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NAEVUS – Back Home

2025 (Dying Victims Productions) - Stil: Doom

Vierunddreißig Jahre sind seit der Gründung von NAEVUS vergangen, neun Jahre seit ihrem letzten Longplayer ´Heavy Burden´, und nun kehrt die Band mit ´Back Home´ endlich zurück. Wie der Titel verspricht, fühlt man sich bereits nach den ersten Sekunden mitten im warmen, emotionalen Doom zuhause. Das dritte abendfüllende Album zeigt die Baden-Württemberger in absoluter Hochform.

Die Band ist seit 1995 in dieser Konstellation aktiv: Uwe Groebel (Gesang, Lead-Gitarre), Oliver Grosshans (Gitarre), Sven Heimerdinger (Bass) und Mathias Straub (Drums) liefern seit Jahrzehnten präzise Doom-Handwerkskunst ab. Trotz der langen Pausen sind die Musiker nie eingerostet. Während der Unterbrechung widmete sich Mathias Straub SACRED STEEL, Sven Heimerdinger REBIRTH, und Uwe Groebel sowie Oliver Grosshans waren bei VOODOOSHOCK und SACRED STEEL aktiv. Diese Erfahrung spürt man in jedem Takt. Jeder Song passt, jedes Riff sitzt, und der Sound atmet Wärme, Kraft und epische Eleganz.

Schon das Intro bereitet auf das Kommende vor, langsam und getragen, ein Moment der Stille, bevor die Riffs von ´Back Home´ wuchtig einschlagen. Groebels Stimme ist hypnotisch, melancholisch, getragen von einem Hauch von Ozzys Tonfarbe, während die Gitarren sich harmonisch über massive Basslinien legen. Schmerz, Sehnsucht und Heimkehr verschmelzen daher zu einer ergreifenden Stimmung („Back home when the sun escapes when darkness descends“). ´The Dead Don’t Sleep´ wirbelt hernach den Wüstenstaub auf. Erinnerungen ruhen nicht, Vergänglichkeit und Aufbruch dominieren, während die Gitarren brummen als auch kreischen und das Schlagzeug unnachgiebig poltert („Time passes – memories won’t sleep… My constant fear of losing you“).

Mit ´My Fire´ ziehen BLACK SABBATH-Vibes ein, klarer Gesang, epische Melodien, perfekt dosierte Dramatik. Leidenschaft und Sehnsucht lodern unnachgiebig („Burns like fire… I keep my soul to set me free“). ´Under A Different Sky´ entfaltet sich in der Folge episch, ergänzt durch mehrstimmigen Gesang, und thematisiert innere Reinigung und Ausgeglichenheit („I clean my soul of dirt and monotony… Feet on the ground, feel balanced right“). ´Ghost´ wirkt dagegen ruhiger, introspektiver, ein Moment der Nachdenklichkeit, der die Albumspannung aufrechterhält, so dass Trauer und Kälte dominieren („It’s cold and freezing, the fire in the night took your life away“), ein Abschied in musikalischer Form.

´Angels Never Come´ bringt Pathos in den Vordergrund und malt ein Bild moralischen Verfalls und innerer Dunkelheit („Smell of rot was in the air… We lost ourselves in the dark“). ´Master Of Shiver´ glänzt mit hypnotischen Bassläufen und einem Solo, das SABBATH und THE OBSESSED gleichermaßen zitiert. Die dunkle Aura ist derweil greifbar („You’re a leader of darkness… The world shivers in dark creation“). Den Abschluss bildet das beschwörende ´Free The Ravens Fly´, eine Hymne auf die Überwindung von Dunkelheit, auf Freiheit und Rebellion („And the moon is rising high… Overcome the darkness, convert the power“).

NAEVUS verweilen zwar in den benachbarten Gefilden von TROUBLE, SAINT VITUS, THE OBSESSED und BLACK SABBATH, doch sie gehen ihren eigenen Weg, entwickeln aus traditionellen Doom-Elementen neue, packende Klanglandschaften. Wer hier die Schönheit von epischen Riffs, melancholischen Leads und hymnischem Gesang nicht erkennt, verpasst die Quintessenz des modernen, traditionellen Doom. Denn ´Back Home´ ist klassische Doom-Metal-Kunst, ist glasklar produziert sowie mit Herz und Verstand komponiert. Das Album beweist, dass NAEVUS immer noch zu den besten Vertretern des Genres gehören und eines der strahlendsten Doom-Alben der Gegenwart erschaffen haben.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/naevusdoom

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