
CEMETERY – Thoughts On Life… And Death
2025 (Independent/RecordJet) - Stil: Old School Death Metal
Aus den staubigen Katakomben Schongaus kehrt eine kleine Underground-Legende zurück: CEMETERY. Gegründet 1990 von Dani Zizek und Michael Bolz, waren sie Anfang der Neunziger eine aufstrebende Macht in der deutschen Szene, spielten sich mit FLESHCRAWL, DARK MILLENNIUM oder PYOGENESIS auf die Bühnen in ganz Deutschland. Doch nach ihrem Debüt ´Enter The Gate´ im Jahr 1994 verschwanden sie abrupt im Mahlstrom eines insolventen Labels. Über zwanzig Jahre lang war Stille. Doch Dani Zizek hat sich zurückgekämpft – und nun liegt mit ´Thoughts On Life… And Death´ ein weiteres Werk vor, das mit seiner apokalyptischen Reise durch das Leben alles hinwegbläst.
Denn ´Thoughts On Life… And Death´ ist kein bloßes Songpaket, es ist ein Konzept, ein finsterer Roman in Noten und Schreien. Es ist die Geschichte des fiktiven Protagonisten Jim, der miterlebt, wie ein totalitäres Regime entsteht und dabei Stück für Stück seine Individualität, seine Freiheit und schließlich sein Leben verliert. CEMETERY erzählen nicht, sie sezieren.
Der Opener ´Thoughts On Life´ schleudert den Hörer mit blitzenden Riffs, rasenden Drums und einem Schrei aus der Tiefe der Lungenhöhlen direkt in den Mahlstrom. Dann rollt ´Among The Dead´ wie ein alter Death Metal-Panzer über verbrannte Erde, während Jim die ersten fauligen Risse im Fundament der Gesellschaft spürt. ´Grief, Anger And Despair´ schlägt hernach gnadenlos zu. Der justizielle Terror lässt im Takt zu Doublebass-Gewittern Rasierklingen regnen. Das ist CEMETERY wie man sie liebt, technisch ausgereift und doch voller Hass.
Mit ´Physical Fear´ geht es schleppender voran, wobei sich in der Mitte ein freidrehender Instrumentalpart wie eine Straßenschlacht auftürmt. Man spürt Jims Furcht, ehe die Leere mit dem kurzen Intermezzo ´Nothingness´ aufreißt. Jetzt sitzt Jim in der Zelle und zweifelt an seinem Verstand, und man zweifelt mit ihm, wenn sich Riff-Gewitter, Black- und Death-Elemente in ´Lock The Doors To Your Mind´ entfalten.
´Believe´ beginnt mit rasender Härte, bricht plötzlich in fast fragile Ruhe ein, bevor ´Truth ‘A’´ wie ein verrosteter Lautsprecher im Schädel tönt, denn das Urteil wird verkündet, kalt, maschinell und unausweichlich. Das Finale ´Thoughts On Death´ ist ein Abgesang in doomiger Schwere über elf Minuten, langsam und hoffnungslos. Jim stirbt, allein, gebrochen, aber mit Würde. Es ist ein Song, der nicht endet, sondern einfach im schwarzen Nichts versinkt.
Musikalisch verschmelzen CEMETERY oldschool Death, düsteren Black und progressiv verschlungene Strukturen zu einem Stil, der ihnen gut zu Gesicht steht. ´Thoughts On Life… And Death´ ist kein nettes Album, es ist ein Schlag in die Magengrube. CEMETERY liefern gnadenlos, ein kompromissloses Death Metal-Werk.
(Gnadenlose 8 Punkte)
CEMETERY • 2025 • LINE-UP:
Dani Zizek • Guitars, Vocals
Markus Heilmeier • Guitars
Stefan Hendel • Bass
Tobias Kasper • Drums
Foto-Credit: Matthias Heilmeier