
INGI BJARNI – Hope
2025 (Losen Records) - Stil: Jazz
Neun Stücke, vier Musiker und ein Album, das einen nicht einfach tröstet. ´Hope´, das siebte Album von Ingi Bjarni Skúlason, einem Pianisten und Komponisten aus Island, regt zum Nachdenken an. Es ist ein tiefgründiges Album über Erinnerungen und Trauer, aber auch über Hoffnung und die Kraft, weiterzumachen. Die meisten Songs stammen aus dem Jahr 2021, als die Mutter von Bjarni Skúlason gestorben ist. Das verleiht der Musik einen klaren melancholischen Ton.
Der erste Track, ´Hope´, wird von Anders Jormins tiefem Bass getragen. Er fühlt sich fast wie eine schwere Last an, während Ingi Bjarni mit seinen klaren Akkorden, Hilmar Jensson mit strahlenden Klängen an der Gitarre und Magnús Trygvason Eliassen am Schlagzeug wie der unsichtbare Faden versuchen, mit klaren Strukturen alle Last zu nehmen. Mit ´Uplift´ kommt noch mehr Bewegung ins Spiel. Es hat eine volksliedartige Note. Hilmar Jensson und Anders Jormin arbeiten Hand in Hand, während sich Magnús Trygvason Eliassenals Fundament für die Freiheit verbürgt.
In ´Chant´ zeigt Ingi Bjarni sein Gespür für das Wesentliche. Auf ein freies Intro folgt eine fast sakrale Melodie, da bleibt kaum für die Gitarre, kein Raum für das Unwesentliche, nur für die essenzielle Musik. Das in einer Kathedrale entstandene ´Eftir Allt´ lebt ebenso von sakralen Harmonien, sparsamen Töne und respektvoller Stille. Der Rhythmus wirkt entrückt und alles wirkt sehr nachdenklich. ´Hægur Dans´ beginnt hernach mit einem kontrollierten Rhythmus, ehe Hilmar Jensson die Harmonie aufbricht und Anders Jormin weiter sanft antreibt.
In ´April Dreams´ wird der Blues frisch interpretiert. Merkwürdige Intervalle und eine kantige Melodie zeigen eine zurückhaltende Virtuosität. In ´Continuation´ gerät ein folkloristisches Thema gewollt ein wenig aus den Fugen. Eine leise, melancholische Note transportiert ´Desember´. Hilmar Jensson spielt sehr nuanciert, während Ingi Bjarni gefrorene Emotionen transportiert. Das Werk endet mit ´Escaped´ allerdings auf einer explosiven Note.
In der Summe ist ´Hope´ ein Album mit Tiefe. Die vier Musiker treten gleichwertig als Quartett auf, nicht einfach als Begleiter des Hauptprotagonisten. Ingi Bjarni Skúlason gibt allen genügend Raum, wodurch ein Werk entsteht, das mit Balance und emotionaler Echtheit spielt.