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WUCAN – Axioms

2025 (Long Branch Records/SPV) - Stil: Hardrock

Es gibt Bands, die bleiben einfach Relikte. Und es gibt WUCAN, jene Dresdner Formation, die seit bald zehn Jahren beweist, dass aus Tradition Zukunft wachsen kann. Francis Tobolsky, die charismatische Frontfrau mit Stimme, Flöte und Theremin, führt ihre Gefährten Alexander Karlisch am Bass, Philip Knöfel am Schlagzeug und Tim George an Gitarre und Keyboards auch auf ihrem neuen Werk ´Axioms´ auf jenen wilden Tanz zwischen Vergangenheit und Gegenwart, den man nur schwer in Worte fassen kann.

´Axioms´ eröffnet mit ´Spectres Of Fear´ wild und zügellos. Während Francis Tobolskys Flöte den leidenschaftlichen Ritt mit federnden Linien begleitet, bricht das Schlagzeug los wie in klassischen Tagen. Hardrock trifft auf Krautwiese, alles treibt, alles lebt. ´Irons In The Fire´ nimmt diesen Schwung mit, noch glühender, noch bissiger, mit einem melodischen Bass der Funken schlägt sowie mit einem Gitarren- und Theremin-Solo.

Danach zieht ´Wicked, Sick And Twisted´ die Plateauschuhe an, weil Bass und Drums den Funk auf den Tanzboden schieben. Plötzlich klingt der Ostrock wie “Studio 54” im Weltraum. ´KTNSAX´ legt kühl nach, elektronisch flirrend, mechanisch stampfend, abgehackt gesungen (“Friede den Hütten, Krieg den Palästen!” auf links gezogen), aber trotzdem unwiderstehlich tanzbar.

Und dann das deutschsprachige Kleinod ´Holz auf Holz´. Quasi RENFT im Flöten-Duett mit JETHRO TULL, ein Stück, das klappert und gleichzeitig den Geist des Ostrock beschwört, ohne altertümlich zu klingen. Es ist der Beweis, wie tief WUCAN ihre Wurzeln freilegen und sich von ihnen treiben lassen.

Nun wird es wieder wild, denn ´Pipe Dreams´ wächst wie ein Traum aus Rauch und Schweiß, hymnisch und mitreißend. Der Titelsong ´Axioms´ beginnt jedoch balladesk, um dann die Schleusen für ein Prog Rock-Gewitter zu öffnen, in dem Flöte und Gitarre umeinander kreisen. Schließlich krönt ´Fountain Of Youth´ mit einer überragenden Francis Tobolsky den großen Schlussakt. Der Song steigert sich Schritt für Schritt, bis alles vor Lebenslust und Spielfreude überläuft. Hier feiert eine Band sich und ihre eigene Gegenwart.

Der Klang des Albums ist warm und direkt, analog wie frisch entstaubte Röhrenverstärker. Doch WUCAN generieren mit ´Axioms´ nicht bloß eine weitere Platte im Retro-Zirkus. Sie zeigen, dass Leidenschaft und Freiheit keine verstaubten Formeln sind. Und sie spielen, als hätten sie die Siebziger nie verlassen und doch nie betreten – ein Paradox, ein Zauber, ein Axiom.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/wucanmusic


Pic: Joe Dilworth
(VÖ: 29.08.2025)

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