreite dessen, was COBRA fähig waren zu liefern. Der Sound der Demo Stücke ist fett, fast schon Albumniveau.

Aber wir sind ja bei diesem monströs aufgemachten Bootleg noch nicht am Ende. Die Aufmachung ist irre. 3 Farbvarianten (Black, Blue-Splatter, Clear-Splatter, zu jeweils 100 Kopien), komplett remastered, neues Cover Design (zum Glück!) und ein 32-seitiges farbiges Booklet im quadratischen LP-Hüllen Format, mit Unmengen von Archiv- sowie Privat-Fotos und einem interessanten Text zur Bandgeschichte. Der Witz dabei, alles komplett mit Bandunterstützung auf die Beine gestellt. Dass man das beim Dealer um die Ecke findet, ist also ausgeschlossen. Interessierte sollten die entsprechenden Quellen anzapfen, denn viel besser kann es nicht gehen. Amen.

(ohne Wertung)

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