Mit ´Metalectric´ kehren BLIZZEN nach einer ungewöhnlich langen Pause zurück und klingen, als hätten sie diese fünf Jahre genutzt, um jede Faser ihres klassischen Heavy Metal-Fundaments zu schärfen. Das Gießener Quartett, seit über einer Dekade in unveränderter Besetzung unterwegs, präsentiert sich auf seinem dritten Album hörbar gereift. Die Band wirkt fokussiert, selbstbewusst und hungrig, als wollten sie mit einem Schlag beweisen, dass traditioneller Metal immer noch lebendig und elektrisierend ist.
Schon der Einstieg mit ´Into The Abyss´ verdeutlicht, worum es BLIZZEN 2025 geht. Das Stück zieht unmittelbar in die Sogkraft eines Speed Metal-Sturms, der von den präzisen Gitarren von Andi Heindl und Marvin Kiefer getragen wird. Der Song eröffnet das Album mit einer Energie, die zeigt, wie viel Feuer in dieser Formation steckt – und Daniel Steckenmessers unverkennbar hohes Organ setzt dem Ganzen die glühende Spitze auf.
BLIZZEN verstehen es, das Erbe des klassischen deutschen Heavy Metal mit einer frischen, modernen Produktion zu verbinden. Die rauere Kante früherer Tage ist geblieben, doch sie ist eingebettet in einen detailreichen, klaren Sound. Der kraftvolle Midtempo-Banger ´Nightstalker´ zeigt diese neue Balance eindrucksvoll. Er besitzt die Unmittelbarkeit früher 80er Jahre, bleibt aber durch seine souveräne Gelassenheit fest in der Gegenwart verankert. Ähnliches gilt für ´No More Room In Hell´, dessen Gitarren und satt federnde Rhythmik den alten Geist des Genres atmet, ohne in Nostalgie zu verfallen.
Dass BLIZZEN inzwischen mehr als nur Geschwindigkeit beherrschen, beweisen sie, wenn sie ihre metallische Angriffslust für einen Moment zügeln. Das kurze, atmosphärisch pulsierende Instrumental ´Pulse Of Time´ dient als fein gesetzter Übergang zu ´From Sadness To Anger´, einer kraftvollen Halbballade, die Steckenmessers Stimme in voller Breite zeigt. Hier schwingt eine Wärme und erzählerische Tiefe mit, die man so von der Band bislang nicht kannte. Der Song erhebt sich Stück für Stück zu einem energischen Finale, das noch lange nachhallt.
In der zweiten Albumhälfte verdichten sich Ideenreichtum und melodischer Instinkt der Band. Songs wie ´Reign Of Faith´ oder ´Iron Rain´ zeigen, wie souverän BLIZZEN melodische Melodien in schwere Riffs einbetten, ohne den metallischen Biss zu verlieren. Die Refrains tragen dabei eine geradezu hymnische Wucht. Mit ´When The City Sleeps´ gelingt ihnen zudem ein Midtempo-Highlight, das durch seine eleganten Gitarren und die feine Dynamik besonders herausragt.
Zum Schluss zündet ´Massive Attack´ noch einmal ein volles Brett – ein letzter Energiestoß, der das Album mit einer Mischung aus Wucht, Präzision und Spielfreude abschließt. BLIZZEN beweisen damit, dass ihr Stil nicht nur wiedererkennbar, sondern unverwechselbar geworden ist.
´Metalectric´ ist ein Album, das sowohl die Tugenden des traditionellen Heavy und Speed Metal feiert als auch zeigt, wie zeitlos diese Musik klingen kann, wenn sie mit Leidenschaft, Erfahrung und technischer Reife gespielt wird. Die Band wirkt gefestigt wie nie und hat ein Werk geschaffen, das ihr bisheriges Schaffen bündelt und übertrifft. Es elektrisiert, es packt, es zieht einen hinein – und erinnert daran, warum diese Musik nichts von ihrem Zauber verloren hat.
BLIZZEN behaupten mit ´Metalectric´ ihren Platz in der Speerspitze des neuen klassischen Heavy Metal – selbstbewusst, frisch und mit einer Strahlkraft, die weit über Gießen hinausleuchtet.
(8,5 Punkte)
