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MAREK ARNOLD´S ARTROCK PROJECT – Marek Arnold’s Artrock Project

~ 2023 (Tempus Fugit/SPV) – Stil: Prog Rock ~ 


Multiinstrumentalist Marek Arnold, ehemaliges Mitglied der Legende STERN COMBO MEISSEN, rastloser Motor von Gruppen wie SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, PASSAGE, TOXIC SMILE und CYRIL, aktiv in UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY, FLAMING ROW und DAMANEK, aber auch ständiger Gast bei THE SAMURAI OF PROG und SOUTHERN EMPIRE sowie auf mehr als fünf Dutzend Studioalben zu hören, fand in den vergangenen drei Jahren die Muße, ein Solo-Projekt aus der Taufe zu heben.

Nachdem Marek Arnold eine Hymne für das „Artrock Festival Reichenbach“ komponiert hatte, wurden die Stimmen nach einem vollwertigen Album ohnehin lauter. Er verschanzte sich in seinem neu eingerichteten Studio und kontaktierte einige nationale und internationale Stars. Letztlich fanden sich sage und schreibe 51 Gastmusiker ein, die ihm insbesondere neben Gitarrist Martin Fankhänel (SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, THE LATERISER) und Schlagzeuger Ulf Reinhardt (SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR) zur Seite standen, die 80 Minuten an Musik mit Leben zu erfüllen.

 

 

Knisternd setzt die Nadel auf, Töne und Geräusche ziehen den Hörer aus der Realität in eine womöglich liebreizende Zukunft. Eine bedrohliche Geräuschkulisse macht allerdings diese Hoffnung zunichte. Nach diesem kurzen ´Preview´ und einem sich hernach noch anschließenden ´Review´ folgt der Hauptteil dieses insgesamt über 16-minütigen Stückes. Wie so viele Kompositionen des ARTROCK PROJECTs beginnt auch ´No Place Like Arirang´ des dreiteiligen ´Story Of Separation And Loss´ mit dem Klavier, aber gleichsam mit reichlich Gitarren-Kraft und Streichern. Die fluoreszierenden Synthesizer setzen einen leicht modernen Kontrast, doch ansonsten wird dieses Epos mit dem Gesang von Larry B. (TOXIC SMILE) Liebhaber von SHADOW GALLERY & Co. vor Freude in die Knie zwingen. Obwohl dieser Song dem 2000er TOXIC SMILE-Debüt entstammt, brennt er in dieser Version durchgehend druckvoll und dramatisch, geradezu lichterloh. Neben dem virtuosen Keyboard-Solo von Sean Timms (UNITOPIA, SOUTHERN EMPIRE, DAMANEK) sticht vorallem noch das Violinen-Solo von Steve Unruh (THE SAMURAI OF PROG, UNITOPIA) heraus.

Die acht Minuten lang frohlockende Hymne des Artrock-Festivals ´Stay´ schließt sich an. Die Gitarre singt zur Klaviermelodie und Sängerin Melanie Mau (MELANIE MAU & MARTIN SCHNELLA) zur Gitarre von Martin Schnella (auch FLAMING ROW). Marek Arnold ist endlich mit seinem Saxofon zugegen und die Gitarristen Marcella Arganese (UBI MAJOR, MR. PUNCH), Gary Chandler (JADIS), Stephan Pankow (SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, TOXIC SMILE) und Kalle Wallner (RPWL, BLIND EGO) jubilieren einer nach dem anderen mit ihren Tönen. Sodann nimmt ´A Time Of Mystery´ den Hörer mit reichlich Klarinette und Saxofon in eine Traumwelt. Allein der Gesang von Manuel Schmid (STERN MEISSEN) scheint bisweilen nicht von dieser Welt. Im Zusammenhang mit dem spärlichen Instrumentarium tönt der mehrstimmige Gesang wie ein Vogelzwitschern unter Sonnenschein. Die dabei gestellten Fragen, ob sich die uns erzählte Menschheitsgeschichte so zugetragen hat, blitzen beim Augenblinzeln zwischen den Sonnenstrahlen hervor.

 

 

Nur langsam baut sich das 10-minütige ´Papillon´, dessen Lyrik der Feder von Guy Manning (DAMANEK) entstammt, auf. Dementsprechend steigert sich der Gesang von Arno Menses (SUBSIGNAL, SIEGES EVEN) bedachtsam zu Klavier und Saxofon, ehe der Song mit dem Gitarren-Solo von Luke Machin (MASCHINE, THE TANGENT) aufbricht und sich ein weiteres wildes von Marcella Arganese anschließt. Auch Marek Arnold kredenzt noch am Saxofon ein Solo und Alex Grünwald (MÜNCHENER FREIHEIT) eines an den Tasten. Die Ballade ´Come Away With Me´ bringt den betörenden Gesang von ZEYNAH ins Spiel und die frische Einspielung des TOXIC SMILE-Live-Standards ´Cold Run´ nochmals den von Larry B., jedoch auch Hörner, Geigen, Cellos und Gitarren-Soli.

Den krönenden Abschluss bildet die über 26-minütige Hexalogie ´Berlin 2049´, deren utopische SciFi-Geschichte SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR-Autor George Andrade verfasste. Zu Klavier und elektronischen Klängen wird der Hörer in die Handlung eingeführt, bevor Sänger Peter Jones (TIGER MOTH TALES, CAMEL, RED BAZAR) zum melodischen Prog Rock von ´Rain Will Fall 1´ einsteigt, samt Yakiv Tsvietinskyi und einem Trompeten-Solo. Die Keyboards werden im Beisein von Derek Sherinian (SONS OF APOLLO, PLANET X, BLACK COUNTRY COMMUNION) in ´Leave Well Enough Alone´ weitaus wilder dargeboten, derweil Kiri Marie Geile (FLAMING ROW) hierzu herausragend singt. Bei der musikalischen Fortsetzung ´Rain Will Fall 2´ tritt hingegen Anne Trautmann (SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR) hinter das Mikrofon. Nach der kurzen Erläuterung des finalen Handlungsstrangs in ´Riding The Line´, schließt ein nochmal melancholisch aufspielendes ´Reason To Lie´ mit Jörg Sweikowski (CHORIN NIGHT) an Gitarre und Anne Trautmann sowie Larry B. am Gesang ´Berlin 2049´ und den ersten Auftritt des ARTROCK PROJECTs ab.

Multitalent Marek Arnold wuchert auf seinem ersten Werk als Leader nicht nur mit einer erklecklichen Anzahl an Gastmusikern, sondern mit reichlich herausstechenden Kompositionen. „Come away with me … Take my light to find the way“ – was für eine wundervolle Artrock-Welt.

(9 Punkte)