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JOHN BUTLER – PRISM

2025 (Because Music) - Stil: Roots Rock, Folk, Blues, Pop

John Butler ist zurück. Und diesmal ganz ohne Trio, ohne gewollte Rückendeckung. ´PRISM´ heißt das neue Kapitel, das dritte in seiner „Four Seasons“-Reihe, und es ist nichts weniger als eine wuchtige Selbstbefreiung, ein farbig funkelndes Klanggebilde aus Groove, Schmerz, Liebe und Verlust. Wer John Butler bislang nur als rootsigen Jam-Fingerpicker vom Straßenrand kannte, erlebt hier einen Mann, der sich neu zusammensetzt – Note für Note, und mit ordentlich Strom auf der Leitung.

Geboren in Kalifornien, aufgewachsen in Australien, ist John Butler schon lange ein Outsider mit Kultstatus, als Umweltaktivist, Politstimme, unbestechlicher Freigeist sowie als erfolgreichster Independent-Musiker Australiens. Seit den späten 90ern hat er mit dem JOHN BUTLER TRIO sieben Alben in die Charts geprügelt und nebenbei ganze Festivalwiesen zum Glühen gebracht. Doch nach dem stillen Ende des Trios 2019 musste erstmal das meditative ´Running River´ und das instrumentale ´Still Searching´ rausgehauen werden. Zwei Platten wie tiefe Atemzüge. Jetzt also ´PRISM´ als drittes Kapitel der Reihe, die Explosion nach dem Innehalten.

Gemeinsam mit Multiinstrumentalist und Produzent James Ireland (POND, SAN CISCO) hat Butler zwölf Songs aus dem Boden gestampft, komponiert und gezimmert. Dass die beiden das fast komplett alleine eingespielt haben, hört man kaum, denn ´PRISM´ klingt wie eine fette Gruppenbesetzung in Hochform.

Der Opener ´Going Solo´ legt sofort die Marschrichtung fest. Aussteigen aus dem alten Hamsterrad, ohne Trio, ohne Kompromisse, den eigenen Namen neu definieren. ´King Of California´ schickt dann eine bittersüße Liebeserklärung mit weichen Harmonien, bevor ´Gets No Better´ und ´The Way Back´ alles wieder aufreißen, da gibt es rumpelnde Percussions, Stadionrefrains und Gitarren, die wie Blitze einschlagen. Und dann ´So Sorry´, ein Seufzer in Moll, eine Entschuldigung mit schwerem Herzen. ´Trippin On You´ hingegen glitzert poppig und leichtfüßig, während ´Outta My Head´ mit bissigem Post-Covid-Kommentar aus der Hüfte feuert. Spätestens wenn ´Let Yourself Go´ sich über acht Minuten in eine kathartische Soundwelle steigert, inspiriert vom Tod seines Vaters, wird klar, wie persönlich dieses Album ist. Zum Schluss schwebt ´Wings To Fly´ wie ein Fiebertraum davon, irgendwo zwischen Hoffnung und Endzeit.

Inhaltlich zieht John Butler alle Register: Liebe, Verlust, Politik, seelische Brüche – alles drin, alles echt. Gleichzeitig ist ´PRISM´ größer, breiter, filmischer als alles, was er je gemacht hat. Das hier ist kein nostalgischer Rückfall, sondern eine Neuerfindung, ohne den Spirit zu verlieren, der ihn einst vom Straßenmusiker zur Legende machte. Es ist ein Album wie ein Prisma eben, es bricht das Licht in tausend Farben, und trotzdem bleibt es Rock’n’Roll in Reinform.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/thejohnbutler

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