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DUN RINGILL – 150 – Where The Old Gods Play – Act II

2025 (The Sign Records) - Stil: Doom

DOOMDOGS, THE ORDER OF ISRAFEL, so richtig klingeln wird es kaum beim Mainstream. Aber beide Kapellen waren schon coole Doom und Heavy Rock Truppen aus dem Westen Schwedens. Und nun sind zwei Doomhunde zusammen bei dieser Kapelle gelandet, die mich einfach mal so überwältigt hat.

Alle vier Alben mussten nach der Entdeckung her und mit dem neuesten Werk will ich Euch zuerst behelligen. Wir bekommen hier Doommetal vorgesetzt. Ist ja nun auch echt nichts neues. Ist nicht spektakulär innovativ. Ist einfach nur überwältigend.

Bassist Patrik, der auch schon bei THE ORDER OF ISRAFEL und den DOOMDOGS mitwirkte, ist einer der Meister hier, auch wenn er eher im Hintergrund wirkt. Mein Lieblingsstück ist ´The Robe And The Crown´, das solch eine Tragik in die Melodien legt, man möchte auf der Stelle zusammenbrechen und seine Seele ausweinen. Er spielt hinter den massiven Gitarrenläufen, die zuweilen tatsächlich Melodien mitbringen, denen so eine Art typisch schwedische Atmosphäre anhängt und die mit mehr Schwung gespielt sogar leichtfüßige Folksongs ausmachen könnten. Nicht hier. Der Song ist komplett schwermütig, weidwund, schleppend, kriechend. Er windet sich trauernd im Todeskampf und bringt dennoch wunderschöne Momente mit sich, wo die Orgel mit Teppichen für feierliche Stimmung sorgt und wo hier und dort Flöten einen ganz eigenen Zauber einbringen. Sänger Tomas grollt rau und dreckig, dennoch melodisch wie wahnsinnig vor Schmerz. Hammer.

Das nachfolgende ´Dark Clouds Are Rising´ ist dann, wie von der Band erwähnt von IRON MAIDEN und alten KILLING JOKE inspiriert, eine flotte, treibende Nummer. Cool, hypnotisch, feurig im Beat, wütend und leidenschaftlich, immer hymnisch in ihrer Gesamtheit. Und trotz flotterer Rhythmik eine Doomnummer. Wer sich hierbei fragend am Kopf kratzt, möge bitte alte SAINT VITUS hören. Die Inspirationen kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber gut. Toller Abgehsong zwischen den herrlich wogenden Doombrocken.

Fuck, DUN RINGILL, benannt nach einem JETHRO TULL-Song vom 79er ´Stormwatch´-Album, sind so verdammt catchy und einprägsam. Die schreiben HITS und das am Stück. ´My Father´ ist so einer. Doom, ganz klar, coole Hammond-Orgel unter den Gitarren übrigens, aber mit beseelten Folkmelodien bestückt, die halt nur zähflüssiger in Erscheinung treten. Die Leadgitarre haut natürlich ein machtvolles, klassisch melodisches Solo drüber. Ich bin im Himmel.

Mir wurde diese Band ursprünglich als Stoner vorgesetzt, was so komplett daneben haut. Metal, Leute, METAL. Doommetal. Da gibt es kein Vertun. Die Gitarrenleads zerreißen mir beinahe die Seele mit ihrer Intensität. Puristen könnten sich am Orgelpomp und den Schnörkeln stören oder hätten lieber slow monoton kriechende Düsterriffs. Aber die Folkelemente machen sich geil, die Melodien in den Gitarrenläufen. Bei Odin, CANDLEMASS vor 40 Jahren hatten nun auch sehr schwer walzende und doch melodische Riffs am Start. DUN RINGILL nutzen halt einfach noch traditionellere Harmonien. Aber so schaffen sie eternale Hymnen.

Klang und Spiel sind hier natürlich grandios. Die Band ist verspielt und doch tight auf dem Punkt, der Sound fett und lebendig, wuchtig und transparent. Sogar das Schlagzeug klingt echt, was ja viele Produktionen einfach nicht mehr hergeben. Aber da der Trommler Neil hier gerne verschiedene Fills einbringt und eben hinter den Gitarren ganz abgefahrene Rhythmusfiguren aufbaut, muss man ihn auch entsprechend nach Mensch klingen lassen.

Diese Band hat etwas, sie hat Spirit. Doom wird immer vom Spirit leben, egal, ob nun der vom 70s Heavy Rock oder der vom klassischen 80er Heavy Metal beeinflusste Doom. Doom ist auch keine Musik, die zu spielen man sich aus einer Laune heraus aussucht. Für mich ist der reine Doom in Blut und Seele eben auch die spirituellste Variante schwerer harter Rockmusik. Selbst dann noch, wenn akustische Gitarren, Flöte und Vogelzwitschern eine folkige Elfenstimme begleiten. Die Gastsängerin ist absolut wow. Und das unter zwei Minuten. Erinnert mich an die abartig schönen Düsterballaden mit Sängerin, die vor über 30 Jahren die ´Crestfallen´-EP und das ´Serenades´-Album von ANATHEMA schmückten. Kurz, aber umso eindringlicher. Schade, dass hiernach nichts mehr kommt und die Platte “nur” 39 Minuten auf die Waage bringt. Aber die haben es in sich.

Absolutes Meisterwerk. 10 Punkte

https://www.facebook.com/DunRingillSwe

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