
Hopfen, Malz und die Pfalz – Gott erhalt’s! Mir Pälzer sinn schunn e eischenes Völksche.
Der FCK scheißt trotz aller Chancen einen dicken Haufen auf die erste Bundesliga, unser Otti hat längst seinen One-And-Only-Metal-Late-Night-Podcast ´Der Metal Keller´ etabliert, VANDEN PLAS (im Nachbarland Frankreich Weltstars) spielen endlich mal wieder auf heimischen Bühnen und sogar im legendären, jedoch in Erzfeindesland Monnem befindlichen 7ER CLUB, LORD VIGO haben gerade die Diskussionen und Gemüter erhitzt mit ihrem für True Metalheads schwierigen Meisterwerk, just danach reformieren sich THE BEAUTIFUL DEAD, WARFIELD stehen mittlerweile kurz vorm absolution Durchbruch und schon kommen die anderen unberechenbaren Pfälzer ADORNED GRAVES in dieser christlichen Stunde mit einer neuen EP um die Ecke.
Und der Kenner weiß spätestens seit Forrest Gump und den letzten Scheiben ´The Earth Hath Opened Her Mouth´ und ´Being Towards A River´, was ihn erwartet: ADORNED GRAVES sind wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt. Man kann sich jedoch jederzeit gewiss sein, dass es sich um ein feinstes Konfiserieprodukt handelt, statt um massentauglichen Mainstream-Fraß.
So auch diesmal, wenngleich die größte Überraschung diesmal die Homogenität der fünf Songs ist – sprich: ADORNED GRAVES waren in einer klassischen, melodischen Metalstimmung, statt den Hörer mit Thrash, Doom und allerhand verschiedenen Atmosphären in den Wahnsinn zu treiben. Somit darf diesmal Gevatter True mit seiner holden Powerina zuschlagen, die sonst das Weite suchen, wenn’s zu hart oder zu schleppend wird.
Oh ja, liebe Schwestern und Brüder und alles dazwischen: Diese fünf Lieder sind gemacht für all‘ jene, die ARTILLERY und HADES am schönsten finden, wenn satte Melodien erstrahlen und über RIOT, FIFTH ANGEL oder den späteren ANGEL DUST bis hin zu unseren legendären HEAVEN’S GATE sowieso nichts kommen lassen. Schon erstaunlich, dass gerade unser Krawallfreund Deafon drei dieser wunderbaren Metalperlen geschrieben hat, während wir ja wissen, dass „nie-wieder-Metal“-Wormser es sowieso kann. Und nebenher hat er zu der bereits als konstanten Gast bekannten BRIDE–Legende Dale Thompson noch einen Sänger aus dem Ärmel geschüttelt, mit dem wohl so gar niemand rechnen konnte, aber den viele mittlerweile schon live erleben durften: TAILGUNNER-Sirene Graig Cairns.
Eigentlich wäre exakt jetzt der Zeitpunkt für einen Cut, da es an und für sich total unsinnig erscheint, noch irgendwelche Superlative oder Kaufentscheidungen runterzubeten, aber der Chefredakteur sieht mich gerade fassungslos durch den digitalen Äther an und gibt unverständliche Japanzeichen. Also gut, während der Clevere unter Euch gerade das Teil bestellt, für den Rest die Titel:
´Argument From Reason´ – am Anfang war das Riff. Fett, fetter, am Fettesten. Und sie sahen, daß es gut war. Eineinhalb Minuten lang braten Cailen Leif und Wout euch ihre Gitarren mit Läufen und Soli um die Ohren, daß man sich fast wünscht, dieses Manra würde niemals enden. Doch wenn sich die Nummer zum endgeilen Bastard aus melodischen ARTILLERY und HADES entwickelt, ist die Stimmung erstmal auf dem absoluten Höhepunkt.
´Dream I´ – Verdammte Axt, was geht nun ab? Man denkt sofort an RIOT und dass ´Thundersteel´ ab jetzt nur noch beim Seniorennachmittag im Tanzkaffee Flocke gespielt wird. Gastsänger Dale von BRIDE zeigt hier zusammen mit Graig, was eine verteufelte Harke ist und dass nicht nur die Todds dieser Welt Eier haben. Alter Lachs, was für zwei Wäscher haben ADORNED GRAVES da schon zu Beginn auf die Bangerschaft losgelassen. Dazu beten gegen Ende des Songs die flirrenden Flitzegitarren noch einen Psalm von den besten HELLOWEEN des Alten Testaments, die es je gab.
´Mourning Town´ – Es kann nicht in diesem Tempo weitergehen und das ist gut so. Ein Stampfer, der dich den Heiligen Taucher beschwören lässt und hervorragend zur Stimme von John Jaycee Cuijpers (der auch schonmal als Gast ein Stelldichein hatte) passen würde, entfaltet sich zu dem wunderbaren Schmetaling, den man auf den letzten beiden FIFTH ANGEL Alben vergeblich gesucht hat und obendrein noch ein Fitzelchen gezielt geworfene STRYPER-Bibel beinhaltet. Ganz groß.
´Legacy Of Worms´ – ob das Erbe von Würmern oder Wout gemeint ist, bedarf einer nähere Betrachtung der Lyrics. Ein starker Song, der besonders aufgrund der Melodieführung spontan keinerlei Vergleiche zu irgendwelchen Bands aufkommen lässt und demnach 100% ADORNED GRAVES ist.
´The Abyss´ – konnte ich anfangs ebenfalls nur als typischen ADORNED GRAVES-Titel analysieren, bis es mir wie Schuppen aus den Haaren fiel: Die Gesangslinien klingen, als ob der Messiah persönlich der Band einen Psalm aus dem Buch Marcolin überlassen hätte, mit der Bitte, ihn schneller als Powerboliden zu intonieren, um keinerlei Vergleiche zu seiner einstigen Doom-Combo aufkommen zu lassen. Hammerabschluß.
Fünf Lieder, um euch zu knechten. Fünf Lieder, die lautstarke Frohlockungen hervorrufen. Fünf Lieder für die gehobene Metallerin und ihren Droog mit Anspruch. Fünf Lieder, die unterstreichen, welchen Ausnahmestatus ADORNED GRAVES in einer Szene innehaben, die dringend Ideenreichtum und Abwechslung braucht. Fünf Lieder, die auch Ende des Jahres noch als Top-Of-The-Bill-Hits des Jahres 2025 gehört werden.
P.S.: Da wir Pfälzer schon ein eigenes Völkchen sind und mitunter auch obskure Vertriebswege beschreiten, erkundigt ihr euch am Besten über Facebook oder direkt bei der Band nach der EP – es sei denn, ihr wollt eure vielen Aussie-Dollars loswerden.
für euch geträumt haben:
Cailen Leif Graever – Rhythmusgitarre, Gesang, Texte
Deafon Graever – Schlagzeug, Gesang, Texte
Lupus Veruta – Bass
Wout Wormser – Leadgitarre, Gitarre, Produktion
adorned-graves.de
facebook.com/AdornedGraves
adornedgraves.bandcamp.com