
RAVINE – Chaos And Catastrophes
2025 (Ripple Music) - Stil: Power-Groove Sludge Blues
Was geht in Portland, Oregon? Wann kommt eine neue DANAVA und wann die US Heavy Metal-Götter wieder auf Tournee? Ist egal? Warum? Weil wir gerade die nächste Heavy-Sensation aus dieser Quelle der Inspiration vor die Mütze geknallt bekommen und das von den Irrsinnigen bei “Ripple Music”. Und RAVINE legen auf ihrem Debüt echt los wie die Götter.
Sie sind tatsächlich Doom und auch irgendwo Heavy Metal, aber beides sicher nicht im Sinne von schmeichelhafter Melodik und pompösen Heldenepen. Der rostige, dreckige Gesang, oft mehr Sprechgesang, rotzt schon Mal voller Wut aus den Boxen und wenn sich die Band für majestätisch wogende Riffs entscheidet, dann wogt hier glühende, dampfende Lava.
Die brodelnden Gitarrenläufe schmelzen Dir förmlich das Gesicht weg und diese grantige Stimme kommandiert Deine Seele ab auf eine Himmelfahrtsmission ohne Wiederkehr. Und dann entfesseln RAVINE eruptive Gitarrensoli, mal knapp und umso schmerzvoller, mal genüsslich ausladend Deinen Geist peitschend. Wären da nicht immer mal Augenblicke von urklassischem Heavy Rock ohne Glam- und Popappeal jedoch, die versöhnlich zu Bier und Barbecue rufen, diese Platte wäre unser aller spiritueller Untergang.
Für Doom sehr schwungvoll, könnte man meinen. Aber rasch fangen die Burschen an, durch den Vulkanschlamm am Boden zu kriechen. Rollende schmutzige Akkorde und Feedbacks dazwischen zermalmen einen dabei ohne Gnade. Wo 1969, 1970 das Saatgut für diesen kochenden Sound erstmals ausgebracht und mit bluesrockender Erdigkeit und Coolness veredelt prachtvoll gedieh, ist dann nach Jahrzehnten von Mutation und Misswuchs schon in den 90ern ein schmierig widerlicher Ableger für modrigen Sumpfboden seines Weges gewachsen. Und da setzen RAVINE nun an. Im Grunde sind sie ja schon wieder klassisch retro mit ihrer Musik. Im Grunde sind sie auch klassisch Doom, nur eben faszinierend und angenehm hässlich, schmerzhaft und lustvoll brutal.
Wenn diese Platte mit Dir durch ist, hast Du einfach nicht mehr den Willen, andere Musik zu hören. Du fühlst Dich schlicht an den äußersten Rand der ertragbaren Gefühle versetzt und willst diese Extreme vorerst nicht missen und auskosten.
Ich bin ja Doompurist und allein deswegen liebe ich diese Platte. Sie ist Doom in wunderbarer Reinheit, nur seelisch komplett zerstört, in Trümmern liegend und vom beißenden Duft von Schwefeldampf und dem Gestank des Verfalls umweht. Erschreckende, verstörende Musik. Wie Doom einst von den Boys aus Birmingham angedacht war. Angenehmen Grusel noch.
(9 Punkte)