PlattenkritikenPressfrisch

STREET KOMPASS Juni 2020

Liebe Leut‘!

Kommt her und lasst Euch wieder mal von tollen neuen Scheiben erzählen. Denn diesmal haben wir in unserem monatlichen Kompass nicht nur aktuelle Scheiben im Gepäck, sondern auch die eine oder andere, bislang übergangene Schönheit der vergangenen Jahre berücksichtigt. Und selbst wenn Ihr noch an den erlesenen Werken der ersten Jahreshälfte hängt, es hilft nichts, wir haben bereits weitere Scheibchen hier und heute in gewohnt knackiger Kürze rezensiert, um Euch aufs Neue den Mund wässrig zu machen.

Damit nicht noch Eure Ohren vor lauter Gelaber zu bluten anfangen, höre ich an dieser Stelle auf, gönne mir ein kühles Getränk und 

wünsche Euch eine gute Zeit
Euer Michael

 

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t e n

 

 


Q u i c k – R e v i e w s


AIRFORCE – Strike Hard
2020 (Pitch Black Records/Zyx) – Stil: Heavy Metal

Als NWoBHM-Band waren AIRFORCE mal aktiv, ohne jedoch aussagekräftiges Material zu hinterlassen. Einzig durch Drummer Doug Sampson generierte man damals Aufmerksamkeit, war er doch Drummer auf den legendären „Soundhouse Tapes“ von IRON MAIDEN.

Vor Jahren dann eine Reunion mit einem Teil der Original Muckern. Mit `Strike Hard` legen sie nun das zweite Album seit der Reunion vor. AIRFORCE klingen nicht wirklich mehr nach NWoBHM, sondern wie eine ganz normale Heavy Metal-Band. Nicht kauzig, nicht gravierend ungewöhnlich im Sinne von NWoBHM-Affinität. Schlicht solider Heavy Metal mit gut bekannten Melodien, einer leicht modernen Produktion und einigen netten Hooks. Prinzipiell wirkt man aber recht bieder, gesichtslos aufgrund der mangelnden Eigenständigkeit. Da ändert auch PAUL DI`ANNO als Gastsänger nichts.

(6 Punkte – Jürgen Tschamler)


ALWANZATAR – Helsfyr Terminal Ekspress
2019 (Apollon Records)- Stil: Kosmische Elektronik

Krizla ist ALWANZATAR, Schöpfer dieser kosmischen Musik.

Der Norweger Kristoffer „Krizla“ Momrak dürfte den Kennern der Psych-Progger TUSMØRKE ein Begriff sein. Sein  Projekt ALWANZATAR geht nun in die dritte Runde, doch neben den Silberlingen gab es zuvor auch eine Menge Tapes zu hören.

„Apollon Records“ präsentieren nun ´Helsfyr Terminal Ekspress´, benannt nach der Busroute, die Krizla vor sieben Jahren, zu Zeiten des ersten Tapes, immer zum Studio nahm. Nun hat er sich sein eigenes Mixtape für eine neuerliche Busfahrt zusammengestellt. Alles wohl neu, und keine aufgewärmten Songs. Sechs Lieder zwischen Space Rock und elektronischer Musik, aber auch angereichert mit Krautrock, finden sich auf ´Helsfyr Terminal Ekspress´ ein.

Hoffentlich dauert die Fahrt bis zum Studio auch 42 Minuten. Andernfalls muss der Bus noch ein paar Runden am Kreisel drehen, bis die Spielzeit komplett ist, der Hörer die Stöpsel aus dem Ohr nehmen und abspringen kann. Alles aussteigen. Endstation.

(7 Punkte – Michael Haifl)


BAD DREAMS – Frozen Heart
2019 (Independent/Just For Kicks) – Stil: Prog Rock

BAD DREAMS zum vierten Mal: ´Frozen Heart´ lautet heuer das Motto.

Die einst als GENESIS-Coverband gestarteten Argentinier leben weiterhin ihren Prog Rock wie gewohnt aus. Neu zur Band ist hingegen Sänger Matías Pereyra gestoßen, der Gabriel Agudo ersetzt.

Fünf- bis zehn-minütige Songs liefern dazu den Stoff für den Prog Rocker, der ihm normalerweise zu wohligen Träumen verhilft: britischer Neo Prog, diesmal aus Argentinien dargeboten.

PINK FLOYD- und GENESIS-Anhänger können mal reinschnuppern.

(6 Punkte – Michael Haifl)


BLACK INHALE – Resilience
2020 (Stamping Ground Records/Warner Music) – Stil: Powerthrash/Metal

Wenn Melodie auf Härte und Power trifft, heißt es ab nun an schwarz durchatmen. Metal weit entfernt von allen Klischees kommt als meine persönliche Powertrash-Granate des Monats diesmal aus Österreich.

Modern, aber ohne zu viel Growling, fett und heavy, aber mit großen Melodien, wie zum Beispiel das atmosphärische, spannend aufgebaute ´The Cube´ belegen. Ein üppiges Sammelsurium an Ideen wird hier kraftvoll verbraten zu einem in sich stimmigen Boliden. Ungestüme PANTERA-Gewalt trifft auf messerscharfe ANNIHILATOR-Speedriffs, intelligentes Geknüppel mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks und gelegentliche Gangshouts.

Besonders den Knaller ´The 4th Dimension´ und die Blasbeatorgie des Melodiegiganten ´My Wish 2 Bleed´ mit dem herrlichen Akustikpart am Schluss sollte man unbedingt zur Entscheidungsfindung gehört haben. Der Soundtrack für das Speeden auf freien Autobahnen. So kraftvoll und abwechslungsreich waren für mich früher mal Bands wie GRIP INC. Sau-Geil!

(8,5 krisenresistente Punkte – Less Lessmeister)

www.facebook.com/blackinhale


COPING MECHANISM – Shiak Kasim
2020 (Independent) – Stil: Instrumental

Im Juli geht das Instrumental-Quartett COPING MECHANISM mit seinem Debüt an den Start. Vier Mann – Marcel Rockel, Immo Groeneveld, Leon Rockel sowie Zadok Speckmann – und ein Ziel, Genregrenzen nieder zu reißen und dabei die Spannung über die volle Distanz aufrecht zu erhalten.

Die Herren betonen geradezu, dass sie sich nicht vor Math-Rock-Takten und gleichermaßen Tremolo-Picking sowie Blastbeatgewittern scheuen. Denn die gewöhnliche Spannbreite des Prog Rock und Prog Metal ist ihnen zu eng, modern und forsch erkunden sie ihre eigenen Pfade. Das wieder in Mode kommende Saxofon-Solo sparen sie dabei auch nicht aus.

Anfangs sinnlos oder konfus erscheinende Songtitel wie ´Gerippen Gegœmmelt´ oder ´Crusty Croc´ sowie ´Alfons´ und ´Hast du schon alles erledigt?´ oder gar ´(❍ᴥ❍ʋ)´ sollen den Hörer zum Nachdenken anregen.

COPING MECHANISM sind ein mehr als interessanter Newcomer im Instrumental-Dschungel. Ein Platz neben COUNTER-WORLD EXPERIENCE, LIQUID TENSION EXPERIMENT und LONG DISTANCE CALLING sollte schon mal frei gemacht werden.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)

https://www.facebook.com/copingmechanismofficial/


HALYSIS – Cerulean
2020 (Independent) – Stil: Modern Metal

Eins vorweg, singende Schlagzeuger (trommelnde Sänger) sind schon beeindruckend, wer das mal versucht hat, weiß einzuschätzen, was da zu leisten ist.

Ansonsten ist der Sound der Finnen eher für Leute, die es modern mögen. Für Leute, die auch Metalcore in ihrer Playlist finden. Ich persönlich finde das instrumental schon mal spannend, ansonsten ist mir das fast zu viel Geballer.

Am ehesten finde ich Gefallen an Passagen, die nah am Old School Thrash sind, derer sind leider zu wenige.

Aber vielleicht bin ich der falsche Hörer mit der falschen Platte…

(6 Punkte – Mario Wolski)

https://www.facebook.com/Halysisband/


HOT ALIEN SAUCE – Seeking Glory
2020 (Independent) – Stil: Hard Rock

Aus Palermo stammt dieses 2014 gegründete Quartett. Nun endlich kommt das erste Album. Abschreckend, die Optik. Das Cover ist was für Sammler. Wer möchte, neben ´Night On Bröcken´ würde ´Seeking Glory´ nicht weiter auffallen.

Musikalisch bieten HOT ALIEN SAUCE dafür die gehobene Hard Rock-Küche. Auf den klassischen 70er Jahre-Wurzeln basierend, rocken sie die Jungs durch zehn feine Songs. Sänger Renato Provvidera besitzt eine starke Stimme, die in den besten Momenten an Geoff Tate erinnert. So prägt er Geradeaus-Rocker wie ´All That I Know´, ein tanzbares ´Get Me´ oder die Ballade ´Seeking Glory´. Und ´Play Your Game´ holt ´Blood Sugar Sex Magic´wieder ins Gedächtnis.

Auch wenn Sizilien bekannt ist für süße Weine und schweres Essen, musikalisch ist es federleicht und mit der nötigen Würze. Und so gehen 7 Punkte in die Conca d’Oro.

(Mario Wolski)

https://www.facebook.com/hotaliensauce/


INTELLIGENT MUSIC PROJECT IV – Sorcery Inside
2018 (Intelligent Music) – Stil: Classic Rock / Hard Rock

Auch beim 2018er Werk des vierten IMPs gilt: Seltsamer, aber absolut gerechtfertigter Name plus ein gewaltiges Extra an Feeling und Tiefe im Vergleich zu vielen anderen aktuellen Classic Rock-Acts. Eher genial als einfach nur intelligent gerockt.

Auch hier leisten die Musiker um das Produzenten-Dreigestirn Milen Vrabevski, MD (Mastermind des Projektes), Simon Phillips (ja, die Drummerlegende) und Ivo Stefanov und ihre Sängerriege Carl Sentance (NAZARETH), Richard Grisman (RIVER HOUNDS), John Payne (DUKES OF THE ORIENT, ex-ASIA) und Joseph Williams (TOTO) weit mehr als der typische „Hired Gun“ diverser All-Star-Ensembles, die Stücke bewegen sich hierbei im Vergleich zu dem aktuellen, fünften Werk eher zarter um TOTO als härter um STYX, KANSAS oder ASIA. Die rockigeren Songs sollten auch die MAGNUM-Anhängerschaft tief unten packen können. Ansonsten ebenfalls superbe Gitarrensoli der Meisterklasse und Piano und Streicher nur, wenn nötig.

Deshalb keine Frage ob, sondern nur wo man dieses Album schnellstmöglich herbekommt, am besten mindestens zusammen mit dem aktuellen Output, der für meinen Geschmack nochmal eine bombastischere Schippe drauflegt und dessen Lobpreisung ihr hier ausführlicher lesen könnt.

Anspieltipps: ´Yesterdays That Mattered´, ´Every Morning´, ´Slipping Away´, ´Light´, ´Life To Linger´

(must have – Less Lessmeister)

www.facebook.com/Intelligent-Music-Studios-451542284956185


IRONSTONE – Prophecy (EP)
2020 (Eigenproduktion) – Stil: Prog Metal/Djent

Nicht dem Namen nach etwa simplen True Metal, sondern mit Djent garniertem Prog Metal haben sich die gemäß Bandphoto blutjungen Australier verschrieben. Und mal wieder bürgt Down Under für außergewöhnliche Qualität. Der weitere Karriereverlauf der jungen Burschen muss engmaschig verfolgt werden. Das Songmaterial ist bereits äußerst markant, mit tollem Aufbau, dabei aber immer nachvollziehbar arrangiert. Die „normalen“ Prog Metal Anteile haben eine fast schon brillante Atmosphäre, die ein um uns andere Mal etwas an die auch bei uns mittlerweile beliebter gewordenen Schweden DARK WATER erinnert. Auch die Stimme von Dan Charlton weiß zu überzeugen. Die regelmäßig eingeflochtenen typischen modernen Breakdownelemente und sich in Grenzen haltenden Screams sind dagegen noch etwas gewöhnlich und können bislang nur als Auflockerung verbucht werden (wenn man es denn mag). Hier ist noch etwas Innovationspotenzial vorhanden.

Die Songs wissen dagegen alle zu überzeugen. An aller erster Stelle ist das überragende ´Hollow´ zu nennen, dessen Refrain der magischste Moment der EP ist („They’re now – Filling holes in themselves – ‚Cause there eyes are hollow……“). Beim zweiten Mal bekommt der Chrous noch eine Verlängerung, während der dritte Durchgang stripped down angegangen wird. Einfach großartig! Mein zweites Highlight ist ´Killed A Man´ („This isn’t good!“) und dann möchte ich noch ´Downpour´ empfehlen, das zusätzlich zur üblichen Stilistik ein wenig mit orientalischen Elementen a la MYRATH spielt und bezeichnend mit der Textzeile „I looked to the east“ beginnt.

(eisensteinharte 8 Punkte – Markus Gps)


JAILBIRDS – The Great Escape
2019 (Golden Robot / Soulfood) – Stil: Hardrock

Die JAILBIRDS sind ein australisch-irischer Newcomer, der nach einer EP nunmehr sein Debüt vorlegt.

Auf ´The Great Escape´ toben sich die Herrschaften in gewohnt starker Down-Under-Qualität aus, die dem Classic Rock mit kraftvoller Stärke und poppiger Eingängigkeit neue Wege auf altbekannten Pfaden aufzeigt.

Daher sind weder die Anhänger von ROSE TATTOO oder zielgerichtet die von THIN LIZZY angesprochen. Am sinnvollsten die Schnittmenge aus beiden Richtungen. Dann, ja dann haben die McDonald-Brüder Alex (Gesang, Gitarre) und Jay (Drums) mit Ed Orr (Gitarre) und Jamie Trimble (Bass) alles richtig gemacht und treffen ins Schwarze.

(7 Punkte – Michael Haifl)


LAS HISTORIAS – Las Historias
2020 (Independent) – Stil: Psychedelic Rock

Diese EP wollte erkämpft werden. Erster Eindruck: der erste Song ´Lord Of Poisons´ ein Schwall von Tönen, ein Durcheinander schrägster Klänge, ein Tempel der Disharmonie. Nach der Hälfte war es aus. Abschalten, erster Versuch beendet.

Zweiter Durchlauf: ja, das wird nicht besser. Dritter Versuch: so ganz langsam schält sich ein Bild aus dem Tohuwabohu, Töne, die nicht zu passen schienen, die plötzlich Sinn ergeben. Ein bisschen Sitar, ein paar Drogen… Welche? Keine Ahnung, was nimmt man in Argentinien?

Vier weitere Songs, zwei davon mehr als acht Minuten, die dann plötzlich sofort anhörbar sind, die sich irgendwo zwischen Fuzz und Doom bewegen, die ohne Arbeit fast Laune machen.

Punktabzug gibt es für das geschmackloseste, fast pornographische Cover. Sorry, ich finde das geht gar nicht.

(6,5 Punkte – Mario Wolski)

https://www.facebook.com/LasHistorias666/


LEMURIAN FOLK SONGS – Logos
2020 (Tonzonen Records) – Stil: Psychedelica

Wenn man mit dem Finger über den Rand eines Glases streicht, entsteht eine Schwingung, ein manchmal auch durchdringender Ton. Mit diesem Ton, etwa eine Minute lang, beginnt der fast zehnminütige Titelsong. Wer das übersteht, der übersteht vielleicht das Album. Und hier liegt die Krux. Es passiert nichts, was den Hörer auf Dauer fesselt. Wehmütige Psychedelica in Überlänge. Trauergesänge auf Mollgitarren. Milchsauer vergorenes Kraut, sauer, nur sauer, ohne weitere Geschmacksfacetten. Das sind keine expressiven Mantras, wie versprochen, das ist eher des Sandmannes Sand in den Ohren.

Osteuropäische Musik, LFS stammen aus Ungarn, lebt eigentlich von dem Gegensatz zwischen äußerster Melancholie und tanzbarster Lebensfreude. Letztere vermisse ich persönlich total. So plätschert ´Logos´ in die Gehörgänge. Und ziemlich folgenlos wieder heraus.

(6 Punkte – Mario Wolski)

https://www.facebook.com/lemurianfolksongs/


LESOIR – Mosaic
2020 (Glassville Records/Dutch Music Works) – Stil: Female Fronted Prog

Mmmh, irgendwie hatte ich die Niederländer anders in Erinnerung…obwohl sie auf diesem fünften Werk in zehn Jahren erneut alle Register der wohligen Ruhe und packenden Progressivität ziehen, während Maartje und Eleën mit dem Spektrum von zarter Präsenz über leicht aufmüpfigem, selbstbewusstem Ausdruck bis zu wunderschön ausgearbeiteten Melodielinien begeistern. Geblieben sind die Anklänge an Anneke Van Giersbergen, doch die Kompositionen sind diesmal insgesamt leichtfüßiger, es glitzern sogar Klänge aus dem PINK FLOYD-Universum durch sphärischen Beat und vertracktes Schlagzeugspiel hindurch.

Mal harmonisch-harmlos, federleicht-schwebend auf einer Welle von Neoprog, die überlagert wird von eigener Kunstfertigkeit, getragen durch begleitende Akkorde, Akustikgitarre und rhythmisches Bassspiel, dann wieder treibende Rhythmen, wunderschöne Soli, die aus einem intelligenten, griffigen Refrain mehr als nur einen Song machen. LESOIR beherrschen den dynamischen Wechsel von aufbauender Spannung zu großen Momenten, entfalten geheimnisvoll-progressive Wohlklänge in sich stetig steigernde eruptive Soloparts, um abermals zum ruhigen Ausgangspunkt zurückzukehren. Auch wenn mir der Vorgänger aufgrund der Ausrichtung persönlich einen Tick besser reingegangen ist, bleiben LESOIR Pflichtprogramm für anspruchsvolle, geduldige Zuhörer.

Anspieltipps: ´Is This It´, ´The Geese´, ´Measure Of Things´, ´It’s Never Quiet´, ´Two Faces´

(8,5 kunstvoll zusammengepuzzelte Punkte)

www.facebook.com/lesoir.band


MAGICK TOUCH – Heads Have Got To Rock’n’Roll
2020 (Edged Circle Productions) – Stil: Hard & Heavy Rock / Metal

Na, sind eure Rüben bereit zum Rocken und Rollen? Zweimal Schnurrbart, einmal schlecht rasiert und alle drei mit längerem Haar. So muss ein rockendes Trio aussehen. Von Beginn an geben die Norweger MAGICK TOUCH auf ihrem dritten Album mächtig Gas mit kernigem, groovigem, auch mal bluesigem, zeitlosem Hardrock, der vom Spirit alter Gitarrengötter wie Jimi Hendrix über die bodenständigen High-Class-Sleazer der 80er bis zu KISS- oder ALICE COOPER-artigen Rockern das Beste der ehrlichen, handgemachten Mucke zelebriert.

Gewürzt mit bärenstarken Vocals von Bassist Christer Ottesen, der zwar nicht unbedingt exakt von der Klangfarbe seiner Stimme her, aber seiner gesanglichen Herangehensweise hier und da an den unvergesslichen Phil Lynott oder Gene Simmons erinnert. Und ja, man erkennt auch eindeutige THIN LIZZY-Parts, doch die Bandbreite der verschiedensten Einflüsse großer Hardrocker von beiden Seiten des großen Teichs überwiegen, daher ist es auch fast unmöglich, trotz der genannten Namen eine exakte Beschreibung zu liefern. Filigrane Gitarrensoli und fette Riffs schlagen die Brücke zum Heavy Metal, finden jedoch ihre Bestimmung in teils choral unterlegten Hardrock-Refrains aus unterschiedlichen Jahrzehnten mit traditionellen Roots. Die Mischung macht’s einfach bei diesem Trio, dessen Liveauftritte man sich am Ende des momentanen No-Gig-Tunnels einfach sehnlichst herbeiwünscht.

Anspieltipps: ´(This Isn’t) Your First Rodeo´, ´Phantom Friend´, ´Doomsday I’m In Love´

(8 rollende Köpfe – Less Leßmeister)

www.facebook.com/magicktouch


MARQUIS DE SADE – Somewhere Up In The Mountains
2020 (High Roller) – Stil: NWoBHM

Endlich habe ich einen meiner Lieblingssongs von ROXXCALIBUR auch im Original in der Sammlung.

Die Firma „High Roller“ kümmert sich nicht nur um neue, junge Bands. Ich finde noch wichtiger den Beitrag, den sie zur Erforschung der Metalgeschichte leisten. Immer wieder graben sie bekannte und unbekannte Bands aus, zum Teil so obskur, dass sie höchstens von Fachleuten gekannt werden. Und so graben sie Bands aus, die heute Legende sind, und deren rare Tonträger zu Höchstpreisen gehandelt werden.

Ein Beispiel, MARQUIS DE SADE. Deren Single ´Somewhere Up In The Mountains/Black Angel´ gilt fast als der Heilige Gral des britischen Metal. 1981 erschienen, 500 Exemplare wurden gepresst, liegt sie heute um die 1.500$. Dazu kommen noch drei Demotracks, mehr wurde nie aufgenommen. Und diese fünf Songs sind zwar fast unbekannt, aber kaum schlechter als anderes aus der Zeit. Im Gegenteil, nach einem Track wie ´Living In The Ice Age´ würde sich so manche heutige Band verzehren.

(must have too – Mario Wolski)


METRONHOMME – 4
2019 (Independent) – Stil: Rock

Der Bandname sitzt schon mal, die Verknüpfung von Metronom und dem französischen Wort l’homme für Mensch. Die Bedeutung mag sich jeder selbst deuten.

Die Italiener bieten uns leichte, aber bei weitem keine seichte Musik. Die elf Tracks scheinen spontan entstanden zu sein, ein kleiner Beat, ein kleines Thema, ein wenig darauf herumimprovisiert. 3 bis 4 Minuten in der Regel kurz, dennoch haben die Instrumentalstücke alle Zeit der Welt, um zu wachsen. So haben METRONHOMME einen Strauß kleiner, feiner Preziosen gebunden.

Von wegen, alle Zeit der Welt. Unter dem Titel ´Tutto Il Tempo Del Mundo´ wurde kürzlich eine 4-Track-EP nachgeschoben, allerdings nur elektronisch, dafür dieses Mal auch mit Vocals.

(7,5 Punkte – Mario Wolski)

www.facebook.com/metronhommeband/


MIDNIGHT PRIEST – Aggressive Hauntings
2020 (Dying Victims Productions) – Stil: Heavy Metal

Nicht ganz unerfahren, aber dennoch ziemlich frisch kommen die Portugiesen MIDNIGHT PRIEST aus den Speakern. Hier ist Oldschool angesagt. Der erste Gedanke ist ´Painkiller´, verdammt die klingen nach den anderen Priestern. Und das zieht sich durch ziemlich alle der zehn Tracks. Hat der Hörer sich dann angefreundet, dann kommt noch eine Nuance dazu, die Stimme des Sängers, der manchmal ähnlich spitze hohe Schreie von sich gibt wie KING D. himself.

Diese Pseudonyme, der Drummer nennt sich „War Tank“, die Gitarren spielen „Iron Fist“ und „Steel Bringer“, „Lex Thunder“ singt, und am Bass findet sich „Joe Dalton“, da fühlt man sich um Jahre zurück versetzt. (und zu Lucky Luke, oder sind das heimliche Black Metal-Pseudonyme? – Anm. d. Red.)

Du willst Dich mal wieder richtig jung fühlen? So wie damals, 1989? Dann greif zu!

(8 Punkte – Mario Wolski)

www.facebook.com/midnightpriest/


MY HEAVY MEMORY – Clarity
2020 (Independent) – Stil: Heavy Metal

Die kalifornische Band ist bisher noch nicht großartig in Erscheinung getreten. Ihre selbstbetitelte EP von 2013 hat man nicht wahrgenommen. Ihr erklärtes Ziel ist es, Vater und Sohn zu einer Liveshow zu ziehen und beide sollen den gleichen Spaßfaktor haben. Sprich, sie möchten alte Rocker und moderne Spotify-Kids musikalisch verbinden. Wird nicht gelingen, sag ich mal, aber egal.

`Clarity` ist allerdings kein schlechtes Album. Die Gruppe liefert Heavy Metal mit klassischem Eighties-Melodic Metal-Einfluss, paart dies hier und da mit sorgfältig eingearbeiteten neueren Grooves und einer spritzig modernen Produktion. Gesanglich geht man auch eher in die Achtziger. Eigentlich ganz gut zu hörende Stücke, die kraftvoll rocken ohne antiquiert zu klingen. Eine Nummer wie `Bleed The Way` könnte man damit umschreiben, dass sie wie eine sehr moderne KEEL-Variante klingt. Anderseits  hört man auch mal Melodic Metal aus Skandinavien heraus. Acht Songs, die letztendlich doch überzeugen, trotz moderner Einflüsse. Anspieltipps: `Hanging By A Thread`, `This Might Be`, `Made Of Thorns` und das erwähnte `Bleed The Sky`.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


NEMESIUM – Continua
2020 (Black Lion/Sound Pollution/EMP) – Stil: Death Metal

Ein mächtiges Feuerwerk an (überwiegend) Hochgeschwindigkeits-Todesblei der Marke CANNIBAL CORPSE brennen die Australier NEMESIUM auf ihrem zweiten Langdreher `Continua´ ab. Zudem verirrt sich das Quintett gerne auch mal in Melodic Death-Gefilde, was die gekonnt harmonische Gitarrenarbeit betrifft. Trotz des meist durchgetretenen Gaspedals und aller Brachialität bleiben die elf Songs dennoch immer nachvollziehbar, klar und folgen einer strukturierten Linie, was wiederum für das tolle Songwriting der fünf Australier spricht.

Stimmungsvolle und atmosphärische Momente, wie beispielsweise das Instrumental-Zwischenspiel `My Final Fight´, lassen Zeit zum Durchatmen und sorgen mit den starken Tempowechseln innerhalb der Songs für reichlich Spannung und Abwechslung. Aber keine Bange, das Hauptaugenmerk von NEMESIUM liegt unüberhörbar auf der „Knüppel-aus-dem-Sack“-Taktik und darin liegen auch die Stärken der Death-Metaller. Technisch präzise und unglaublich „tight“ – die Jungs verstehen ihr Handwerk. Voll fett, dieses Brett!

(7,5 Punkte – Armin Schäfer)

www.facebook.com/NemesiumOfficial/


NORTHWIND – History
2020 (No Remorse Records) – Stil: Heavy Metal

2020, das Jahr der Comebacks. Die Griechen NORTHWIND, einst Speerspitze des einheimischen Metal, deren letztes Album 1987 erschien, wechseln von ´Mythology´zu ´History´. Und so vertonen sie Geschichten um Alexander den Großen, Pyrrhos oder die Schlacht von Marathon. Musikalisch orientiert man sich bei eher melodischen Acts, oft amerikanischer Herkunft. Ein Einfluss dürften TWISTED SISTER sein, nicht die schlechteste Wahl. Das ist gut gemacht, unterhaltsam, die Welt aber wird es nicht verändern. Dafür sind sie wohl knapp 30 Jahre zu spät.

Was würde wohl Diogenes dazu sagen? Er sitzt in seinem Fass und sinniert noch immer über Sinn oder Unsinn dieses Comebacks.

Anspieltips: der Stampfer ´Soldier’s Pay´ und das epische ´Cry Free – Die Free´.

(7 Punkte – Mario Wolski)

www.facebook.com/NorthwindbandGreece

(Sind sie jetzt aus der Sonne gegangen? – Anm. d. Red.)


OSYRON – Foundations
2020 (Eigenproduktion) – Stil: Prog Metal

Schon zum dritten Mal pressen die Kanadier ihre Musik auf Silberling. Mit einer knappen halben Stunde sprechen wir hier aber von einer EP. Stilistisch bleibt der Prog Metal, auch wenn er durchaus zeitgemäß produziert ist, weitgehend auf der traditionellen Seite.

Die ersten beiden Songs wissen zu überzeugen. Da ist das dunkle, schwere und schleppende ´The Cross´ („An empire with no sunset……“) und ´Ignite´, das von DREAM THEATER und im speziellen von deren Song ´Home´ geprägt ist. Leider flacht das Niveau danach bereits ab und keiner der drei weiteren Songs kann mich wesentlich berühren, weder das durchgängig ruhige ´Battle Of The Thames´ noch der eingängige rockige Versuch mit ´The Ones Below´. Das achtminütige ´Foundations´ hat dann zwar seine Momente, kann mich über die Länge aber nicht ganzheitlich packen. Atmosphärisch und sowieso spielerisch natürlich gut gemacht, aber beim entscheidenden Punkt, dem Songmaterial nicht zwingend genug.

(6 Punkte – Markus Gps)


RYDERS CREED – Lost Souls
2020 (Off Yer Rocka Recordings) – Stil: Heavy-/Hard Rock  

Die Mid-Land Truppe RYDERS CREED platziert mit `Lost Souls` sein zweites Album in der Szene. `Lost Souls` zeigt den Vierer reichlich vielfältig. Irgendwo zwischen klassischem Hard Rock und modernem Heavy Rock bewegen sich die elf Songs, die bei den ersten Durchgängen weder Fisch noch Fleisch sein wollen. Man vermisst eine klare Linie, die klarstellt wohin man gehört. Die Stücke wirken klinisch sauber, keinerlei Angriffsflächen werden geboten.

Etwas BLACK STONE CHERRY hier, etwas PEAL JAM da, vager klassischer Hard Rock-Einfluss á la THUNDER dort – was wie nach zu viel Einflüssen klingt, zeigt im Endresultat aber dennoch ansprechende Songs, die mit viel Melancholie und Herz/Schmerz geliefert werden. Technisch erste Sahne, aber für echte Metalfans eher Weichspülersound. Für den Pop-/Rock-Hörer dann eventuell wieder zu „hard“. Man bewegt sich einfach auf einem schmalen Pfad, ohne ein genaues Genre ansprechen zu wollen. Der Opener `Memories` verdeutlicht die Problematik recht gut. Tolle Gitarrenarbeit, coole Melodie, aber dieses unterschwellig-melancholische macht es einem echten Rocker schwer. RYDERS CREED haben einen schweren Weg vor sich, auch wenn man sich mit dem Album nach einer gewissen Zeit gut arrangieren kann, gerade weil es in keine Schublade passt.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


STEREOLITH – Escape Velocity
2020 (Barhill/Cargo) – Stil: Stoner/Punk Rock

Wohl zu viel Wüstenstaub inhaliert, das germanische Quartett von STEREOLITH. Musizieren die Koblenzer doch grob umschrieben in der Stoner Rock-Nische und in den Fußstapfen der mächtigen KYUSS, QUEENS OF THE STONE AGE oder auch KADAVAR. Kein Wunder also, dass es auf ihrem Debütalbum `Escape Velocity´ vorrangig sehr schwer, heavy und etwas psychedelisch zur Sache geht und alle Genre-Trademarks beinhaltet. Aber auch leicht punkige Tendenzen sind nicht zu überhören, was summa summarum eine runde Mischung ergibt.

Insgesamt sieben Kompositionen zieren den ersten Silberling von STEREOLITH, die allesamt sehr gelungen, wenngleich aber auch etwas unspektakulär und zu gleichförmig ausgefallen sind. Rotzt und rollt zwar ganz ordentlich so vor sich hin, Überraschungen oder irgendwelche Breaks allerdings sind Mangelware. Einzig das treibende `I Don’t Mind´ kommt mit schnellerer Gangart etwas flotter aus der Hüfte und kann aufgrund seines eingängigen Refrains wohl als so etwas wie der heimliche Hit von `Escape Velocity´ bezeichnet werden. Macht Bock, „kickt ass“ und ist ein gelungener Einstieg – coole Scheibe!

(7,25 „staubige und steinige“ Punkte – Armin Schäfer)

www.facebook.com/stereolith/


STONEWALL – Never Fall
2018 (No Remorse Records) – Melodic Heavy Metal

Das zweite Studioalbum ´Never Fall´ der Italiener STONEWALL hat bereits fast zwei Jahre auf dem Buckel, ist jedoch zeitlos, absolut notwendig und ein knackiges Kraftpaket, das jeden abholen können sollte, der zu Hause des Öfteren in Richtung der Tonträger von FIFTH ANGEL oder LEATHERWOLF (ohne Bombastchöre) greift. Elf kleine Hard & Heavy Happen mit virtuoser Gitarrenarbeit und charakteristischem Gesang gilt es zu verspeisen.

Meist herrscht melodischer Heavy Metal so gar nicht italienischer, sondern eher amerikanischer Prägung vor, der zuweilen die Brücke schlägt zu den anspruchsvolleren Stücken von Bands wie WHITE LION oder auch bei ´Let It Rise´ mal eine Dose Hairspraymetalfeeling der guten RATT/CINDERELLA-Schule versprüht, ohne auszuwimpen. Die VICIOUS RUMORS würden das Motto ´Live For The Fight´ ebenfalls vertreten und ´From The Stars´ lässt mein altes SUPERIOR-Herz höher schlagen. Schon die Anfänge von Tracks wie ´Cross The Line´ oder besonders ´Tear Down the Walls´ greifen sofort und lassen nicht mehr los, die wuchtigen Soloparts geben mir schlichtweg den Rest, wenn die treibende Doublebass in diesem Midtempoknaller durchrattert.

Eine absolut positive Überraschung für melodische Metaller, die keine Angst vor den genannten Stilgrätschen haben, denn an LEATHERWOLF können heutzutage wahrscheinlich nicht mal LEATHERWOLF selbst herankommen, falls da noch mal irgendwann was käme…

(8 Punkte ohne Sturzgefahr – Less Leßmeister)

www.facebook.com/STONEWALLHEAVYMETAL


TIBERIUS – A Peaceful Annihilation
2020 (Eigenproduktion) – Stil: Modern Prog Metal

Schottland bringen wir sowohl mit sanften, grünen Hügeln oder dem wunderschönen Edinburgh (aus dem TIBERIUS entstammen), als auch mit schroffen Bilderbuchbergen wie dem Buachaille Etive Mòr im Glencoe oder den Black Cuillins auf Skye und natürlich überragendem Single Malt Whisky in Verbindung.

Durch diese umfangreiche Mischung geprägt, wird hier zwar entsprechend zackig und auch schneller als die berüchtigten Regenwolken übers Land ziehen können musiziert, dabei allerdings auch immer im hochmelodischen Bereich und gesanglich jederzeit clean.

Gerade haben die legendären PROTEST THE HERO endlich ihr Comeback gefeiert und TIBERIUS zieht es auf ihrem Longplay Debüt (zuvor zwei Eps) schon in deren Richtung, auch wenn absolute Frickelorgien ausbleiben. Sie vernichten uns also durchaus friedlich. Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass sich das Sogmaterial über die komplette Spielzeit von 53 Minuten vielleicht doch etwas arg ähnelt. Mit jedem Durchgang macht es aber an immer mehr Stellen Blubb und Plopp. So bilden sich markante Formationen aus und es finden sich schließlich eine Reihe Songs bei denen es bereits zu Beginn in der Nase kitzelt und das Niveau bis zum überzeugenden Abgang gehalten werden kann. Eben wegen dem unendlich geilen lang nachhallenden Abgang ist derzeit immer noch ´Fidelity Lost´ mein favourite Track, aber einige andere sind bereits nah dran und wer weiß schon wie das aussieht wenn der Stoff erst mal mindestens zwölf Jahre gereift ist.

(derzeit schon 8 torfige wie fruchtige Punkte – Markus Gps)


TRAINER – Athletic Statics
2020 (Fidel Bastro/Vetrieb Broken Silence) – Stil: Noise Rock

TRAINER bestehen aus ehemaligen oder aktuellen Musikern von 2BAD, KARCHER, CHANDLER, NERVEN, STEAKKNIFE und ZESURA und spielen Noise Rock. Vier Mann – Dietmar Bottler (Gesang), Stephan „Fabsman“ Philipp (Drums), Martin Schad (Gitarre) und Christoph Duymel (Gitarre) – und ab geht die Post.

Doch TRAINER spielen nicht nur einfach Noise in Sumpf und Garage, sondern gebären sich sehr experimentierfreudig, dass der Groove nicht nur die Post-Harcore-Szenerie einsaugt, sondern auch mal Akkorde aus dem klassischen Brit-Rock seliger Zeiten hervorschauen lässt oder sogar von einer Gitarrenführung á la Tom Morello angefacht wird. Und das alles ohne Bass.

Zwei Gitarren für das Garagen-Noise-Hallelujah.

(7 Punkte – Michael Haifl)

https://www.facebook.com/TRAINERNOISE/


JESS WILLIAMSON – Sorceress
2020 (Mexican Summer) – Stil: Singer-Songwriter/Contemporary Country

Ihr habt die Schnauze voll von all‘ dem Hass, den Verschwörungstheorien und dem unzufriedenen Gejammer? Dann hilft Jess, eine junge Frau aus Texas und eine Gitarre. Zart, intim, nachdenklich, doch voller positiver Lichtblicke erzählt JESS WILLIAMSON aus ihrem Leben. Dazu mehrstimmiger Sirenengesang, der an große Momente von den DIXIE CHICKS – uups…natürlich mittlerweile nur noch THE CHICKS – erinnert (und wer jetzt lacht, höre sich den ´Travling Soldier´ an und schweige für immer, nachdem die Tränen getrocknet sind).

Einfach Balsam für die Seele, diese unschuldige Stimme, die zu einer Künstlerin gehört, die es faustdick hinter den Ohren hat – jedenfalls musikalisch. Gleich zu Beginn aus dem verträumten ´Smoke´ heraus klingt die sanfte, aber bestimmte Stimme vor einem druckvollen Schlagzeug, welches Jess jedoch nicht ständig benötigt. Unsere Zauberin der ruhigen Klänge rennt auch vor niemandem mehr weg, wie sie uns im Titelstück ´Sorceress´ versichert. ´Infinite Scroll´ könnte auf der verträumten FLEETWOOD MAC-Playlist stehen, ´Love’s Not Hard To Find´ nimmt die Singles dieser Welt an der Hand und schenkt eine große Tasse Hoffnung aus. Während die ganze Pop-Welt durchdreht, wenn die verstorbene Whitney alleine mit ihrer Stimme loslegt, höre ich mit lieber ´Harm None´ an, welches diese gewisse Sehnsucht irgendwo zwischen Singer-Songwriter und Country ausdrückt, ein stetig wachsender Chor sorgt für Gänsehautmomente.

Jess Williamson strahlt auf ´Sorceress´ eine ruhige, positive Energie aus und klingt bisweilen fast so persönlich, als ob eine frühe, doch entspannte Tori ihr Klavier kurzzeitig gegen die Gitarre getauscht hat.

(8 Punkte – Less Leßmeister)

www.facebook.com/jesswilliamsonmusic


WIRES & LIGHTS – A Chasm Here And Now
2019 (Oblivion/SPV) – Stil: Post Punk

Justin Stephen (Ex-PASSION PLAY) veröffentlichte mit Ralf Hünefeld (Gitarre, Keyboards), Gabriel Brero (Bass) und Sebastian Hilgetag (Schlagzeug), die teilweise von FRANK THE BAPTIST kommen, unter dem Bannen WIRES & LIGHTS 2019 das Debüt ´A Chasm Here And Now´.

Neue Wege, neue Musik? Nicht unbedingt. Das Quartett begibt sich geradewegs in die Achtzigerjahre, um Post Punk in der Gegenwart zu spielen. Von JOY DIVISON, THE CURE, THE MISSION, THE CULT und INTERPOL bis NEW MODEL ARMY reichen die Arme, die heute in die Saiten greifen.

Ob dies nun nach sieben Jahren unbedingt so viel weiter weg vom New Wave, Post Punk und Gothic Rock, also von PASSION PLAY ist, mag jeder selbst herausfinden. ´A Chasm Here And Now´ ist auf jeden Fall ein erstklassiges Werk, das zum Zeitpunkt seines Erscheinens gefühlt auch nicht richtig gewürdigt wurde. Kann also jederzeit nachgeholt werden.

(8 Punkte – Michael Haifl)


 

 


Gesund und gebräunt durch den Sommer kann eine Devise für die kommende Hitzeperiode heißen.
Habt Spaß!
Michael und das gesamte Streetclip-Team

 


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