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OZ – Forced Commandments

~ 2020 (Massacre Records) – Stil: Heavy Metal ~


Neuen Stoff für alle „Keep It True“-Vermisser gibt’s mit dem neuen Album der sympathischen Finnen OZ. Klassischen Metal der allertraditionellsten Form, abgeschmeckt mit ein bisschen Achtziger-Hardrock a la DOKKEN und SCORPIONS – you got it. Abgesehen von der Produktion hätte ´Forced Commandments´ auch fraglos 1985 in exakt derselben Form erscheinen können. Oder irgendwann Ende der 1990er, als HAMMERFALL gerade am Mainstream kratzten und plötzlich massenweise True-Metal-Warriors aus dem Stahlwerk krochen.

Tatsächlich klingen OZ anno 2020 nicht mehr so wild wie in den Achtzigern, sondern ziemlich stark nach Dronjak, Cans und Konsorten. Neben den Alte-Schule-Riffs und -Melodielinien liegt das hauptsächlich an Sänger Vince Koivula, der besagtem Joacim Cans bisweilen reichlich ähnlich klingt. Seine besten Momente hat der Frontmann aber, wenn er sich wie z.B. in ´The Ritual´ in deutlich höheren Lagen bewegt. Natürlich handelt es sich bei OZ nicht mehr um die „wilde Horde“, die seinerzeit ´Turn The Cross Upside Down´ skandierte, aber auf ´Forced Commandments´ wird so ziemlich jeder Anflug von metallischer Aggressivität von dieser gewissen Nettigkeit verdrängt. Im ansonsten ganz okayen Opener ´Goin‘ Down´ klingen die Vocals sogar ziemlich kraftlos bis leicht gelangweilt – bei dem höchst angepissten Textinhalt, der allen „Feinden der Band“ Schläge und Schmerzen androht, kann man sich ein klitzekleines Grinsen nicht verkneifen.

Überhaupt, die Lyrics – Zeilen wie „smell of death, smell of fear, the wind won’t blow in here“ hätten auch SPINAL TAP nicht besser hinbekommen – auch hier leben die Achtziger, „for better or for worse“. Der blitzsaubere Digitalsound, der erneut sämtliche Ecken und Kanten vermissen lässt, mag zur OZ auch irgendwo nicht so richtig passen – da fehlt der Arschtrittfaktor, gerade die Gitarren klingen einfach nicht fies und dreckig genug. So verliert das Album trotz ordentlicher Songs eben viel von seiner Wirkung.

Das große Problem von ´Forced Commandments´ ist eigentlich das gleiche wie immer bei OZ. Natürlich machen die Herrschaften einen ordentlichen Job, live geht das Ganze sicher ab wie nur was, aber einen richtig bleibenden Eindruck hinterlässt unglücklicherweise auch keiner der acht Songs (plus drei Bonus-Stücke für diverse Sonderformate). Ähnlich wie OZ in den Achtzigern nie in derselben musikalischen Liga wie ACCEPT, IRON MAIDEN, DIO oder JUDAS PRIEST spielten, stehen sie leider auch heute immer noch in der zweiten Reihe der Traditions-Metaller. Den Vergleich mit der Hitdichte von VISIGOTH oder gar ATLANTEAN KODEX kann sich das Album nämlich auch nicht wirklich stellen, und in Kombination mit der fehlenden Bissigkeit, die beispielsweise jedes RAVEN-Album rettet, bleibt ´Forced Commandments´ eben doch eher eine nette Zwischenmahlzeit, ein „Kann“, aber dann doch kein „Muss“.

Wer sich daran nicht stört, macht als Old-School-Banger und erst recht als Fan der Band mit dem siebten „echten“ OZ-Album keinen Fehlkauf – die Welt werden aber auch diese ´Forced Commandments´ nicht verändern.

(7 Punkte)


(VÖ: 22.05.2020)