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BUDDY GUY – This Is Buddy Guy!

1968/2025 (Vanguard/Craft Recordings) - Stil: Electric/Chicago Blues

Schließ die Augen und stell dir vor, du stehst 1968 im “New Orleans House” in Berkeley, Kalifornien. Die Luft ist angespannt, und die ersten Töne von Buddy Guy dringen aus den Boxen. Um ihn herum eine kleine Big Band, die ebenfalls voller Tatendrang strotzt: an der Rhythmusgitarre Tim Kaihatsu, am Bass Jack Meyers, am Schlagzeug Glenway McTeer, am Baritonsaxophon Leslie Crawford, an den Trompeten George Alexander und Norman Spiller sowie an den Tenorsaxophonen A.C. Reed und Bobby Fields. Allein die Bläser sorgen für jede Menge Druck und Motivation für Buddy. Aber hey, in Wirklichkeit hörst Du den Mitschnitt dieses Abends, ´This Is Buddy Guy!´, Buddy Guys erstes Livealbum, doch es ist kein normales Album, es ist eine Dokumentation, wie der Blues lebte, leckte, schrie und heilte.

Buddy Guy kam in Lettsworth, Louisiana, zur Welt. Wie viele andere Blues-Legenden wuchs er unter schwierigen Verhältnissen auf. Seine Familie arbeitete als Landarbeiter, und Buddy verdiente sein erstes Geld mit Baumwollpflücken. Mit einem selbstgebauten Diddley Bow – zwei Saiten auf einem Stück Holz – begann er zu spielen. Später bekam er eine einfache Harmony-Gitarre, die heute in der „Rock and Roll Hall of Fame“ ausgestellt ist.

Zuerst machte er sich in kleinen Clubs von Baton Rouge einen Namen, doch als er 1957 nach Chicago ging, in die Stadt, wo der elektrische Blues lebte, stand er endlich im Rampenlicht. Dort wurde er sofort von Muddy Waters unterstützt und spielte mit West-Side-Größen wie Magic Sam und Otis Rush. Eine Jam-Session brachte ihm seinen ersten Plattenvertrag.

Die ersten Aufnahmen machte er bei “Cobra Records”, unter anderem zusammen mit Ike Turner. Aber es war sein Vertrag bei “Chess Records”, der seine Karriere ab 1959 langsam in Schwung brachte. Doch entscheidend kam seine Solokarriere anfangs nicht voran, da er als Session-Gitarrist mit Künstlern wie Muddy Waters und Howlin’ Wolf spielte und sein Label-Chef Leonard Chess ihn für „zu wild“ empfand. Sein erstes Album ´I Left My Blues In San Francisco´ aus dem Jahre 1967 zeigte daher erwartungsgemäß eine gedämpfte Version seines wahren Bühnen-Talents.

Erst ein Jahr später konnte er sein echtes, leidenschaftliches Ich auf ´This Is Buddy Guy!´, diesem legendären ersten Livealbum zeigen. Ohne Druck der Produzenten war er einfach er selbst, ein Mann mit seiner Gitarre und voller Energie, mit seiner Begleitband im “New Orleans House” in Berkeley.

´I Got My Eyes On You´ rollt zuerst gemächlich los, aber sobald das Solo beginnt, bist du umgehend gefesselt. Buddy Guys Ton klingt dabei wie ein durchgedrehter Verstärker. In Buddys Händen wird auch der Klassiker ´The Things I Used To Do´ von Guitar Slim zu einem Ausdruck von persönlichem Schmerz. Der Hit ´(You Give Me) Fever´ bekommt hingegen eine Blues-Note einverleibt. Buddy spielt mit völliger Leidenschaft und verführt mit seiner Gitarre. Zu ´Knock On Wood´ kann sogar getanzt werden, funky und leidenschaftlich. Die Bläser drücken ordentlich Luft, während das Publikum feiert.

Der Song ´I Had A Dream Last Night´ arbeitet schwer und zieht dich dennoch in seinen Bann. ´24 Hours Of The Day´ ist kurz und knackig. Buddy Guy zeigt, wie viel in einem einzigen Riff stecken kann. Dagegen klingen bei ´You Were Wrong´ Titel und Song wie eine Anklage, bittersüß und unnachgiebig. Etwas ironisch zeigt Buddy nochmals in ´I’m Not The Best´ sein ganzes Können, wild und frech bis zum Schluss.

Die Wiederveröffentlichung von ´This Is Buddy Guy!´ in der “Bluesville Serie” von “Craft Recordings” & “Acoustic Sounds” ist ein echtes Geschenk: sorgfältig remastered von den Original-Tapes durch Matthew Lutthans, auf 180g Vinyl bei “QRP” gepresst und in ein Tip-on Jacket gesteckt, so wie man es 1968 im Laden gefunden hätte.

Hier gibt es keinen polierten Sound, sondern nur das echte, pulsierende Original. Fühle, als wärst du da gewesen. Wenn du heute die Nadel auf das Vinyl legst, wirst du es spüren: Er war da. Und jetzt bist du es auch.

https://www.facebook.com/therealbuddyguy

 

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