PlattenkritikenPressfrisch

VORTEX – Them Witches

~ 2019 (Gates Of Hell Records) – Stil: Heavy Metal ~


Ach, guck an, die sind auch noch da. 40 Jahre auf dem Buckel, aber nur noch an der Leadgitarre und am Gesang sind Männer der ersten beiden Stunden. Martjo Brongers und Kultsänger Jurjen Tichelaar, der mir schon vor 17 Jahren sein Alter nicht verraten wollte, aber definitiv näher an der 70 als an der 60 sein dürfte.

Nun, das ist für eine alteingesessene Heavy Metal-Band keine Schande. Und die Musik auf dem nunmehr sechsten regulären Studioalbum spricht Bände. Natürlich wollen sie, genau wie die Landsleute EMERALD oder PICTURE, ihren einstmals eingeschlagenen Weg weitergehen, immer wieder mit frischen Songs, denen selbstredend jedwede Progressivität abgeht, die dafür aber mit Leidenschaft, Atmosphäre, Kraft und guten Melodien punkten.

VORTEX sind heavy, sie sind straight und ihre Stücke gehen ins Ohr und in die Seele. Das war schon immer so. Eine gewisse schwermetallene Grundaggressivität ist gegeben, ein Lebenshunger, der eben zum Heavy Metal abseits poppiger Mainstreamgefilde dazugehört. VORTEX sind die Band, die in den kleineren Clubs, Bars und auf Fanfestivals ihre Seele offenlegt, sich den Arsch abspielt und eine kleine, aber umso hingebungsvoller jubelnde Schar an Fanatikern glücklich hinterlässt.

Heavy Metal ist auf gewisse Weise ein Kult, dem nur Eingeweihte und spirituell bereite Individuen beitreten dürfen. Und VORTEX sind der Soundtrack dazu.

Klar, man kann mit dem alten Muscle Car amerikanischer Bauart über die Landstraße brettern, dieses Album laut aufgedreht, Fenster runtergekurbelt und die Molle Pilsbier in der Fist of Steel, das geht. Das Rock’n’Roll Feeling ist da, es ist lebendig, wobei man hier nicht überlebensgroß erscheint, sondern mit den Fans, den Kuttenträgern auf einer Ebene steht. Und das macht Spaß.

Ansonsten klingen VORTEX so wie immer, solide als Komponisten, gut an den Instrumenten, ohne aber selbstdarstellerisch zu werden, klanglich perfekt lebendig inszeniert. Ihnen fehlen auf dem Album die Hymnen, ganz klar, aber die waren schon früher eher die Ausreißer, denn die Regel. Ihre Musik, ihre Songs machen von Anfang an Spaß und in der etwas schroffen Art der Melodien lässt sich ja doch nach einigen Durchläufen eine gewisse Hymnenhaftigkeit erkennen.

VORTEX sind nicht für geschniegelte Discobesucher, weichbrotige Milchgesichter, die unbedingt einen glasklaren, komprimierten Digitalsound brauchen und Eventtouristen in norddeutscher Dorfatmosphäre gemacht. Sie sind für den echten Heavy Metal/Banger das Lebenselixir.

VORTEX Fans greifen umgehend zu, 80er Dutch Metal Freunde greifen umgehend zu, Undergroundmetaller greifen umgehend zu. Ich habe fertig.

(8 Punkte)