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HORIZON’S END – Skeleton Keys

~ 2019 (Steel Gallery Records) – Stil: Prog Metal ~


Endlich wieder Prog Metal, frohlockt der Nerd. Endlich wieder HORIZON’S END, hüpft halb Hellas vor Freude aus dem Meer heraus. In Griechenland bereits mit ihren Demos Mitte der Neunzigerjahre eine echte Größe im Underground, platzierten HORIZON’S END ihre zwei Longplayer erst um die Jahrtausendwende in ihre Diskografie. Jetzt, 18 Jahre nach dem letzten Werk, erscheint ´Skeleton Keys´. Keyboarder Sakis Bandis (HAIL SPIRIT NOIR, STAR.GATE, UTHULL) hat die alte Garde wieder reanimiert – und alle sind erneut dabei. Sänger Vasilios Topalides (CROSSWIND) und die Jungs, die mit WARDRUM Ruhm erlangten. Im Speziellen Schlagzeuger Stergios Kourou (KOSTA VRETO), Bassist Kostas Scandalis und Gitarrist Kosta Vreto (KOSTA VRETO) lassen aus dem ursprünglich als Solo-Werk von Sakis Bandis angedachten Werk ein echtes Comebackwerk werden. Ihr alter Gitarrist Manolis Pilides und STAR.GATE-Gitarrist Sotiris Gogos geben ebenso ein kleines Gastspiel wie Ex-WARDRUM-Sänger Yannis Papadopoulos (BEAST IN BLACK).

Endlich zurück ins Jahr 1997, denn aus diesem stammt das siebenminütige Eröffnungsinstrumental ´Alpha´, das uns umgehend in den Prog Metal der Neunzigerjahre hineinkatapultiert. Harte Gitarren und hellklingende Keyboards bestimmen das gleichwohl sinfonisch angehauchte Soundbild. Aus diesem Grunde sollte sich der Nerd auf Prog Metal der Neunzigerjahre mit einem Schuss Sinfonik Metal, der bisweilen gesanglich ebenfalls melodischen Euro Metal impliziert, einstellen. Das Vorzeigebeispiel ist hierfür das zehnminütige ´Forming Fantasies´, ebenso bereits zu Beginn der 00er Jahre konzipiert. Ganz klar haben HORIZON’S END einst DREAM THEATER und alle Nachfahren, direkter und indirekter Natur, von morgens bis abends gehört, dennoch klingt vieles in den Gesangsstrophen sehr nach CONCEPTION und der Refrain weist gar in die Richtung früher und guter RHAPSODY. Den CONCEPTION-Ansatz verlieren sie auch nicht in ´The Land Of Decay´, 1997 schon geschrieben, obwohl hier der sinfonische Anteil weiterwächst. Interessant ist in diesem Fall die eingestreute Computerstimme, die einige Abschnitte vorträgt. Eindeutig von DREAM THEATER inspiriert ist ´Ocean’s Grey´. Eine Mischung aus Prog Rock und Prog Metal der Neunzigerjahre stellt hingegen ´Dreamer’s Hands´ dar, in dem der Gesang formschön den Tönen in die Höhe folgt. Der Ideenreichtum, von dem andere in einem halben Dutzend Liedern zehren würden, breitet sich mannigfaltig aus. Die dunklen, sinfonischen Elemente bereichern ´Who’s Afraid Of The Big Bad Wolf´. Und da tatsächlich annähernd jede Prog-Band ihr ´Grendel´ hat, zaubern HORIZON’S END mit ´Be´ ein 23-Minuten-Stück aus dem Hut, das tatsächlich ein Überbleibsel ihres zweiten und bislang letzten Werkes ´Concrete Surreal´ ist. Dabei wachsen sie zu ihrer unbeschönigten Größe heran, zur wohl besten Prog Metal-Formation aus Hellas. Auf internationalem Niveau spielen sich die Instrumentalisten in einen Rausch, der natürlich auch von entsprechenden Hooks, fantastischem Gesang und krönenden Chorgesängen lebt.

Endlich bringen HORIZON’S END ihre Kompositionen ans Tageslicht. Womöglich 20 Jahre zu spät, aber für brillante Musik ist es immer die rechte Zeit. Zwar gönnen HORIZON’S END dem Genre des Prog Metal keine neuen Impulse, doch die Darbietung ist sensationell und liegt weit über der gewöhnlichen Kost. Instrumental haben sie sich eindeutig dem Prog Metal verschrieben und spielen dermaßen vielfältig auf, dass ´Skeleton Keys´ zum wahren Genuss wird. Liebhaber des Neunzigerjahre Prog Metal, die sich gerne als solche von allen Schönheiten, die neben und nach DREAM THEATER aufblühten, sowie CONCEPTION outen, werden bei HORIZON’S END ihr Seelenheil finden, sofern sie der Melodik und der teils gegebenen Sinfonik im Hochgesang unterdies nicht abgeschworen haben.

(8,5 Punkte)

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