
ANNE PACEO – Atlantis
2025 (Jusqu'a la Nuit) - Stil: Fusion / Electro Pop / Songwriterin
Es beginnt sehr großzügig und schwelgerisch mit lockerem Fusionsound. Aber beim nächsten Titel ´Tant qu’il y a de l’eau (feat. Laura Cahen)´ wird es sehr französisch – nicht nur sprachlich, sondern auch beim klaren Gesang, der Richtung Chanson geht. Allerdings nach der Hälfte geht es musikalisch dynamisch nach vorne und es werden auch elektronische Elemente integriert und es wird schnell klar, dass die Formel Französin = Französisch = Chanson hier überhaupt nicht aufgeht.
Anne Paceo, französische Schlagzeugerin, Sängerin und Komponistin, verleugnet nicht ihre Herkunft, geht aber immer wieder über ihre französischen Wurzeln hinaus. Sie ist eher in der Kategorie Weltmusikerin einzuordnen. Integriert jazzige Module ebenso wie elektronische Elemente zu kleinen Kunstwerken, wie bei ´Inside´, wo es auch experimentell wird, ohne den Songrahmen zu sehr zu verlassen.
Der verfremdete Gesang von ´Sedra´ schafft Raum für Unruhe und Bombastisches. Beeindruckend ist dabei, dass bei aller Abwechslung und Experimentierfreude alles trotzdem noch organisch und warm klingt, was auch an der variablen Stimme von Anne liegt. Nun ´Aube Marine´ stellt die Hörerin / den Hörer schon vor gewisse Herausforderungen, klingt dann doch ziemlich “frei”.
´Love Song´ bringt einen dann wieder auf die Erde zurück mit zartem Klavierspiel und viel Schönheit. Das ist einfacher zu goutieren, aber nur auf den ersten Höreindruck simpel, denn im Hintergrund brodelt es schon wieder. Nach einem Portugal Besuch hat Anne maritime Themen wie das Tauchen entdeckt und stöhnt, hechelt und schreit und trommelt sich in ´The Diver´ durch den Song.
Bei ´Restless´ übernimmt Sänger Piers Faccini und bringt zarte maskuline Elemente ein, bevor die Instrumente in ein rauschartiges Spiel verfallen. Die Songreihenfolge ist intelligent aufgebaut und bietet immer wieder unterschiedliche Stimmungen an. ´Mantha´, dem Ozeanriesen gewidmet, taucht die Konsumenten im Ozean unter, hat dabei etwas sehr Leichtes. Das zerbrechliche und betörende ´L’Ecume´ führt zum Outro über und beendet ein musikalisch sehr reizvolles und anspruchsvolles Album.
Ein äußerst spannender 13-Lieder-Reigen, bei dem man von Song zu Song nie so richtig weiß, wohin die Reise hingeht. Eingespielt von absolut virtuosen Musikerinnen und Musikern. Sehr eigenständige Musik.
(8 Punkte)