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GODITHA – The Rock Opera

~ 2020 (Symmetric Records) – Stil: Rock Opera ~


Wer das Projekt Rock Oper angeht, muss sich an einigen Vorgängern messen, angefangen bei THE WHO und deren ´Tommy´ bis in die Gegenwart zu Nikolo Kotzevs ´Nostradamus´ oder Acts wie AYREON und AVANTASIA. Der Vorbilder gibt es viele, die Ziele sind also hochgesteckt.

Die Beteiligten um die Songwriter Elina Englezou und Bob Katsionis sind mir (außer einer Ausnahme) völlig unbekannt. Das ist zumindest immer hilfreich, eine Sache unvoreingenommen zu genießen.

Also erst einmal recherchieren. Zu Elena Englezou lässt sich gar nichts in Erfahrung bringen. Bob Katsionis war oder ist als Produzent und Instrumentalist Teil griechischer Bands wie FIREWIND, SERIOUS BLACK oder WARRIOR PATH. Sie scharten anderthalb Dutzend Stimmen um sich, am prominentesten hier sicher Henning Basse. Und die anderen? Wenn ich sie singen höre, sind das lauter verdammt starke Stimmen mit viel Ausstrahlung und Erfahrung. Vor allem die Darstellerinnen überzeugen durchweg mit klassischer Ausbildung, Kraft und Volumen, ohne zu übertreiben. Da soll niemand hervorgehoben werden.

Einzig der Erzähler, Stratis Steele, der klingt wie ein schlechter Clon von Christopher Lee bei seinen Einsätzen bei RHAPSODY (OF FIRE). Das wirkt mir eine Prise zu künstlich. Als Sänger des Richters hingegen ist auch er überzeugend.

Insgesamt beschleicht mich die Vermutung, GODITHA ist schon auf der Bühne gezeigt worden. Vor allem größere Szenen, etwa ´Hang Her´ leben von einer opernhaften Dramatik, die lebendig und stimmig wirkt.

Wer diese Doppel-CD als Rock- oder Metal-Album hört, dürfte Schwierigkeiten haben mit dem vielen Pathos. Hier überwiegt das Storytelling das Songwriting. Sich aber auf eine theatralische Vertonung einer mittelalterlichen Mär einzulassen, kann, gerade in der jetzigen Zeit, eine willkommene Abwechslung sein.

Märchen, das Stichwort zum Inhalt. Es dreht sich um ein Märchen, spielend im Mittelalter. Mit allem was dazu gehört. Der Kampf Gut gegen Böse ist Teil der Geschichte, verlorene Liebe, Hexerei, ´Light And Darkness´.

„Light and darkness now collide, everyone can choose a side
Sin and virtue fight our war, they defend what we stand for“

Wer sich an AYREON und AVANTASIA erfreut, sich für RHAPSODY und NIGHTWISH begeistern kann, hier wäre ein Ohr zu riskieren. Immer aber den Gedanken im Hinterkopf zu haben, das ist kein normales Album.

Der größte Spaß kam für mich aber erst auf, als ich anstelle des Downloads die CD samt Booklet goutieren konnte. Darin die Lyrics, sie sind stark illustriert mit Fotos, die den theatralischen Eindruck verstärken. Allerdings darf man keinen Johann Sebastian Bobtsionis erwarten und keinen Bobgang Amadeus Mozart. Diese Genialität wird nicht erreicht.

Da aber selbst die programmierten Drums recht gut klingen, bleibt der Eindruck ein positiver und wird mit 7 Punkten belohnt.

https://goditha.bandcamp.com/album/goditha-the-rock-opera