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SIGUR RÓS – Ágætis Byrjun

~ 1999/2019 (Independent) – Stil: Post Rock / Ambient ~


´Ágætis Byrjun´ ist wahrlich ein magisches Werk, es erschien am 12. Juni 1999. Es ist das zweite Album von SIGUR RÓS und verschaffte der Formation den weltweiten Durchbruch.

Bis heute klingt ´Ágætis Byrjun´ wie Musik aus einer fernen Galaxie. Die Kompositionen tönen scheinbar direkt von den Bergen Islands herab, gesungen selbstredend in ihrer Heimatsprache. Wenn eine dezente Orchestrierung nachhallt, verliert sich der Hörer in der Landschaft Islands und in der Nähe zu RADIOHEAD und OWEN PALLETT, falls jemals überhaupt irgendein Vergleich zutreffend ausgesprochen werden sollte.

Zum 20-jährigen Jubiläum erscheint ´Ágætis Byrjun´ abermals in diversen Versionen. Die 7-LP-Deluxe Edition enthält neben dem Ursprungsalbum (2-LPs) die Live-Aufnahme „At Islenska Óperan 1999“ (2-LPs) sowie auf weiteren 3-LPs Raritäten.

 

 

SIGUR RÓS fanden im August 1994 zusammen, kurz nach der Geburt der kleinen Schwester von Frontmann Jón Þór Birgisson. Daher nannten sie zu Ehren des neugeborenen Siggurós Elin die Band „Victory Rose“.

 

´Ágætis Byrjun´

Die ´Introduction´ ist zu Beginn schlicht ein rückwärts abgespielter Abschnitt aus dem Titelsong. Das im Keller komponierte epische Stück ´Svefn-g-englar´ wird hingegen von den durch den Verstärker getriebenen Yamaha- und Roland-Keyboards sowie einer alten Ibanez-Gitarre bestimmt. Der Arbeitstitel lautete ´Submarine Song´. Die Geschwindigkeit der Streicher wurden bei ´Starálfur´ von einer Tape-Maschine verändert, ebenfalls Sounds vom Moog und einem Langwellen-Radio durch den Computer.

Kindheitserinnerungen von Schlagzeuger Ágúst Ævar Gunnarsson ergaben die Lyrics von ´Flugufrelsarinn´. Viele Drones, Overdubs und Tape-Reversed-Effekte bestimmen das Bild. Sänger/Gitarrist Jón Þór Birgisson wurde von der schwedischen Sängerin Stina Nordenstam beeinflusst, so dass der Arbeitstitel für ´Ný Batterí´ folglich ´Stina´ hieß. Auf einem Bass-Riff von Georg Hólm basierend, sollte eine maschinelle Atmosphäre entstehen. Ein Harfen-Part, ein funky Rhodes-Auftritt und ein Violinen-Solo fügen sich zum verdichteten Gesang von Jón in ´Hjartað Hamast (Bamm Bamm Bamm)´.

Ein unendliches Intro führt ´Viðrar Vel Til Loftárása´ ein und beherbergt die Lap-Steel ihres Kumpels Pétur Hallgrimsson und ein Estonia-Grand-Piano. Unglaublich ist der improvisierte und ausflippende Orchester-Abgang. Der Titel ´Olsen Olsen´ geht auf den Namen eines Streifenpolizisten in Dänemark zurück. Eine echte Wohlfühlatmosphäre mit dem Álafoss Chor, der bei dem späteren Band-Song ´Hoppípolla´ ebenfalls zugegen ist. Ohne Reverbs sollte der Titelsong ´Ágætis Byrjun´ eigentlich zu Beginn des Werkes positioniert sein, wurde jedoch für das Finale aufgehoben, das ´Avalon´, schlicht eine runtergedrosselte Version des Ausklangs von ´Starálfur´, beschließt.

 

 

´Live At Islenska Óperan 1999´

Auf 2-LPs befindet sich der Record-Release-Auftritt, der am 12. Juni 1999 in der Íslenska Óperan, dem Isländischen Opernhaus, stattfand und dessen Aufnahme speziell für den Re-Release abgemischt wurde. Der Auftritt war seither nicht mehr in voller Länge zu hören, als er damals für das Isländische Radio aufgenommen wurde.

Die 95 Minuten-Show war die letzte mit Original-Schlagzeuger Águst Gunnarsson und beginnt mit zwei Songs des Vorgängeralbums und endet mit einem von diesem. Dazwischen spielen SIGUR RÒS ihr neues Album.

 

„Demos, Rarities And Early Live Recordings“

Bei den Raritäten ragen die „Original Speed Version“ von ´Starálfur´ und der 2000er ´Ný batterí´-EP-Song ´Rafmagnið Búið´ hervor. Dazu gibt es Live-Versionen von ´Svefn-g-englar´ (At Popp í Reykjavík, 1998) und ´Debata Mandire´ (At Laugardashöll, 1999) sowie Demos: ´Flugufrelsarinn´ (1998), ´Hjartað Hamast (Bamm Bamm Bamm)´ (1995), ´Olsen Olsen´ (1998), ´Ágætis Byrjun´ (1998) und ´Hugmynd 1-3´ (1998).

 

 

´Ágætis Byrjun´ ist bis zum heutigen Tag der Klang aus einer anderen Welt.

In einer Welt der Abgeschiedenheit und Isolation konnte etwas Neuartiges entstehen. Eine Grenzen der Gefühle und Genres einreißende Musik, selbst wenn kein gesungenes Wort verstanden wird. Eine Musik, die so unschuldig ist wie die engelsgleiche, von der Band „Avalon“ benannte Figur auf dem Coverartwork.

Sind es Vögel oder Engel, die dort singen: „Tjú…tjú…“