MeilensteineVergessene Juwelen

BUFFALO – Volcanic Rock

~ 1973 (Vertigo) – Stil: Hard Rock/Heavy Metal ~


Es muss auch im Rahmen dieses Projekts zur Vorstellung von unbekannterem Hardrock der 70er nicht immer jedes Kellergewölbe irgendeiner namenlosen europäischen, asiatischen oder amerikanischen Stadt nach Relikten aus dem Proberaum durchwühlt werden. Selbst ein relativ großes Label wie „Vertigo“ hat damals, 1973 genauer gesagt, Alben für bestimmte Märkte produziert, die in der restlichen Welt gar nicht und später nur gut betuchten Sammlern bekannt waren. Vielleicht ändert sich das so langsam mit der vorliegenden Truppe.

Es gibt einige Reissues, mir liegt eine Neunzigerjahre Bootleg-CD vor.

Die Band heißt BUFFALO, stammt aus Australien und ihr Bassist heißt Peter Wells. Denkt man jetzt an den 2006 verstorbenen Slidegitarristen der ungleich bekannteren ROSE TATTOO, kann man sich selbst laut „Bingo!“ kreischend auf die Schulter klopfen.

Ich kannte ROSE TATTOO ja schon durch ihr grandioses Debüt und wusste, dass nette Jungs keinen Rock’n’Roll spielen, als mir im Jahre 1996 während der Endphase meiner Plattenladenausbildung der Praktikant Bernd (15 Jahre älter als ich) unterkam, den ich als Kunden im Laden leidlich kannte. Der warf mit Namen von 70er Bands um sich, die ich nie zuvor gehört hatte. Eine davon waren BUFFALO. Die NWoBHM-Kapelle war mir ein Begriff, diese Aussies nicht. Und so kam es, dass Bernd aus seinem Privatfundus eine überzählige CD mitbrachte und mir zum Geschenk machte. Seither war es um mich geschehen und 70er Underground Hardrock war mein Leibgericht für Ohren und Seele. Und ´Volcanic Rock´ macht augenblicklich deutlich, warum das so ist.

Das Cover alleine ist schon grandios. Ein nackter Typ mit beinahe dämonischer Fratze steht oben auf einem Vulkan. Er stemmt mit beiden Händen einen riesigen Penis über seinen Kopf und biegt diesen über eine angedeutete Irokesenpunkfrisur. Die Rückseite zeigt den Bildausschnitt dann nochmal herausgezoomt. Die Spitze des Vulkans geht in einen wie ein Arsch geformten Bergfuß über, der auf einer Insel steht und unter dem die brodelnde Lava herausläuft. Kult.

Und die Musik dazu? Ein ebenso kochendes, brodelndes Gebräu aus Bluesrock, Psychedelic Heavyrock und zermalmendem, walzenden Hardrock, der ab den 80ern dann Doom genannt wurde. Gitarrist John Baxter ließ seine Axt glühen und brodeln. Hier können sogar alle jüngeren Stoner – und Doomfanatiker ihr Glück finden. Sänger Dave Tice knurrt dazu mit rau-melodischer Stimme seine epischen Texte. Natürlich über einer arschtighten Rhythmustruppe, wozu eben auch Bassist Pete Wells, später ROSE TATTOO, zählt.

Melodien gibt es hier bei aller Hitze und hypnotischen Schwere der Gitarrenriffs auch. Die glühende Sonne über der australischen Wüste wird in packende, nachvollziehbare Songs verpackt. Kein Prog, kein Freakout, sondern für die damalige Zeit halt der wuchtigste Ultrarock, den eine Band spielen konnte. Das doomige ´Freedom´ walzt schon fast garstig aus den Boxen, hat aber eine positive Message und bei aller grimmigen Düsternis in den Gesangslinien noch einen hoffnungsvollen Ausdruck. Der Opener ´Sunrise´ hingegen ist eine Heavy Rock Walze par excellance, einfach enorm im Gitarrenbereich und auch grimmig, aber voller Lebenslust. Die Leadgitarre schält Dir in ihrer Intensität förmlich die Haut vom Gesicht, wenn Du sie direkt aus den Boxen abbekommst.

Leider nur noch auf Tonträger, denn die Band hat sich 1977 bereits nach Erfüllung ihres Vertrages aufgelöst und ist auch trotz guter Erfolge in ihrer Heimat weltweit ein Insidertipp geblieben, obwohl sie mit allen großen Helden der 70er Jahre Hard Rock Musik auf einer Stufe stand.

Sänger Dave Tice hat zumindest mit den COUNT BISHOPS im englischen Pub Rock noch etwas gerissen und in den letzten Jahren eine BUFFALO REVISITED Band an den Start gebracht, wo 2018 auf „Ripple Music“ dieses Album in Recht aktueller Livedarbietung als LP und CD erschien. 45 Jahre nach der Erstveröffentlichung wurde ihm ein gebührendes Denkmal gesetzt.

Wenn Ihr also das nächste Mal in einer beliebigen Wüste oder in den Dünen am Nordseestrand eine wilde Party feiert, solltet Ihr diese Scheibe auflegen und Euch wegbrodeln lassen. Yeay….