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CIRCLE OF FRIENDS – The Garden

~ 2022 (Escape Music) – Stil: Hardrock / AOR ~


So wie Abahachis schräger Zwillingsbruder Winnetouch ab und zu ihre Käsesahneschnitte beim Abfeiern auf der Puderosa-Ranch braucht, so gelüstet es mich manchmal nach einem Stücklein Cheesy Hardrock-Genuss.

Vor allem, wenn die ersten Sonnenstrahlen dich beim Weg zur und von der Arbeit dazu veranlassen, zur Sonnenbrille zu greifen, denn dann fühlt man sich automatisch 80er Sleazy und ist bereit für eine akustische Dusche von starken AOR / Hardrocktiteln zwischen NIGHT RANGER, JOURNEY oder auch DOKKEN.

Bei dieser ständig wechselnden Top-Sängerriege aus einem wahren CIRCLE OF FRIENDS kann man getrost vom hardrockenden AOR-Gegenentwurf zu Projekten wie AYREON oder AVANTASIA sprechen und man denkt auch instinktiv an die späteren, kommerzielleren PHENOMENA oder die grandiose, letztjährige Starversammlung, die unter dem Banner BARNABAS SKY zusammengetrommelt wurde. Der hohe Anteil an großartigen Sängerinnen (JU – Alarm!) mit wirklich charakteristischen Stimmfarben lässt auch die mathematische Gleichung zu, dass ihr immer mal wieder mit HEART und ihren wichtigsten Erben multiplizieren dürft.

 

 

Fangen wir dieses Mal zunächst mit den wenigen Abzügen in der B-Note an: Auch wenn die große ABBA-Mania anhält, hätte ich mir eine fetzigere Coverversion für Robin Beck als ´Knowing Me, Knowing You´ gewünscht, die leider nur kraftlos ein ansonsten starkes Album unterbricht und absolut emotionslos an mir vorbeiläuft.

Ebenso hätte ich mich gerade bei der grandiosen Kombination von BLUE ÖYSTER CULT und Robin McAuley auf einen anderen der scheinbar sträflichst vernachlässigten, mannigfaltigen Hits dieser Kultcombo gefreut als den ollen ´Reaper´, den man am Ende wenigstens nicht skippen muss. Dass es auch aufregender und origineller geht, zeigen die beiden anderen Covers von BLONDIE und (Überraschung:) HEART und stimmen mich sogleich wieder versöhnlich.

Doch Covers sind eben Geschmackssache, die Qualität an sich ist unbestreitbar und ich denke mal, dass diese beiden Songs für die 2020 leider an Krebs verstorbene Mutter von Projektinitiator Bruce Mee (ehemals bekannt durch „Now & Then Records“, aktuell mit seinem „Fireworks Magazine“) bzw. ihn selbst eine besondere Bedeutung hatten, also muss man dies wohl aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Außerdem ist die Hauptsache das eigene Material und das hat es hier ausnahmslos hochkarätig in sich:

Also nun endlich zum glorreichen Glanze dieses Projektes, feinste Hardrock Perlen – acht davon geschrieben vom Schweden Mikael Rosengren (HEARTWIND, CONSTANCIA – auch Keyboards auf dem Album): Der flockige Opening-Hit ´Little Piece Of Heaven´ nach feiner PRETTY MAIDS meets STARSHIP-Machart lässt endlich unsere alte Metalqueen Doro wieder erstrahlen, ´Take My Love To Heart´ verleiht gute Laune im ´Holy Diver´-Hoppelrhythmus und Jaime Kyle agiert hier souverän für die HEART-Fraktion.

 

 

Danach sind die Herren der Schöpfung dran und zeigen gleich zweimal, was eine Harke ist: James Christian verspricht mit der gelungenen HEART-Hitauswahl zwar ´Never Gonna Make Me Cry´ – macht aber alle AOR-Freunde zumindest im unteren Tanzbereich nass und Jeff Scott Soto, der hier das erste dramaturgische DOKKEN-Highlight ´Bad Blood´ vergießt, bleibt über jeden Zweifel erhaben.

Der waschechten, guten BON JOVI-Nummer ´Truth Or Dare´ drückt Karen Fell im Vergleich zu den bisherigen Hochkarätern ihren leider etwas farblosen Stempel auf, während die klasse Überballade ´Alone´ mit einer der würdigsten Stimmen veredelt wird, die das Genre kennt und die zu einem gewissen Robin McAuley gehört.

Wir bleiben emotional wenn Darby Mills ´Trick Of The Light´ intoniert und uns eine der besten HEART-Songs liefert, die die Wilson-Schwestern nie geschrieben haben. Ellinor Asp garniert mit der Modernisierung des BLONDIE-Knallers ´11:59´ den Cocktail sehr gelungen mit einem Fitzelchen Funpunk, bevor Gabrielle De Val sich fetzige Gedanken darüber macht, was passiert ´When He’s Gone´. Bleib‘ locker, Mädel – dann gibt’s eben einen anderen und außerdem erinnert uns Tanya Rizkala daran: ´Love Is Tough´.

Ja, fein. Ein rundum gelungenes Gemeinschaftswerk, welches nicht nur durch die Armee an Gästen glänzt (ich bombardiere euch nun nicht weiter mit Namen wie Gary Hughes, Steve Mann, Tommy Denander, Joel Hoekstra u.v.m. – die im Hintergrund oder im Instrumentalbereich aktiv waren) sondern vor allem durch gelungenes Songwriting und Finesse, besonders was die Gitarrenarbeit betrifft.

Das Highlight für Freunde dieses Genres 2022 trägt somit den Namen ´The Garden´ und lädt euch dazu ein, in den CIRCLE OF FRIENDS einzutreten!

 

 

www.facebook.com/BruceMeeFireworksMag