~ 1985 (GIG Records, Sony Music) – Stil: Pop ~


Nachdem Falco mit seinem Debüt und der Single ´Der Kommissar´ einen No. 1 Hit erzielen konnte, war wohl seiner Plattenfirma der Nachfolger zu breit aufgestellt, auch weil die erwarteten Erfolge ausblieben. Daher musste das niederländische Erfolgsduo Rob und Ferdi Bolland die Produktion des dritten Albums übernehmen. Das Ergebnis gab allen Beteiligten recht. Über 3 Millionen Einheiten sollen wohl von ´Falco 3´ über die Plattenladentheken gewandert sein. Ergo wurde der 1957 geborene Johann Hölzel zum größten Popstar Österreichs, kurzzeitig der ganzen Welt. Eine Single nach der anderen erklomm weltweit die Chartspitzen.

´Rock Me Amadeus´, die Hochstilisierung Falcos als Mozart der Moderne, inspiriert vom grassierenden Hype um Miloš Formans Kinofilm „Amadeus“, wurde zu seinem größten Hit, Nr. 1 in Europa, Nr. 1 in den USA, auch in Großbritannien. Sein Videoclip war Thema bei Jung wie Alt. Der Text schien gar autobiografische Züge zu tragen („Er hatte Schulden, denn er trank, doch ihn liebten alle Frauen.“). Es wurde sein höchstpersönliches Lebenslied, obwohl Falco den Song anfangs ablehnte und für sich als unpassend betrachtete. Hier regierte der Synth-Pop in Achtzigerjahre Glanz & Glorie. Die Verquickung aus Deutsch und Englisch wurde endgültig zur Erfolgsformel. Die Single hielt sich in Deutschland 23 Wochen auf dem ersten Platz der Charts, drei Wochen länger als in Österreich.

 

 

Aus dem Lied ´America´ war die Ironie trotz gebotenem Wienerisch unüberhörbar. Es thematisiert fehlende Anerkennung. Sozusagen die Leiden des jungen Hölzel. Immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch für den Erfolg tat Falco alles, sogar einen Synth-geschwängerten Tango, den ´Tango The Night´, oder den puren Synth-Pop á la 1985 namens ´Munich Girls´ zu singen. Allzeit das Deutsch-Englisch pflegend. Aus der Reihe des auf dieser Scheibe anzutreffenden, andauernden Hitreigens fällt allerdings ´Nothin‘ Sweeter Than Arabia´ heraus, das wie sein großes Vorbild David Bowie in der Großstadtdisco von Dubai tönt. Die Lederjacke und die Turnschuhe hatte Falco längst imageträchtig gegen Anzüge eingetauscht.

 

 

Der Kult-Song des Werkes war natürlich ´Jeanny´. Der Clip dieser zweiten Single, mit seinen Hinweisen auf „Psycho“ oder „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, wurde erst recht zum damaligen Gesellschaftsthema, dieses daher alsbald boykottierten Liedes, da es einen Stalker und dessen Verbrechen verherrlichen würde. Der Erfolg vervielfachte sich durch das Gerede über diesen angeblichen Skandal selbstredend. Das Lied hielt sich 21 Wochen auf Platz 1 der deutschen Charts und zog mehrere Fortsetzungen nach sich.

Ein ´Männer des Westens´ oder auch ´Macho Macho´ hätten eigentlich die nächsten Singles sein können. Hier fügten sich schlaue Texte („Dass die guten Kräfte dieser Welt sich sammeln, jener, der daran glaubt, der irrt.“) in ein ansonsten ironisches Bild. Die dritte Single wurde aber ´Vienna Calling´ („Womit spielen kleine Mädchen heute, hier und dort und da.“). Ein zeitloses Stück, das sich sogar ein Flötensolo gönnt. Der letzte Song der Scheibe, seine Coverversion von Bob Dylans ´It’s All Over Now, Baby Blue´, hallte 1998 auf Falcos Beerdigung über den Wiener Zentralfriedhof. Sterben musste Johann Hölzel übrigens nicht, um unsterblich zu werden, 1985 war er es bereits geworden.