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JOHAN LANGQUIST THE CASTLE – Johan Langquist The Castle

2025 (I Hate Records) - Stil: Power/Doom/Heavy Metal

Johan Langquist ist eine wahre Größe im Doom Metal, auch wenn er oft im Schatten anderer steht. Viele kennen ihn als die Stimme des Klassikers ´Epicus Doomicus Metallicus´, dem ersten Album von CANDLEMASS. Doch seine musikalische Reise begann viel früher, denn schon im Jahre 1979 gründete er mit JONAH QUIZZ eine der ersten Hard’n’Heavy-Bands in Schweden. Während andere Bands groß durchstarteten, wurde Johan Langquist eher zum stillen Protagonisten der Szene, ein Außenseiter, der mit seiner kraftvollen Stimme epische Geschichten erzählt.

Nach vielen Jahren, in denen er als Gastsänger, Bandmitglied, Vater und Studiomusiker gearbeitet hat, stellt Johan Langquist nun seine eigene Vision vor: JOHAN LANGQUIST THE CASTLE. Dieses Projekt ist etwas ganz Persönliches für ihn, es bündelt all seine Erfahrungen und Einflüsse in einem kraftvollen Debüt. Ursprünglich sollte das Album 2024 nur digital erscheinen, aber jetzt wird es auch auf CD und LP veröffentlicht.

Glücklicherweise, denn es ist mehr als nur ein weiteres Album eines erfahrenen Musikers, es ist ein leidenschaftliches Werk, das zu den Wurzeln des klassischen Heavy Metal zurückkehrt, erfüllt von Gefühlen, Traurigkeit und Ehrfurcht vor dem Unbekannten. Für Johan Langquist ist es nicht einfach nur ein Album, es ist sein neuer Lebensraum, ein Schloss, das er gebaut hat.

Schon lange hatte Johan Langquist die Idee für ein eigenes Album im Kopf. Über die Jahre sammelte er unzählige Songs, oft im Stillen, bis er durch ein zufälliges Treffen mit Erik Henriksson, einem Gitarristen und Produzenten, die Möglichkeit dazu bekam. Nach monatelangem kreativen Austausch, in dem auch Fredrik Isaksson (Bass), Stafen Englin (Drums) und seine Tochter Emelie Lindquist (Sopran und Background-Gesang) mitwirkten, formte sich aus den ersten Ideen ein vollständiges und zusammenhängendes Werk.

Die Produktion lag größtenteils in Johan Langquists Händen. Alles wurde in seinem Heimstudio aufgenommen, von Erik Henriksson gemischt und von Mike Lind gemastert. Es war ein echter Prozess, ein von Herzen kommendes Projekt, ohne auf den Kommerz zu schauen.

Musikalisch schöpft JOHAN LANGQUIST THE CASTLE aus einer Epoche als Heavy Metal noch frisch und heroisch war, als noch BLACK SABBATH mit Tony Martin, DIO und die frühen CANDLEMASS auf der Bühne standen. Dazu singt Johan Langquist nicht einfach über Themen wie Tod und Freiheit, sondern lebt sie in jedem Takt. Seine Stimme bleibt sein kraftvollstes Instrument, während die fetten Riffs ´Eye Of Death´ mit einer beeindruckenden Intensität eröffnen. Johan Langquist kann sich dabei auch immer wieder zurücknehmen, um an emotionalem Ausdruck zu gewinnen. Hin und wieder ein paar Synth-Streicher zu den düsteren Gitarren und ein kurzer Aufschrei von Emelie Lindquist. Kurzzeitig kann Johan Langquist sogar Erinnerungen an SAVIOUR MACHINE wecken.

Mehr in die Richtung von BLACK SABBATH mit Tony Martin entwickelt sich das energische ´Castle Of My Dreams´ mit seinen regelmäßig aufschimmernden Keyboardklängen und ätherischen Chören, eine echte Hymne der Melancholie samt großartigen Gitarrenweisen. Alle Songs sind natürlich mehr oder weniger vom Doom durchtränkt, erst recht die Power-Doom-Komposition ´Freedom´.

Während sich ´Where Are The Heroes´ mit dramatischen Metal-Klängen und starkem Gitarrenspiel als epische Hommage an vergessene Ideale erweist, und auch etwas an SAVATAGE gemahnt, entspricht ´Raw Energy´ allen Versprechungen des Titels. Der Song ist hart und direkt, da nicht nur Johan Langquists gesangliche Kraft dieses Stück zu einem ordentlichen Stimmungsmacher auf der Bühne machen.

Die dichte Atmosphäre des politischen Untergrunds strahlt das entsprechend betitelte ´Revolution´ aus, und Johan Langquist ruft sie auch voller Überzeugung aus. Den Abschluss des Werkes findet ´Bird Of Sadness´ mit einer tief berührenden Melodie, geschrieben von jemandem, der sich samt Schmerz und Hoffnung durch eine dunkle Zeit gekämpft hat.

Dieses Debüt von JOHAN LANGQUIST THE CASTLE klingt echt, würdevoll und auf eine Art zeitlos. Tatsächlich fühlt es sich an, als käme es aus einer anderen Zeit. Dieses Werk ist auch kein überproduziertes, es ist etwas Echtes, das man fühlen kann. Zumal es von inneren Kämpfen und verlorenen Helden erzählt und dem Mut, sich auf den Weg zu machen, auch wenn das Leben nicht immer einfach ist, dürfte ´Johan Langquist The Castle´ aber gerade jetzt genau das richtige sein.

(8,5 Punkte)

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(VÖ: 27.06.2025)

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