THE SWAN CHORUS – You’re Despicable
2025 (SC Music/Just For Kicks Music) - Stil: Prog Rock
David Knowles und Colin McKay aus Liverpool aka THE SWAN CHORUS schmecken wie ein guter Gin Tonic oder wie eine Ente am frühen Morgen: kühl, erfrischend und mit einem Schuss britischem Humor.
Auf ´You’re Despicable´ gibt es keine langen, oder auch langweiligen Lieder, sondern 14 kurzweilige Stücke. Jeder Song hat seinen eigenen Charakter – mal witzig, mal nachdenklich, musikalisch immer spannend und mit einem feinen Sinn für britischen Humor und ein paar politischen Spitzen.
THE SWAN CHORUS mischen Prog Rock mit Synthie Pop, AOR, Cabaret, Funk und einem Hauch Broadway zu einem richtig starken Sound. Die Kompositionen bringt Colin McKay diesmal sogar allein auf die Bühne, es gibt keinen einzigen Gastsänger, nur vereinzelt Background-Sänger.
14 Songs in 71 Minuten, kein Schnickschnack: ´The Upside Of Down´ ist eine Hymne auf den Wahnsinn der digitalen Welt, die alle Geheimnisse preisgibt, und dabei funky und groovy. Die Kommerzialisierung der Religion nimmt ´Got Religion´ mit Gospel-Orgeln und einer Prise Blues aufs Korn.
Dagegen klingt ´Estus Pirkle Night´ nach einem Horrorfilm im Prog Rock-Garten mit reichlich Keyboard-Feuerwerk. Melancholisch werden in ´It’s Not The End Of The World´ die Ängste auf der Tanzfläche abgeschüttelt. Im Weltraum kommt zum Space-Sound von ´Space Force´ sogar ein Augenzwinkern hinzu.
Die sanfte Ballade ´Little Fools´ über Brexit und Einsamkeit nimmt sodann alle Briten an die Hand. Nicht minder tragisch werden eine gescheiterte Ehe und die Träume eines Künstlers in ´You’ll Never Get To Boston´ mit Akustikgitarre und Chorgesang aufgearbeitet.
Doch im Leben, so auch im Internet ist nicht alles wie es scheint und ´World In Action´ tönt dazu nach 80s Synthesizer-Wave-Rock. Modern als auch Retro bleibt ´Watching´ konsequent im Prog Rock. Mal traurig, mal fröhlich zeigt sich ein poetisch betiteltes ´The Dragon Who Swallowed The Sun´.
Nun geht es nochmal mit ´The Devil In ABQ´ mit Slide-Gitarre und Cajun-Atmosphäre nach Albuquerque. Samt Funk in ´Open Minded´ und samt Rock in ´Blame On You´ wird es tanzbar und gar poppig, ehe eine Synthie-Passion in ´What The Butler Saw´ das Finale düster und theatralisch, beinahe im Sinne eines Agatha-Christie-Romans einläutet.
Statt langweiliger Prog-Epen präsentieren THE SWAN CHORUS charmante, kreative Songs mit Herz, Verstand und Humor. Sie zeigen, dass man auch mit eingängiger Musik und einer kritischen Note Spaß haben kann, und ab dem dritten Hördurchgang wird ´You’re Despicable´ gewohntermaßen sogar noch besser.
(8 Punkte)
