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BAD COMPANY – Burnin’ Sky

1977/2025 (Analogue Productions/Atlantic 75 Series) – Stil: Hard/Blues Rock

Nach dem durchschlagenden Erfolg von ´Run With The Pack´ meldeten sich BAD COMPANY im Frühjahr 1977 mit ´Burnin’ Sky´ zurück. Entstanden im Sommer zuvor im “Château d’Hérouville” in Frankreich, diesmal unter der Leitung des jungen Toningenieurs Chris Kimsey, wirkte das vierte Studioalbum rauer, kantiger und zugleich mutiger. Die Veröffentlichung wurde bewusst hinausgezögert, um dem Vorgänger nicht in die Quere zu kommen. Der kommerzielle Erfolg blieb dieses Mal zwar hinter den Erwartungen zurück, doch ´Burnin’ Sky´ zeigt eine Band, die sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruht, sondern sich neue Freiräume erarbeitet.

Auch optisch setzte das Album ein Zeichen. Das vom 1969er Western “The Wild Bunch” inspirierte Cover gibt dem Werk ein cineastisch-herbes Gesicht – so eindrucksvoll, dass es später sogar im Film “Almost Famous” eine Referenz fand. Und auch musikalisch offenbaren BAD COMPANY neue Seiten. Die Songs wirken stellenweise entspannter, verspielter, dabei aber nie orientierungslos. Trotz Tourmüdigkeit und kreativer Erschöpfung lassen sich die vier Musiker auf Experimente ein, bleiben dabei aber stets ihrem bluesgetränkten Kern treu.

Der Auftakt ist ein Paukenschlag und eine ihrer stärksten Albumeröffnungen überhaupt, denn ´Burnin’ Sky´ wird dramatisch und treibend von donnernden Wettergeräuschen eingeleitet. Mick Ralphs legt kraftvolle Gitarrenflächen unter Paul Rodgers’ gewohnt markanten Gesang – das Stück ist der Fels in der Brandung des Albums. Danach gleitet ´Morning Sun´ fast schwerelos in ein völlig anderes Terrain. Akustikgitarren und eine sanfte Flöte erschaffen ein friedvolles Klangbild mit leicht östlicher Note. Ein nachdenklicher, unaufgeregter Song mit FREE-Anklängen.

Doch ´Leaving You´ folgt der klassischen BAD COMPANY-Formel, bleibt aber zurückhaltend und wird vor allem durch Paul Rodgers’ gefühlvolle Vocals getragen. ´Like Water´, eine alte Komposition aus Paul Rodgers’ PEACE-Zeit, entfaltet sich langsam und schwebt auf weichen Orgelteppichen. Die musikalische Struktur ist offen, fast schon meditativ, bevor das Stück zum Ende hin an Dynamik gewinnt.

Mit ´Knapsack´, einer skurrilen Lo-Fi-Version des Volkslieds ´The Happy Wanderer´, erlaubt sich die Band einen augenzwinkernden Zwischenruf, direkt gefolgt vom charmant-verrückten ´Everything I Need´. Dieser fast doo-wop-artige Rock’n’Roll mit gesprochenem Zwischenpart tanzt aus der Reihe, bleibt aber dank Spielfreude und Ironie im Ohr.

Die zweite Scheibe startet mit dem lässig groovenden ´Heartbeat´, bei dem Boz Burrells Bass besonders hervorsticht. ´Peace Of Mind´, von Simon Kirke geschrieben, ist eine gefühlvolle Pianoballade mit angenehmer Zurückhaltung. ´Passing Time´ überrascht als kurzes, melancholisches Kleinod, kaum zweieinhalb Minuten lang, aber mit bleibendem Eindruck.

Mit ´Too Bad´ zieht Mick Ralphs das Tempo wieder an, ein gradliniger Rocker mit bissigem Riffing und klassischem BAD COMPANY-Drive. Auch ´Man Needs Woman´ schließt sich rhythmisch an, nicht spektakulär, aber solide, veredelt durch ein Saxofonsolo von Mel Collins, das den Song abrundet. Das Finale gehört ´Master Of Ceremony´, einer siebenminütigen, hypnotischen Jam-Session mit funkigen Untertönen, jazzigen Ausbrüchen und improvisiertem Text. Ein ungewöhnlicher Abschluss, der das Album auf ungewohnt freier Note ausklingen lässt.

´Burnin’ Sky´ ist das ehrliche Statement einer Band, die nach vielen hektischen Jahren den Fuß vom Gas nimmt, sich aber nicht zurücklehnt. Die Songs sind vielfältiger, aber genau darin liegt der Reiz. Titel wie ´Burnin’ Sky´, ´Morning Sun´, ´Passing Time´ oder das verspielte ´Everything I Need´ zeigen BAD COMPANY von einer anderen Seite, offener und experimentierfreudiger. Kein Meilenstein vielleicht, aber ein spannendes Kapitel im Schaffen dieser Ausnahmeband und ein vielschichtiges Werk, das mit jedem Hördurchgang gewinnt.

 

Dieses Ausnahmewerk erscheint derzeit zum 75-jährigen Jubiläum von „Atlantic Records“ wieder auf Vinyl. Dem haben sich „Analogue Productions“ angeschlossen und veröffentlichen die Scheibe ihrerseits auf einem 180g schweren Doppel-Vinyl mit 45 rpm, natürlich gepresst bei „Quality Record Pressings“, von einer One-Off-Tape-Kopie durch Ryan K. Smith gemastert, in einem wunderbar dicken Tip-on Gatefold Double-Pocket Jacket. Die bekannte Zusammenarbeit von „Acoustic Sounds“, „Analogue Productions“ und „Quality Record Pressings“ führt zu diesem unglaublichen Sound, so dass diese atemraubende Pressung wieder einmal nur als herausragend bezeichnet werden kann.

https://www.facebook.com/officialbadcompany

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