
Am 18. Februar 1983 geschah etwas Besonderes. In der Markthalle Hamburg gab Gary Brooker, der sympathische Pianist, Sänger und Kopf von Procol Harum, sein einziges echtes Solo-Konzert. Es war eine Nacht voller Namen, die Generationen von Musikliebhabern geprägt haben. Er spielte Lieder aus seinen beiden Soloalben, ´No More Fear Of Flying´ aus 1979 und ´Lead Me To The Water´ aus 1982.
Über 40 Jahre später gibt es jetzt eine Neuauflage dieses unvergesslichen Abends als Livealbum: ´Live At Rockpalast 1983´. Es ist wie ein schönes Andenken an einen der großen Musiker des britischen Art-Rock.
Gary Brooker wurde am 29. Mai 1945 im Londoner Stadtteil Hackney geboren und stellte schon sehr früh sein musikalisches Talent unter Beweis. Sein Vater war Steelguitarist, und so lernte Gary schon als Kind Klavier, Trompete und Kornett spielen. Diese Instrumente prägten später seinen ganz eigenen Musikstil. Mit Procol Harum schrieb er Musikgeschichte, besonders mit dem Klassiker ´A Whiter Shade Of Pale´. Selbst als die Band 1977 eine Pause machte, war seine Kreativität kaum zu bremsen.
Das Konzert in der Markthalle anno 1983 war mehr als nur eine Performance. Es bot einen tiefen Einblick in die Seele eines Songwriters, der seine Solo-Stücke mit einer beeindruckenden Sanftheit vorstellte. Gary Brooker hatte eine großartige Band um sich versammelt. Da ist John Giblin am Bass, der mit Leuten wie Kate Bush und Peter Gabriel zusammengearbeitet hat. Henry Spinetti, der bei Eric Clapton Schlagzeug gespielt hat. Tim Renwick an der Gitarre, der für die ganz großen Namen wie Pink Floyd und Elton John auf der Bühne stand. Und Tim Cross an den Keyboards, der schon mit Mike Oldfield gearbeitet hat. Diese talentierten Musiker schufen einen feinsinnigen Klangteppich, auf dem Gary Brooker mit seiner Stimme und seinen Klavierkünsten glänzte. Ihre zurückhaltende Art ließ viel Raum für kleine musikalische Nuancen.
Die Setlist war wie eine musikalische Reise durch Gary Brookers Gefühlswelt. Lieder wie ´Say It Ain’t So Joe´, eine bittersüße Ballade, zeigen eine verletzliche und nachdenkliche Seite von Gray Brooker. Mit anspruchsvollen Texten und einem stimmungsvollen Sound erwischte er das Publikum. Sein Klavierspiel war dabei immer das Herzstück, ob im bluesigen ´Self Sufficiency Blues´, dem elegischen ´The Angler´ oder im kraftvollen Finale mit ´(No More) Fear Of Flying´ – Gray Brooker verstand es wie kein anderer, Poesie und tiefes Gefühl miteinander zu verbinden. Und natürlich durften auch ´A Salty Dog´ und ´Homburg´ nicht fehlen.
Das Hamburger Publikum war anfänglich typisch norddeutsch etwas zurückhaltend, aber man konnte die Bewunderung deutlich spüren. Es gab kein Geplapper oder Zwischenrufe, sondern eine fast ehrfurchtsvolle Stille. Diese Stille wuchs langsam und verwandelte sich in begeisterten Applaus. Gary Brooker, charmant und bescheiden, lächelte zurück und gab noch mehr von sich preis.
Dass dies Gary Brookers einziges vollwertiges Solo-Konzert blieb, macht ´Live At Rockpalast 1983´ zu einem wertvollen Stück Musikgeschichte. Der Mitschnitt fängt nicht nur die Musik, sondern auch das Lebensgefühl der Zeit ein: die Klangästhetik der frühen 80er und die Balance zwischen Fortschritt und Singer-Songwriter-Kunst.
´Live At Rockpalast 1983´ zeigt, wie vielseitig und tiefgründig Gary Brooker außerhalb von Procol Harum wirklich war. Es ist eine Würdigung eines Künstlers, der stets zwischen den verschiedenen Welten des Musikstils hin und her schwang. Da die Veröffentlichung sorgfältig restauriert wurde, und der Vintage-Sound in aller Frische erhalten blieb, ist ´Live At Rockpalast 1983´ ein echtes Geschenk für Musikfreunde.