
VENOM – The Seven Gates Of Hell – Singles 1981-1985
2003/2025 (High Roller Records) - Stil: NWoBHM
Zwischen 1981 und 1985 veröffentlicht die klassische Besetzung von VENOM sieben Singles bei “Neat Records” – vielleicht eine für jedes der Sieben Tore der Hölle – und markiert damit eine goldene Phase der Bandgeschichte. Damit festigen sie ihren Platz in der Hall of Fame des Metal, indem sie ein eigenes Genre begründen, das später als Maßstab für extreme und Black Metal-Bands dient. Nicht schlecht für eine Band, die mit sehr begrenzter Erfahrung zusammengefunden hat, deren Frontmann zuvor nur als Coverkünstler für FISTs 7″-Single ´Name, Rank And Serial Number´ bekannt ist.
Indem sie ihre Herkunft unter Verschluss halten, verleihen VENOM sich selbst ein geheimnisvolles Image. Die Musiker – Bassist und Sänger Conrad Lant, Gitarrist Jeffrey Dunn und Schlagzeuger Antony Bray – nehmen die Bühnennamen Cronos, Mantas und Abaddon an, um den Mythos um sie zu verstärken.
In jenen Tagen gibt es nur Radio-Airplay oder Berichte in der Musikpresse, um eine Band populärer zu machen. Da VENOM kaum nennenswerte Konzerte spielen, gibt es kaum berichtenswerte Shows und nur wenige Fans, die die Musik weitertragen. So tauchen sie nahezu aus dem Nichts auf, als die Single ´In League With Satan´ im April 1981 in den Läden erscheint.
Hier beginnt die Reise durch die „Seven Gates“. ´In League With Satan´ (April 1981, „NEAT 08“) ist roh und chaotisch, tribalartige Drums treiben Cronos’ Stimme wie einen Dämonen auf Speed voran, während der Bass wie eine rostige Kreissäge knarzt. Die B-Seite ´Live Like an Angel´ fügt einen ironischen Glam Rock-Einschlag hinzu. Die Single erscheint mit Cronos’ Coverzeichnung, einige Exemplare tragen allerdings den Fehldruck ´In League With Satin´.
Nach Abaddons Erinnerung sind die ersten Sessions bei “Neat Records” ohnehin von Improvisationen geprägt: Bierkästen im Studio, Kabelsalat, selbstgebaute Pyros, und die Aufnahme ist so laut, dass der Techniker das Studio verlässt. Cronos hat das Schlagzeug gerade erst gekauft, keinen Unterricht erhalten, und entwickelt den Rhythmus aus allem außer der Snare.
Im Vergleich zu anderen Bands wie TYGERS, FIST oder RAVEN befinden sich VENOM in einer Außenseiterrolle. Während die Konkurrenz bereits Erfahrungen in Clubs sammelt, tauchen VENOM einfach mit dieser Single auf, spielen ein paar Gigs, und plötzlich bricht der Hype los. Selbst wenn einige Leute ihre Musik hassen, wird nichtsdestotrotz immer mehr über VENOM gesprochen.
Auch das erste VENOM-Logo löst bei “Neat Records” Diskussionen aus. Labelbesitzer Dave Wood kann es zunächst nicht lesen, aber Abaddon erkennt darin genau das, was VENOM bezwecken – die Leute greifen in den Läden schon deshalb danach, um herauszufinden, wer oder was das ist.
Die meisten Mainstream-Musikmagazine verstehen die Band jedoch nicht oder ignorieren sie. “Kerrang!” beschreibt VENOM in der Rubrik „Armed And Ready“ als drei Musiker mit lächerlichen Namen, die sich in eine teuflische Richtung bewegen. Das “Sounds” erkennt hingegen sofort das Potenzial der Band und schreibt, dass ´In League With Satan´ die Konkurrenz in den Schatten stellt und das beste Hörerlebnis des Genres seit BLACK SABBATHs ´Iron Man´ ist.
Der Erfolg der Single ebnet schließlich den Weg für VENOMs Full-Length-Debüt. ´Welcome To Hell´ erscheint Ende 1981, erhält fünf Sterne in “Sounds” und wird als möglicherweise heftigste jemals veröffentlichte Heavy-Platte gelobt.
1982 spielen VENOM ihr erstes richtiges Konzert in Poperinge, Belgien, und veröffentlichen im zweiten Halbjahr die Single ´Blood Lust´. Obwohl die Single ursprünglich für eine andere Band vorgesehen ist, erhält sie die Auszeichnung zur „Single Of The Week“, da sie laut, aggressiv und aufrüttelnd wirkt.
So öffnet sich das zweite Tor, ´Blood Lust / In Nomine Satanas´ (August 1982, „NEAT 13“) – ein Splatterfilm in Riff-Form. ´Blood Lust´ ist schnell und furios, während ´In Nomine Satanas´ sehr direkt und ein persönlicher Band-Favorit ist. Für Abaddon muss jede Single aus neuen Ideen entstehen, weil sie es nicht mögen, die gleichen Songs zu wiederholen.
Unterdessen eskaliert bei einer legendären Kobra-Fotosession mit Fin Costello mal wieder die ganze Szene. Als die Schlange aus dem Glaskasten entkommt, rennen die Musiker kreischend durchs Studio. Abaddon bewertet die Situation rückblickend recht ernst, aber zugleich auch als sehr spaßig.
Mit dem dritten Tor, ´Die Hard / Acid Queen´ (Mai 1983, „NEAT 27“), zeigen VENOM einen einfachen, aber effektiven Schlachtruf zu ´Die Hard´, mitgröltauglich wie ein Straßenkampf-Chor, während ´Acid Queen´ als trashig-psychedelischer Bastard beweist, dass die Band auch schräg sein kann.
Die Attitüde von ´Die Hard´ spiegelt für Abaddon die ersten Live-Gigs: Kronleuchter explodieren, Rauchbomben lassen den Strom ausfallen, und das Publikum flieht aus dem Keller. Gleichzeitig betont er, dass die Band inzwischen besser wird, Mantas auf der Gitarre stärker ist, er selbst bessere Drumkits nutzt und die Herangehensweise reifer wird.
Das vierte Tor, ´Bursting Out / Warhead / Lady Lust / Seven Gates of Hell´ (Januar 1984, „NEAT 38“), zeigt VENOMs kompromisslose Seite. ´Warhead´ ist ein ikonischer Anti-Kriegs-Song, ´Seven Gates Of Hell´ klingt wie eine Offenbarung, jedes Stück ein weiteres Tor zur Verdammnis.
Besonders eindrücklich schildert Abaddon in jener Zeit die erste USA-Tour: selbstgebastelte Pyros reißen Krater in die Bühnen, während Backlines brennen und ´Warhead´ als Soundtrack-Bombe inszeniert wird. Hinzu kommt, dass die Cover in mehreren Varianten erscheinen, darunter Bleistiftporträts und limitierte blaue Vinyl-Ausgaben.
Das fünfte Tor, ´Manitou / Woman / Dead Of The Night´ (Oktober 1984, „NEAT 43“), verbindet Mystik und Skandal. ´Manitou´ wirkt entsprechend mystisch und fremdartig, ´Woman´ und ´Dead Of The Night´ dreckig und gefährlich.
Zur gleichen Zeit berichtet Abaddon von einer Fotosession, bei der Cronos halb nackt, an Ketten gelegt, mit einer Domina posiert. Außerdem hebt er hervor, dass der Mittelteil von ´Manitou´ spontan mit Timpani entsteht, wodurch der Song seine mystische Aura erhält.
Das sechste Tor, ´Nightmare / Satanachist / F.O.A.D.´ (Oktober 1985, „NEAT 47“), ist ein fiebriger Horrortrip. ´Satanachist´ bereitet die Grundlage für Speed Metal, während ´F.O.A.D.´ VENOMs Philosophie pur verkörpert – keine Kompromisse, nur Hass und Spaß zugleich.
Unvergessen bleiben für Abaddon chaotische Interviews in Radiostudios: Cronos springt durch Glasscheiben, Blut ist überall, und eine weiße Leder-Limousine wird ruiniert. Das erste offizielle Musikvideo entsteht in „Lumley Castle“ und visualisiert den Horror-Charakter der Single.
Das siebte und letzte Tor, ´Hell At Hammersmith´ (Dezember 1985, „NEAT 53“), dokumentiert VENOM live in London. Es folgen chaotische Gigs mit fast brennenden Venues und Stromausfällen, bei denen die Band unbeirrt weiterspielt. Jeder Gig ist ein Pulverfass, jede Show ein Risiko – ´Hell At Hammersmith´ ist Realität.
Diese sieben Singles – von ´In League With Satan´ bis ´Hell At Hammersmith´ – legen den Grundstein für VENOMs Legendenstatus. Jede Veröffentlichung spiegelt ihre rohe Energie, kreative Kühnheit und unerschütterliche Haltung wider: Drei Typen aus Newcastle, die den Black Metal erfinden und neue Maßstäbe setzen.
Die Sammler-Edition von „High Roller Records“ aus dem Jahr 2025 setzt diesem Epos die Krone auf. Die Kompilation ist für VENOM-Jünger ein Ritualobjekt: Das 180g schwere ´Black Double Vinyl´ ist massiv, schwer und unzerstörbar wie Abaddons Drums. Auf 500 Exemplare streng limitiert, öffnet es ein Tor zur Hölle – nur für Auserwählte. Das 425 gsm „Heavy Cardboard Cover“ mit 12 mm Rücken liegt in der Hand wie ein Sargdeckel.
Zwei A5-Kartensets in einem speziellen Umschlag, jeweils drei Karten pro Set, dienen als seltene Memorabilia für den Altar. Ein 28-seitiges Booklet enthält Fotos, Hintergrundinformationen und einen 5.000-Wörter-Essay basierend auf einem neuen Interview mit Abaddon.
Ergänzt wird die Edition durch zwei Poster: ein doppelseitiges „A1-Poster“, groß genug, um ein Schlafzimmer in eine Kathedrale des Chaos zu verwandeln, und ein doppelseitiges „A2-Poster“, doppelt höllisch.
Die Soundqualität krönt die Edition: Patrick W. Engel übernimmt Recherche, Transfer und Audio-Restauration im “Temple of Disharmony”, während „SST Germany“ das Schneiden auf Neumann-Maschinen vornimmt. Das Ergebnis ist eine ultimative, rohe und lebendige Audiowiedergabe, die den Hörer direkt in die explosive Atmosphäre von VENOMs frühen Singles hineinzieht – ein würdiger Höhepunkt eines legendären Kapitels in der Geschichte des Black und Heavy Metal.
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