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MY SLEEPING KARMA – Atma

2022 (Napalm Records) – Stil: Pyschedelic Groove Rock


Sie ziehen ihr eigenes Ding durch. Seit 2006 widersetzt setzt sich die Band aus Aschaffenburg jeglichen Einflüssen, was wiederum jede Menge Respekt hervorruft. Wer gegen musikalische Trends läuft, hat es schwer, aber MY SLEEPING KARMA gehen diesen Weg. Auf ihr sechstes Album ´Atma´ hat man fünf lange Jahre warten müssen. Ein Album, das die Band an den Rand ihrer Kräfte brachte und man sich sogar Gedanken über die Auflösung der Truppe machte. Zum Glück kam es nicht soweit und ´Atma´ erblickt doch noch das Licht der Welt.

MY SLEEPING KARMA gehen nicht nur musikalisch andere Wege, auch hinsichtlich der Songtitel ihrer Instrumentalsongs grenzt man sich von gängigen Einflüssen ab. Die Songtitel bestehen ausschließlich aus hinduistischen Begriffen, obwohl keiner der Musiker mit dieser Religion nur ansatzweise zu tun hat.  ´Atma´ kann man eigentlich als Fortführung des Vorgängers ´Moksha´ sehen. Hier gibt es keinen Schnitt, keinen harten Übergang, wer ´Moksha´ kennt wird den fast schon fließenden Übergang erkennen.

Und wenn man sich auf ´Atma´ als Fan des Vorgängers einlässt, dann wird man eines feststellen, die Band hat den Keyboards/Synthies etwas mehr Raum gelassen, hat dieses Instrument schon beim Songwriting als wichtigen Bestandteil angesehen und nicht erst nachträglich aufgesetzt. Und das macht ´Atma´ dann noch intensiver als den grandiosen Vorgänger.

 

 

Die Musik von MY SLEEPING KARMA kann man sich teilweise wie eine Endlosschleife an breiten Melodien und immer wiederkehrenden Rhythmen vorstellen. ´Atma´ hat zwar „nur“ sechs Songs, die bewegen sich aber alle zwischen sechs und zehn Minuten und ziehen einen, insofern man sich auf diese traumhafte Musik einlässt, wie in einen Strudel, der einen immer und immer wieder nach unten zieht. Atmosphärisch dichte, spannende Musik die wie ein hypnotischer Soundwall wirkt, einen mit auf eine Achterbahnfahrt der positiven Gefühle mitnimmt und urplötzlich wieder in eine kalte, kranke Welt ausspuckt.

 

 

Die Melodien sind gewaltig, die rockigen Riffs perfekt eingebunden und man vermisst in keiner Sekunde auch nur einen Gesangsparts. Die Spannung wird von Beginn eines Songs konzentriert nach vorne getrieben, entlädt sich in einem orgastischen Höhepunkt im Mittelteil und wird dann feinfühlig aber mit unfassbarer Intensität auf ein manchmal abruptes Ende hingeführt. Das knapp siebenminütige ´Mukti´ ist eine einzige Offenbarung an authentischer Musik und man verliert sich geradezu zwischen Raum und Zeit. Die hier souverän eingebetteten Keyboards geben diesem Stück noch mehr Größe und man hat fast das Gefühl, Melodie und Intensität verursachen Schmerzen, positive Schmerzen. Das Herzstück des Albums ist allerdings das knapp zehnminütige ´Avatara´, welches das Intensitätslevel noch einmal nach oben schraubt, einem keine Chance lässt, sich nicht von dem Song vereinnahmen zu lassen. Der Klangkosmos der Aschaffenburger unterliegt seinen eigenen Gesetzen, was man auch daran sieht, dass man nicht auf harten Sound setzt, sondern den Kompositionen einen warmen, homogenen Sound verpasst. Und dennoch explodieren die Stücke im Kopf und die ausgefeilten Melodiebögen wirken fast schon hypnotisch.

Auf ihrem sechsten Album zelebrieren MY SLEEPING KARMA erneut ihren eigenwilligen Stil, der einen auf eine musikalische Reise durch Raum und Zeit mitnimmt. ´Atma´ bedeutet rockige Riffs, nicht greifbare Melodien und psychedelische Versatzstücke in ein monumentales Gesamtwerk perfekt zusammengefügt!

(megafette 9 Punkte)

 

https://www.facebook.com/MySleepingKarma