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SCARLET – Phantasm

~ 1985/2020 (Lost Realm Records) – Stil: Hardrock ~


Wir erinnern uns an SCARLET, die 1984 in den Vereinigten Staaten von Amerika durchstarten wollten, aber an irgendeinem Punkt innerhalb der Musikszene scheiterten und nicht zu den nächsten Superstars gehören sollten, trotz großer Bühnenshow und keineswegs gewöhnlichem Songwriting. Ihre Mischung aus Heavy Metal, Poprock und New Wave zündete nicht die Raketen in den Airplay-Stationen. Mastermind Evan Baisden und Mike Farrell sowie John Belleperche verließen in der Folge die Band.

In den nächsten Jahren wurde aus der Pomp Rock-/Heavy Metal-Band eine Hardrock-Gruppe der poppigeren Gangart. Gitarrist Matt Stickle übernahm eines Nachts bei einem Live-Auftritt ungeplant den Gesang, weil Evan Baisden nicht erschien. Er sollte fortan gar nicht mehr auftauchen, so dass Matt Stickle obendrein den Sängerposten übernahm. Als zweiter Gitarrist stieg Ziggy Dush und als Bassist Dave Hill ein, um die Band mit dem verbliebenen Schlagzeuger Tommy Johnson wieder schlagfertig aufzustellen.

Nach der Veröffentlichung von ´Phantasm´ wurden die Kritiken 1985 besser, die Partys größer, die Chicks toller und die Drinks flossen in Strömen, so erzählt es zumindest Matt Stickle im Rückblick. Dennoch sollten sie bald nur noch diese kleine, nur lokal bekannte Legende sein, deren letzte Besetzung aus dem Trio Matt Stickle, Dave Hill und Tommy Johnson bestand. Das Schicksal nahm seinen Lauf und SCARLET waren Geschichte.

Um ihrem Willen, nach dem selbstbetitelten Debüt endlich im Business durchzustarten, Ausdruck zu verleihen, eröffnete die Sixties-Coverversion ´Happy Together´ ihr Zweitwerk ´Phantasm´. Ein Song von Garry Bonner und Alan Gordon, der zuvor mehreren Künstlern angeboten, aber erst von THE TURTLES angenommen und in den USA zum No. 1 Hit gemacht wurde. Die folgenden neun Eigenkompositionen zeigten SCARLET im Hardrock verankert. Eine zünftige Live-Nummer war in jenen Tagen garantiert ´Think Jungle´, bei dem das Publikum den Titel auf ein Zeichen des Sängers hin mitshouten konnte. Dahingegen stachelte ´No Mercy´ dieses zweifellos gleich an. Die Chorgesänge hoben zudem ein ´Woman Of Your Nightmare´ aus der Masse der Hardrock-Kompositionen.

´Where Ya Goin‘ Tonight´ und ´Give In (Be Mine Tonight)´ besaßen noch klar, allein von den Gesangsarrangements, den Spirit der Siebzigerjahre. Die Pop-Nummer mit dem Frauennamen ´Allison´ sowie selbstredend eine Ballade namens ´The Touch´ hatten SCARLET ebenso im Programm. So gesehen dürfen SCARLET als die Eighties-Ausgabe des THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRAs umschrieben werden, oder korrekterweise THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA sind die SCARLET der Gegenwart und finden bei allen Menschen Anklang, die mit den Spätsiebzigerjahren aufgewachsen und den Frühachtzigerjahre Hardrock genossen haben.

(8 Punkte)