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GOST – Valediction

~ 2019 (Century Media Records) – Stil: Black Synth Pop ~


Baalberith erschien 2012 auf der Bildfläche. Unter dem Moniker GosT stach der Maskenträger nicht nur musikalisch aus der Masse aller Formationen in der aufkommenden Synthwave-Welle heraus. Neben PERTURBATOR wurde er zum Star des dunklen Synthwave, des Dark Synthwave. Auf seinem Meisterwerk ´Non Paradisi´ nahm er uns mit in die Hölle. Dann wollte er dieser mit Gesang und Black Metal-Geschrei entkommen, dennoch rollte mit ´Possessor´ weiterhin eine äußerst heftige Synthwave-Welle über uns hinweg.

Der große Wendepunkt in der Karriere des Texaners ist aber nun gekommen. Ebenso wie bei PERTURBATORs 2017er Werk  ist die Huldigung an JOHN CARPENTER obsolet, der ehemalige Dark Synthwave verschwindet in einer Mischung aus Black Metal-Geschrei und bewusst retrohaftem Synthpop. Obgleich die Progressivität dieses frisch angerührten Soundmixes im Detail steckt und ´Valediction´ neue unbekannte Weiten des Musikuniversums erkunden könnte, besitzen alle Kompositionen keinesfalls das gewisse Etwas, von dem sich der Hörer angezogen fühlt, um sich immer und immer wieder diesem hinzuwenden. Kein Verlangen, kein Lechzen kommt auf, diese Songs abermals zu goutieren.

Ohne Orientierung wechselt GosT im Opener ´Relentless Passing´ aus dem harschen Black Metal-Einstieg in einen mit Holzklötzchen spielenden Synthwave, der sich zum Goth Rock schleicht. Das Gekreische von ´Wrapped In Wax´ ist restlos emotionslos und wird nicht einmal von der netten Melodie im Hintergrund aufgewertet. Inwieweit Jan Hammer auf DEPECHE MODE treffen kann, bezeugt als einziger Höhepunkt ´Dreadfully Pious´. Völlig kalt bleibt hingegen die Seele, wenn sich der Black-Schreier zu ´Timeless Turmoil´ wieder äußert. Als fröhlicher Nachfahre von DEPECHE MODEs ´People Are People´ lädt ´Bloody Roses´ zwischendurch zum Synthpop-Tanz ein.

Der Rest dieses Werkes wird anschließend leider noch belangloser, wenn der Goth Rock in ´She Lives In Red Light (Devine)´ weiter Einzug hält oder zu diesem in ´Ligature Marks´ schlicht geschrien wird. Sinnlose Beats warten im finalen ´Severance´ förmlich darauf, dass mit oder bei ihnen irgendetwas etwas passiert, aber nichts geschieht und plötzlich ist ´Valediction´ zu Ende.

Dass zu keiner Sekunde ein Gedanke an die alten GosT musikalisch verschwendet wird, sollte klar sein. Dies hier ist natürlich kein Black Jazz, beileibe auch kein Black Synth. Den Höhepunkt der neuen Welle des Retro-/Synthwave haben wir schon lange überschritten. Der Vorsatz des Producers GosT scheint gewesen zu sein, holen wir mit diesen Songs die Blackies auf die Tanzfläche, denn die Synthpopper dürften selbst im Teenageralter nicht auf das öde und stupide Black Metal-Geschrei abfahren. So viele Pillen kann sich gar niemand einwerfen.

(3 Punkte)

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