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SIREN’S RAIN – Rise Forth

~ 2021 (Independent) – Stil: Folk Metal/Pagan Metal ~


Lust auf eine Geschichte? Lust auf Mythen und Legenden?

Geschichten erzählen, von Mythen und Legenden berichten, das tut dieses Quintett aus Tacoma. Wenn dann bewusst ist, wo diese Stadt liegt, unweit von Seattle im Staat Washington, direkt an der Küste des Pazifik, dann weiß man, hier geht es um Mythen und Legenden der Native Americans. SIREN’S RAIN berufen sich auf die Geschichten der Völker, die einst in diesem Raum zwischen den USA und Canada lebten. Die bekanntesten sind wohl Tlingit, Haida und Salish. Wir haben hier bei uns dann wohl die riesigen Totempfähle vor Augen. Auf ´Rise Forth´ geht es darum eben nicht um das Spiel Cowboy und Indianer. ´Rise Forth´ erzählt vor allem vom Zusammenleben des Menschen in und mit der Natur.

Auf den ersten Blick kann einem die Musik von SIREN’S RAIN als etwas rumpeliger Bastard aus VENOM, Speed, Death und Folk Metal erscheinen. Hört man aber genauer hin, wird der Begriff „rumpelig“ sicher durch ausgeklügelt ersetzt. Zieht man zum Vergleich noch ältere Songs hinzu, stellt man fest, dass der Anteil an Folk stark zurückgenommen wurde, hin zu extremeren Klängen. Dies ging einher mit einer Verringerung der Mitgliederzahl von sieben auf fünf. Zudem scheint Sängerin Rena Hellzinger (das kann doch nur ein Pseudonym sein) eine Liebe zum Growlen entwickelt zu haben. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob es nicht doch zwei Stimmen sind.

´Rise Forth´ lebt zum einen eben von den Kontrasten zwischen Klargesang und Growls. Zum anderen sorgen akustische Momente immer wieder für idyllische Szenen. Und immer wieder finden sich folkloristische Einsprengsel. Mit Geige, Violine und Mandoline sucht die Band nach der Verbindung zu Natur und Tradition. Und SIREN’S RAIN sind wohl die einzige Band außerhalb Schwedens, die eine Nyckelharpa nutzen, ein traditionelles Instrument, das eine Verbindung von Geige und Tasteninstrument ist.

Es finden sich zwei Arten von Songs auf dem Album. Mit ´Keepers´ oder dem Titelsong überwiegen die schwermetallischen Songs, mit denen SIREN’S RAIN auf einem Death Fest sicher punkten würden. Daneben gibt es dann aber auch tanzbares und folkloristisches wie ´Borderline´ oder das irgendwie witzige abschließende Instrumental ´Folk Metal Funk´. Das enthält dann sogar zusätzlich noch eine leicht jazzige Note.

Höhepunkte aber sind ganz sicher die beiden Epen, die die 7 Minuten-Grenze überschreiten. Das dramatische ´Pennies For The Ferryman´ etwa bindet die Legende vom Fährmann Charon mit ein, der uns alle irgendwann ins Reich der Toten übersetzt. So bietet dieses Lied auch solch Emotionen wie Verzweiflung und Trauer. Die neun Minuten reißt dann das abwechslungsreiche, fast schon proggige ´Discarded Hope´. Trommeln, die aus einem Dorf von Ureinwohnern stammen könnten, leiten auf ein klassisches ´Am I Evil´ Riff hin. Die Apokalypse wird dann durch ein akustisches, aber hoch dynamisches Break aufgelockert. Wer da nicht auch an ´Master Of Puppets´ denkt…

Ich bleibe nicht oft bei Bands härterer Spielart hängen. Der Fünfer aus dem Nordwesten der USA macht es mir ob seines Abwechslungsreichtums und seiner Musikalität sehr leicht. Darauf erbaue ich 9 Totempfähle. Eine Bitte aber habe ich für die Zukunft. Ich würde mir noch ein paar Klänge wünschen, die mehr über die Herkunft der Band erzählen, oder Gesänge der Ureinwohner.

Das Album erscheint (vorerst?) nur digital und als CD, das Porto nach Deutschland auf der Bandcampseite beträgt gerade 4,25€.

https://sirensrain.bandcamp.com/album/rise-forth

https://www.facebook.com/sirensrainmusic/


(VÖ: 8.10.2021)