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LIKE RATS – Death Monolith

~ 2020 (Hibernation Release) – Stil: Death Metal ~


Es hat sich herausgestellt, dass wir die Ratten in den letzten fünf oder sechs Millionen Jahren vielleicht völlig falsch eingeschätzt haben. Siehe Washington Post: „Studien zeigen, dass Ratten träumen, wenn sie schlafen, kichern, wenn sie gekitzelt werden und mit den Zähnen knirschen, wenn sie genüsslich gestreichelt werden – ähnlich wie Katzen.“ Wir sind wie Ratten. LIKE RATS. Spiegel des Ekels der Welt. Vielleicht liebe ich diese Band deswegen so.

Mit reichlich Verspätung erreichte unsere werte Chefredaktion das eigentlich schon im April erschienene neue Monster ´Death Monolith´. Jetzt ist Juni. Puh. Aber: Hilft nix, was geil ist, muss mit der Streetclip.de-Welt geteilt werden. Und zwar zackig! Der Buzzsaw-Death Metal von LIKE RATS gleicht eher einer räudigen Nagerbande, die den Schwarzen Tod als nicht apokalyptisch genug gemieden hat. Eine Band, die knüppeldick drauf scheißt, dass DISMEMBER schon längst da waren, wo sie jetzt sind. Denn LIKE RATS sind ja wie wir. Sie wollen das Gleiche, nur bitte anders. Wer einst als übel gelaunte Hardcore-Band begann, dem ist auch egal, wenn selbstzufrieden in sich ruhende und allmählich dünnhaarige Metaller um die 50 Lenze ihnen vorwerfen, dass es ihren Sound so schon mal gab – halt nur mit infantiler Pose und lächerlich viel Kunstblut, ein sich selbstüberholender Trend, von EMP und der hörigen Dorfjugend in den 1990ern fast totgeritten.

 

„Denn die einen sind im Dunkeln.
Und die anderen sind im Licht.
Und man sieht nur die im Lichte.
Die im Dunkeln sieht man nicht.“
(Berthold Brecht)

 

Muss nicht. Man kann auch aus dem Dunkel ins Helle – wenn’s sein muss, mit Gewalt! Wie diese Kanalratten aus Chicago, die genüsslich entdecken, wie man aus der Toilette klettert – und dann direkt versuchen, die Katze zu fressen oder den Labrador. Diese Truppe macht keine Gefangenen. Die grundlegenden Death Metal-ismen sind dabei aufregend erfrischend auf den Punkt gebracht; die Produktion ist rasiermesserscharf, aber nicht antiseptisch; und die Schattierungen anderer Metall-Subgenres – Groove, Doom, metallischer Hardcore – sind gekonnt beigemischt. Kranke Riffs im fiesen Schweinsgalopp, sorry, Rattentempo.

Tatsächlich ist ´Death Monolith´, bereits der dritte Longplayer dieses ewigen Geheimtipps, wahrscheinlich eine der interessantesten, wenn nicht sogar alleinstellend vollendeten Extrem-Veröffentlichungen des Jahres.

(7,5 Punkte)