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BEN GRANFELT – It’s Personal

2025 (A1 Records) - Stil: Blues Rock / Fusion Rock

Ben Granfelt, finnischer Gitarrist und durch seine Arbeit bei Bands wie LENINGRAD COWBOYS, WISHBONE ASH oder seiner eigenen Truppe bekannt geworden, ist bei den Veröffentlichungen sehr aktiv. Mit ´It’s Personal´ hat er sich einen Wunsch erfüllt und ein Doppel-Album, halb im Studio, halb live, eingespielt.

Die erste Platte besteht aus reinen Instrumentalstücken in der klassischen Trio-Besetzung mit Masa Maijanen (Bass) und Jari Salminen (Schlagzeug). Es beginnt sehr dynamisch mit ´Crash Test Dummy´, wo auch ein paar Fusionsansätze neben Rock und Blues integriert werden. Auch ´Cadillac Cruise´ ist in dieser Schnittmenge aktiv. Melodische Gitarrenbögen auf eher komplexen Rhythmen. ´Ben’s Blues´ macht schon im Titel klar, dass hier auch der Blues eine wichtige Rolle spielt. Der Song ist deutlich relaxter.

Auch leise Töne beherrscht Ben auf der Gitarre, wie beim sanften ´The Waltz´, das durch lyrische Gitarrenepisoden auf ganz anderen musikalischen Wegen wie denen der frühen THE ALLMAN BROTHERS wandert oder ´From A Whisper To A Roar´, das tief im Blues verwurzelt ist. Der Titelsong ist ein eher klassischer Blues mit viel Hall und Gefühl. Der letzte Studiosong ´Outro Jam´ ist dann ordentlicher Gitarrenheldenstoff mit Verzerrungen wie einst Jimi Hendrix.

Auch auf der zweiten Platte, der Live-Platte, gefällt sich Ben bei den sechs Songs dann in der Rolle des klassischen Gitarrenhelden auf der Spur von Hochkarätern wie Gary Moore, Jeff Beck oder Frank Marino. Hier kommt aber auch sein angenehmer, wenig spektakulärer Gesang zum Einsatz. Ansonsten improvisiert und soliert Ben wild los. Abwechslung wird weiter großgeschrieben, wie der mit Reggae unterlegte ´JB Reggae´ beweist. Bei Songs wie ´My Soul To You´ lässt sich Ben viel Zeit und Raum, um die nie aussterbende klassische Gitarren-Rockmusik hoch leben zu lassen. Ein Fest für Menschen, die ausführliche Gitarrenausflüge lieben. Und Ben ist wirklich sowohl virtuos als auch ein empathisch melodischer Gitarrist. Mit ´Bridge Of Sighs´ versucht er sich an dem unterbewerteten Klassiker des gleichnamigen Albums von Robin Trower. Die Gitarre bekommt er gut hin, aber den großartigen Gesang von James Dewar kann er bei weitem nicht erreichen. Das ist aber auch schwer. Aber danke, für die Erinnerung an diesen Klassiker!

Das über neunminütige ´Breathe´ bringt noch einmal alle musikalischen Stile in einem Song zusammen und lässt Ben viel Zeit zum Improvisieren und das Wah-Wah-Pedal wird großzügig eingesetzt. ´Cocaine´ ist noch ein wenig länger und noch stärker mit gitarristischen Improvisationen im Stile von Jimi Hendrix ausgefüllt. Mit dieser Tour de Force zum Schluss endet dann auch das Album. Über 80 Minuten Gitarrenmusik sind zu hören, das ohne Unterbrechung zu konsumieren, ist – zumindest für mich – nicht so einfach. Ben versucht, eine gewisse Abwechslung in die Songs zu bringen, indem er nicht auf einen Stil setzt, sondern vieles aus der Rockgeschichte und viele musikalische “Branchen” zusammenbringt. Er ist ein sehr guter Gitarrist, auf jeden Fall. Für die, die immer noch Gitarrenhelden brauchen. Wer würde da nein sagen?

(7,5 Punkte)

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