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KONSTANTIN WECKER – Utopia

~ 2021 (Sturm und Klang) – Stil: Liedermacher ~


Konstantin Wecker hat noch Träume. Als einer der bekanntesten und politisch engagiertesten deutschen Liedermacher lebt er diese in seinem neuesten Liederzyklus aus. Schließlich erhofft sich der 74 Jahre alte Münchner auch eine rosa Zukunft für seine 22 und 24 Jahre alten Söhne. Und so bricht er mit all seinen Hörern auf, den Weg Richtung ´Utopia´ einzuschlagen, voller Träume und Sehnsüchte, eine Zukunft in Frieden sowie mit „Kriegern, die vor Liedern fliehen“.

Damit nicht auch seine Hörer vor Konstantin Weckers Liedern fliehen, kommt er bisweilen in Begleitung von Musikerinnen und Musikern der Münchner Staatsoper und spielt natürlich mit seinen langjährigen Begleitern, mit Cellistin Fany Kammerlander, Pianist Jo Barnikel, Gitarrist Severin Trogbacher sowie Schlagzeuger Thomas Simmerl.

In seinem Liederzyklus, der aus 16 brandneuen Liedern und vorgetragenen Gedichten besteht, bewahrt er sich den Traum von einem menschlichen Leben „ohne Herrschaft und Gehorsam“. Ein Traum, der wohl utopisch bleiben wird. Denn Träume müssen erst einmal gelebt werden, damit sie Realität werden. Daher sind es heute noch Träume.

Ein gesprochener Prolog, der im Nachhinein viele Parallelen zu Goethes „Faust“ erkennen lässt und daher so benannt wurde, und ein Bekenntnis zur Kultur mit Klavier und Orchestermusikern (´An die Musen´) stehen zu Beginn. Konstantin Wecker beklagt sich aktuell, dass Kunst und Kultur den Stellenwert von Freizeitbeschäftigungen wie etwa Fitnessstudios haben. Viele Stücke am Piano (etwa ´Was einem der Regen raunend erzählt´) und weitere Monologe (´Warum Sonette´, ´Es lebe die Zerbrechlichkeit´, ´Was mich wütend macht´) folgen: „Dass die Herrschenden andere gerne knechten, leuchtet mir ein. Dass die Geknechteten sich lieber knechten lassen als sich zu erheben, will mir nicht in den Sinn.“

Es schließt sich ein Gruppenlied zum Aufstand (´Es gibt kein Recht auf Gehorsam´), gerne für die Aufführung an Theater oder Oper (´Das wird eine schöne Zeit´) an. Der Traum von Utopia löst sich gleichwohl nicht in Luft auf (´Wir werden weiter träumen´). Konstantin Wecker hat nämlich obendrein eine geharnischte Rock-Oper für Europa parat (´Schäm Dich Europa´) und als Zugabe die 2021er Version eines Klassikers aus 1977 (´Willy´).

Konstantin Wecker bleibt ein rastloser, kleiner Revoluzzer.

 

https://www.facebook.com/konstantinweckeroffiziell


(VÖ: 18.06.2021)