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SPIRIT ADRIFT – Enlightened In Eternity

~ 2020 (20 Buck Spin) – Stil: Doom/Traditional Metal ~


Nate Garretts Soloprojekt, wenn die Death Metal-Band GATECREEPER ihn nicht gerade einspannt, ist kein Nebenher mehr; sie hat ein dominantes Eigenleben entwickelt. SPIRIT ADRIFT sind erstens in aller Munde und zweitens scheinbar seine wahre musikalische Bestimmung. Wer ihn live auf der Bühne erlebt hat, weiß, was ich meine. Wie Nate Garrett seine Riffs rastlos mit breiter Brust intoniert, sich voll reinhängt in die Licks – das ist pure Hingabe. Und zwar für die eigene Band wie auch im übertragenen Sinne für die berühmten Einflussgeber.

 

 

Das sollte mal gesagt sein: Niemand klaut als Gitarrist so dreist bei OZZYs glorreicher wie kurzer Randy Rhoads-Ära, ohne dass es wahrnehmbar Ärger in der Szene gibt. Die allseits akzeptierte Rolle von Nate Garrett ist: notwendiger Bewahrer der Traditionen in einer Welt voller Umbrüche. SPIRIT ADRIFT sehen es als ihre Bestimmung an, die Musik der Vergangenheit zu ehren – weniger, etwas Eigenes daraus zu machen.

Gleichwohl: Progression fand bei SPIRIT ADRIFT schon auch statt. Einen großen Sprung machte Nate Garrett bei den ersten beiden Alben, sicherlich die Zeit der künstlerischen Selbstfindung. Der mittlerweile in Texas ansässige Gitarrist und Sänger hat aus dem Doom’n‘Gloom der ersten beiden Alben 2019 eine Art Heavy-Metal-Ursuppe angesetzt, die er fortan auslöffelt. Gemeint ist ´Divided By Darkness´. Es gilt weiter als der Höhepunkt. Wenngleich ´Enlightened In Eternity´, nun gerade mal ein Jahr darauf veröffentlicht, sehr nah rankommt an den Glanz und die Gloria des Vorgängers.

Schützen und bewahren

´Enlightened In Eternity´ verneigt sich kompositorisch vor BLACK SABBATH unter Ronnie James Dio und Tony Martin, streift wieder mal METALLICA in voller Potenz anno 1986 und schmiegt sich eng an JUDAS PRIEST zu Zeiten ihres Durchmarschs in den frühen 1980ern. ´Ride Into The Light´, ´Astral Levitation´, ´Cosmic Conquest´ und ´Screaming From Beyond´ sind aus Liebe zur Vergangenheit resultierende Retro-Ritte, die euch ordentlich durchrütteln. Deren Niveau wird auch den Ansprüchen von Fans mit meterweise alphabetisch sortiertem Vintage-Vinyl, alles noch selbst als pickeliger Teenager in den 1980ern gekauft, gerecht.

Schwertschwinger und Schlachtensänger

´Reunited In The Void´ ist dann doch noch so eine Doom-Halbballade. Sie zeigt, wo die Wurzeln von SPIRIT ADRIFT liegen – und in deren Verlauf Nate Garrett und Mitmusiker im Up-Tempo abschließend alle Register ihres Könnens ziehen. Höhepunkt des Albums dürfte aber ´Harmony Of The Spheres´ sein. Der Frontmann gibt sich ganz dem inneren Conan-der-Barbar-Skript hin, zieht donnergrollend in die Schlacht; kampfgezeichnete Schwerter schwingen, Knochen brechen, Blut tränkt den Boden: „Harmony showing us the way/every vibration is the same!“ Im Mittelteil ein Twin-Guitar-Duell – und dann schon wieder ´Crazy Train´-ähnliche Riffs auf der Sechssaitigen. Dreist wie schön.

Mehr Pathos und große Geste, auch in Riffs und Songaufbau, gehen nicht – aber wenn es die Nackenhaare derart aufstellt, gern mehr davon. Vorhersehbar gut.

(8 Punkte)


Pic: U.Violet