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BENEDICTION – Scriptures

~ 2020 (Nuclear Blast) – Stil: Death Metal ~


Der neue Wüterich von BENEDICTION, ´Scriptures´, gehört zur Kategorie „Alte Eisen rosten nicht“. Seit ihrer letzten Platte ´Killing Music´ sind jetzt zwölf Jahre vergangen. Kein Wunder, dass dies erst das achte Album ist von BENEDICTION in einer über 30-jährigen Karriere, nicht ohne Tiefen. Und ich wage zu behaupten: Dieses Alterswerk bietet mit ihre besten Songs. Ohne Frage ist ´Scriptures´ die beste – oder: repräsentative! – Death Metal-Veröffentlichung des Jahres 2020, zweifellos.

Auf Zerstörungskurs

Wenn BENEDICTION ein Schiff wären, dann sicherlich ein von Einschusslöchern und vielen Kämpfen gezeichneter, aber ungeschlagener Zerstörer, der stolz durch die Nordsee pflügt. Nicht zu stoppen und mit allen Wassern gewaschen. Kapitän ist kein geringerer als der legendäre Sänger Dave Ingram, der auf ´Scriptures´ nichts weniger als großartig, wenn nicht gar episch performt. Die Kollegen Giovanni Durst, Dan Bates, Peter Rew und Darren Brookes sind nicht minder herauszustellen. Vielleicht ist diese Mannschaft die bislang brillanteste. Und das angesichts Alumni wie Mark „Barney“ Greenway (Gesang) und Frank Healy (Bass) – und Alben wie ´The Grand Leveller´ sowie ´Transcend The Rubicon´.

Der Sound, den BENDEDICTION beschwören, ist brutal – und im Vergleich zu den wegweisenden 1990ern erstaunlich tight. Die Musikalität, das Songwriting, alles an ´Scriptures´ ist perfekt. Jedes Lied auf dieser Platte erschüttert, erdrückt, erschlägt. Die Riffs haben sicherlich ihre Zeit gebraucht, über die Jahre abgehangen, wurden immer wieder geändert, geschliffen – geschönt. Bis zur Perfektion.

Darf ich sagen, dass BENEDICTION die aktuell regierenden Könige des britischen Death Metal sind? Nun, NAPALM DEATH sind eher Avantgarde, BOLT THROWER tot; deren Nachfolger MEMORIAM nach einem tollen Debüt mittlerweile nichts mehr als ein Versuch, im Schatten des einst Erreichten mit Riff-Recycling bestehen zu dürfen. ´Scriptures´ ist State of the Art. Hört euch Track drei an, ´The Crooked Man´, hört euch Track fünf an, ´Progenitors Of A New Paradigm´ – und sagt mir, dass ich lüge. ´In Our Hands, The Scars´ steigert die Mosh-Intensität bis an unmenschliche Grenzen – und könnte der entkernt härteste Song sein, den eine Band in diesem Genre gemacht hat.

Alterswerk der Superlative

´Scriptures´ ist nicht nur eine Monsterplatte, sondern hat auch eine Monsterproduktion – verantwortet von Scott Atkins im Grindstone Studio in England. Beispiel: Der gute Mann hat beide Gitarristen ihre Spuren bis zum Erbrechen spielen lassen, mit verschiedenen Plektren, mit unterschiedlichen Anschlägen – bis sich der Klangmeister zufrieden zeigte. Diese Akribie hat sich gelohnt. ´Scriptures´ ist ein moderner Klassiker, der im Death Metal einen hohen Standard gesetzt hat, den zukünftige Veröffentlichungen erstmal erreichen müssen. Neben der aktuellen NECROT eine der Platten, die man in diesem Jahr unbedingt kaufen muss.

Appetithäppchen? Gern mit ´Rabid Carnality´:

 

(9 Punkte)