Livehaftig

XIII. POUNDING METAL FEST

Wer schon mal im Ausland an einem Metal-Event teilgenommen hat der weiß, dass dies über einen ganz besonderen Reiz verfügt. Vieles ähnelt den Veranstaltungen in Deutschland, aber es gibt auch immer einige landesübliche Besonderheiten. Ganz besonders gilt dies, wenn die Veranstaltung im Herzen einer Millionenstadt wie Madrid stattfindet.

Beim ´Pounding Metal Fest´ handelt es sich im Endeffekt um nichts anderes als die Jahreshauptversammlung des in Madrid ansässigen Heavy Metal Clubs ´Pounding Metal Union´ zu welcher sich auch Mitglieder anderer spanischer Metalclubs wie der ´Metal Bats´ aus Valencia, ´Metalcova´ aus Barcelona, ´Espectros´ aus Murcia, ´Southbangers´ aus Málaga und einiger anderer mehr gesellen. Da alle diese Vereinigungen ihre jährlichen kleinen Festivals abhalten und auch nebenher Konzerte veranstalten, zu denen ihre Mitglieder sich gegenseitig besuchen, haben diese Veranstaltungen auch immer den Charakter eines Familientreffens.

Aber natürlich handelt es sich immer um öffentliche Veranstaltungen, die ein entsprechend attraktives Billing erforderlich machen. Ohne die Mitgliedsbeiträge und aktiver Unterstützung durch die Klubmitglieder, wären diese Festivals dennoch nicht zu finanzieren. Da sich unter den Clubmitgliedern viele Musiker von teilweise über die Landesgrenzen hinweg bekannten Bands befinden, ist auch für ein ausreichendes Maß an fachlichem und technischem Know-How gesorgt, welches für ein Festival mit bekannten internationalen Acts erforderlich ist. Man mag es kaum glauben, aber die Suche nach einer geeigneten Halle stellt in Madrid tatsächlich eine Herausforderung dar. Zwar gibt es hier eine Vielzahl von Veranstaltungshallen und Discotheken in allen erdenklichen Größen, dennoch hat es das PMU (Pounding Metal Union) in den letzten Jahren nicht geschafft, die Veranstaltung zwei Mal in der gleichen Halle stattfinden zu lassen. Zum einen ist da die Fülle an Konzerten und anderer Events am Wochenende, welche die Auswahl bereits ein Jahr im voraus stark einschränkt und die Saalmieten in zum Teil astronomische Höhen schnellen lässt und zum anderen lassen die meisten Veranstalter keine Heavy Metal-Events, zumindest nicht mit mehr als drei Bands zu. Der Grund hierfür liegt in den schlechten Erfahrungen der Veranstalter mit dem Verhalten der Besucher, die sowohl vor als auch nach dem Event und während der Umbaupausen den Veranstaltungsort verlassen, sich in den unzähligen Kiosken und Bars in der Nähe mit Essen und Getränken versorgen und in den engen Straßen um den Klub herum ihr eigenes Happening veranstalten. Es ist jetzt (zumeist) nicht so, dass randaliert wird, aber der Lärmpegel erreicht durch die Menge an Leuten ein so hohes Maß, dass der Vermieter des Veranstaltungsorts regelmäßig Ärger deswegen bekommt…schließlich liegen die Veranstaltungsorte immer mitten in einer Wohngegend. Aus Sicht von uns Metallern hat der Veranstalter aber selbst schuld! Bei Bierpreisen von 5€ für einen Drittel in der Flasche und 9€ für einen Mini (das ist ein Liter aus dem Fass) darf man sich auch nicht wundern, wenn die Leute nach jedem Auftritt aus der Halle strömen. Wir sind ja keine Discogänger, die sich den ganzen Abend an einem Getränk festhalten, welches auch noch im Eintrittspreis inbegriffen ist. Es muss allerdings erwähnt werden, dass die oben genannten Preise für Madrider Clubs nicht ungewöhnlich sind und eher an der unteren Grenze rangieren, was zähen Verhandlungen des PMU mit den Vermietern der Halle zu verdanken ist. Dank bereits im Vorfeld verbreiteter Kommuniqués und nochmaliger Ansage von der Bühne herab sich zum Essen und Trinken bitte in die Bars zu begeben, benahmen sich die Metalheads vernünftig und entgingen somit dem bei Nichteinhaltung angedrohten Festivalabbruch. Puhhh…

Interessant war auch der Blick in die Gesichter der hauseigenen Security, die teilweise nicht so recht wusste, wie sie mit der bangenden und sich im Mosh Pit verausgabenden Meute umgehen sollte. Drei bis vier davon, die es besonders heftig getrieben hatten, wurden tatsächlich kurzfristig herausgepickt und deren Rauswurf im letzten Moment von Mitgliedern des PMU verhindert. Sieht ja auch manchmal recht gefährlich aus… 😉

 

~ 17. Mai 2019, WeRock – Madrid ~

~ FRENZY, ALAE NOCTIS, FEEL NO PAIN ~


 

Da ich bereits am Donnerstag mit einer kleinen Delegation aus Deutschland angereist war, freute ich mich darauf, die Madrilenen FRENZY nach ihren Auftritten beim Pounding Metal Fest und dem Heavy Metal Maniacs Festival im Jahr 2016 wieder einmal live bei der inoffiziellen Warm-Up-Show erleben zu dürfen.  Ursprünglich hatten FRENZY geplant, gemeinsam mit den Italienern VULTURES VENGEANCE die Gelegenheit zu nutzen, um auch den anderen zum Festival angereisten spanischen Metalheads die Songs ihrer neuen Scheibe live vorzustellen. Nachdem sich aber die zum Festival angekündigten Kanadier MANACLE vor einigen Wochen ohne Vorwarnung aufgelöst hatten und so kurzfristig kein adäquater Ersatz aufzutreiben war, überließ Angel Muñoz Corcuera (genannt Choco), seines Zeichens Bassist von FRENZY und Mitglied im Präsidium des PMU, den Italiener den vakant gewordenen Slot auf dem Pounding Metal Fest und füllte die verbliebene Lücke im Billing vom Freitag durch zwei spanische Bands.

 

 

Neben FEEL NO PAIN aus Madrid mit ihrem recht ordentlichen Heavy Metal/Thrash (eine EP mit dem Titel ´Into The Chaos´ erschien letztes Jahr), handelte es sich dabei um ALAE NOCTIS aus Cartagena, die ihre Musik als Retrowave bezeichnen, aber damit weder bei mir noch bei meinen mitgereisten Kollegen viel Anklang fanden und deren Interpretation von ´Turbo Lover´ schlussendlich einen Fluchtreflex in Richtung nächster Bar hervorrief. (Wer sich von der Musik selber ein Bild machen möchte, kann die Werke von ALEA NOCTIS via ´Stormspell Records´ erwerben.)

 

 

Zum Auftritt von FRENZY, die durch die Veröffentlichung ihrer EP und ihres neuesten Albums (siehe hier) via ´Underground Power Records´ auch in Deutschland über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügen, waren wir aber wieder rechtzeitig anwesend. Obwohl sie auf ihren zweiten Gitarristen Victor Diaz verzichten mussten, er hatte sich sich kurz vor dem Auftritt eine Schnittverletzung an der Hand zugezogen, war die Band sehr gut drauf und ließ die entstandene Lücke kaum vermissen. (Wie am Mittwoch nach diesem Gig bekannt wurde, sollte dies eigentlich sein Abschiedskonzert werden. FRENZY suchem nun also einen neuen Gitarristen.)

 

 

Auch der in Madrid lebende, aber gebürtig aus Philadelphia stammende Sänger Anthony Stephen gab an diesem Abend alles und schaffte bei dem Song ´We Are The Future´ auch genau das, wofür der Song geschrieben worden ist, nämlich die Leute zum Mitsingen zu animieren. Für mich ist das der entbehrlichste Song auf der neuen Scheibe, aber der Erfolg vor der Bühne gibt ihnen wohl recht. Mit nur etwas mehr als 100 Zuschauern im knapp 200 Personen fassenden „WeRock“ stand man zwar nicht gerade dichtgedrängt vor der Bühne, aber Choco war dennoch mit der Besucherzahl zufrieden und wir waren es mit dem Auftritt von FRENZY auch.

 

 

 

 

~ 18. Mai 2019, Shôko – Madrid ~

~ XIII. POUNDING METAL FEST ~


 

Nach einem exquisiten Frühstück in der Markthalle „San Miguel“ im Herzen der Stadt, ein wenig Sightseeing und dem Genuss einiger Biere waren wir pünktlich an der Halle „Shôko“, wo das Pounding Metal Fest bereits um 16:15 Uhr mit DECIBEL RACE aus León, einer Stadt im Nordwesten Spaniens, begann. Die Band, welche mit dem Bassisten Francisco Cabañas ebenfalls über ein Mitglied des PMU in ihren Reihen verfügt, spielt klassischen, aber sehr druckvollen Heavy Metal mit starken Anleihen an US-Amerikanischen Powermetal und natürlich auch einer gehörigen Portion JUDAS PRIEST, worauf ja bereits der Bandname hindeutet: „We’ve found the place where decibels race“(aus ´Ram It Down´).

Wer sich davon selber ein Bild machen möchte, der sollte mal in ihre erste Veröffentlichung aus dem letzten Jahr, nämlich der EP ´Feel The Fear´ reinhören. Beeindruckend ist vor allem der Jungspund am Gesang, der seine Stimme in Tonlagen schwingt, für die Geoff Tate heutzutage einen Arm und ein Bein hergeben würde. Konsequenterweise wird ´Queen Of The Reich´ dargeboten, für dessen Interpretation man schon ein gutes Stück Selbstvertrauen mitbringen muss, welches er aber vorbildlich meistert. Besonders nett von ihm war die vor Beginn des Songs ausgegebene Warnung, dass ihm bei diesem Song die Testikel platzen könnten, was eine entsprechende Sauerei in den ersten Reihen nach sich ziehen würde. Gott sei Dank ist nichts passiert.

 

 

Eine ähnlich gute Darbietung diese Stückes habe ich letztmalig nur von Stephan Dietrich (ehemals ALPHA TIGER) gehört und das ist schon eine Weile her. Ein weiter Blickfang war José Triskel an der Rhythmusgitarre, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem älteren Tom Araya besitzt und von dem ich den gesamten Gig lang nicht die Augen abwenden konnte. Insgesamt weist die Band eine gesunde Mischung aus betagteren und demzufolge auch erfahrenen Musikern, zu denen die beiden Gitarristen und der Drummer gehören, und jugendlichem Elan auf.  So wie ich, hatten auch alle anderen Anwesenden sichtlich ihren Spaß und DECIBEL RACE war ein würdiger Opener für das Festival.

 

 

Als nächstes betraten die durch ihre diesjährige Veröffentlichung ´The Knightlore´ (siehe hier) sehr angesagten Römer VULTURES VENGEANCE die Bühne. Mit ihrer ersten Langrille nach zwei EPs im Gepäck traten sie meiner Meinung nach nicht ganz so spritzig wie noch auf dem diesjährigen German Swordbrothers auf, was aber auch daran gelegen haben, dass sie bereits mittags zuvor angereist waren (s.o.) und die Nächte in Madrid sehr lang und anstrengend sein können.

 

 

Aber ich will hier nicht der üblen Nachrede bezichtigt werden, denn vielleicht lagen sie ja bereits abends um Neun im Bett ( 😉 ). Musikalisch war es auf jeden Fall völlig in Ordnung. Nur der Gesang kam etwas leise, undeutlich und nicht so richtig mitreißend rüber. Interessanterweise waren die wenigen kurzen Ansagen aber sehr deutlich zu vernehmen. An der Technik lag es also nicht. Auch die Interaktion mit dem Publikum hätte intensiver sein können. Alles in allem war es zwar kein spektakulärer, aber dennoch recht ordentlicher Auftritt der Band.

 

 

Danach enterten die aus dem südostspanischem Murcia stammenden HITTEN die Bühne, welche mittlerweile durch ihre viel gelobten Veröffentlichungen via ´High Roller Records´ und ´No Remorse Records´ in deutschen Landen nicht ganz unbekannten sind. Die Band konnte sich aber hier auch schon live, das letzte Mal auf dem letztjährigen Headbangers Open Air, eine Menge Freunde machen und besitzen mit dem seit 2017 am Mikro stehenden Italiener Alex Panza, der bereits bei ihrer letzten Veröffentlichung ´Twist Of Fate´ (siehe hier) für die Vocals zuständig war, über einen sehr agilen Frontmann und begnadeten Sänger.

 

 

Da verwundert es nicht, dass Jack Starr ihn in diesem Jahr zu seiner Band BURNING STARR geholt hat. Es würde mich auch nicht wundern, wenn er dies seinem dortigen Vorgänger Todd Michael Hall zu verdanken hat, denn dieser hatte den Song ´Eternal Force´ auf der vorletzten Scheibe von HITTEN namens ´State Of Shock´ eingesungen. Und so war es keine Überraschung, dass HITTEN mit ihrem Metal alter (US-)Schule, der sich perfekt irgendwo zwischen den aus dem gleichen Holz geschnitzten jungen Bands aus Schweden und Kanada einreiht, auch in Madrid ihr Publikum zu begeistern wussten. Ich bin mir absolut sicher, dass wenn die Jungs so weitermachen,  ihnen die (Metal-)Zukunft gehört.

 

 

Deutsche Bands, vor allem jene aus den Achtzigern, wie z.B. RUNNING WILD und HELLOWEEN, sind in Spanien sehr beliebt. Aber auch deutsche Bands, die keine derartigen Mega-Acts sind, erfreuen sich hoher Beliebtheit. Ich bin deshalb schon mehrfach gefragt worden wie es denn sein könne, dass deutsche Festivals in der Lage sind, längst aufgelöste und nahezu vergessene Bands aus Übersee auf die Bühne zu bekommen, an der Wiedervereinigung und dem Auftritt von Bands wie TYRAN‘ PACE und HEAVENS GATE, um nur zwei prominente Beispiele zu nennen, aber scheinbar kein Interesse besteht. Also ich hätte schon Interesse daran, aber eine befriedigende Antwort konnte ich bisher auf diese Frage auch nicht geben. Es ist daher also alles andere als verwunderlich, dass bereits in der Vergangenheit regelmäßig Bands aus Deutschland zum Pounding Metal Fest eingeladen worden sind. Ich erinnere mich beispielsweise an SCANNER, KETZER, METAL INQUISITOR und PARADOX. Folgerichtig wurde dieses Jahr mit den Hamburgern IRON ANGEL also mal wieder eine deutsche Band eingeladen, die mit ihren beiden Scheiben ´Hellish Crossfire´ und ´Winds Of War´ den Metal der Achtziger entscheidend mitgeprägt hat. Ein totaler Zufall war das sicherlich nicht, denn beim Auftritt von IRON ANGEL auf dem Heavy Metal Maniacs Festival im Jahr 2016 waren auch einige Mitglieder des PMU dabei, denn zwischen beiden Clubs existiert eine enge Bande. Um genau zu sein…es war sogar ein Mitglied des PMU-Präsidiums dabei, denn auf dem gleichen Festival traten auch FRENZY auf. Soviel dazu…

Zum Auftritt selber kann ich leider nicht allzu viele Informationen liefern, da ich ein paar Meter weiter zum Frondienst am Merchstand eingeteilt war (zu welchem ich mich aber freiwillig gemeldet hatte). Die Begeisterung der Menge konnte man aber weder überhören noch übersehen, denn die Zuschauer standen in den ersten Reihen dicht gedrängt und auch der Bereich dahinter war gut gefüllt. Das einzig verbliebene Gründungsmitglied, Sänger Dirk Schröder, war daher sichtlich angetan und versuchte bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit dem Publikum in Kontakt zu treten und obwohl die Bemühungen in gebrochenem Englisch und sogar auf Deutsch nicht wirklich erfolgreich sein konnten, dankte es ihm das Publikum dennoch mit entsprechend frenetischem Jubel. Obwohl die Band neben Dirk ausschließlich aus Musikern besteht, die nach der Reunion 2015, der Drummer und ein Gitarrist sogar erst 2016, zur Band gestoßen sind, tat dies der Begeisterung der Zuschauer keinen Abbruch. Mir wurde hinterher der Auftritt von mehreren Anwesenden als sehr gelungen beschrieben.

 

 

Mit TOXIK betrat danach einer der beiden Headliner die Bühne, die per Onlinevoting von den Mitgliedern des PMU für diese Rolle auserkoren worden waren. Grundsätzlich stellt das Präsidium eine Auswahl von Bands in zwei Kategorien, nämlich Thrash und Heavy Metal/Power Metal, zur Disposition, die dann in der Reihenfolge ihrer Beliebtheit kontaktiert und in Abhängigkeit ihrer Verfügbarkeit sowie der Kosten für Anreise und Auftritt eingeladen werden. Üblicherweise kommen Bands auf diese Listen von denen man weiß, dass sie auch live das Abliefern, was sie versprechen. Bei TOXIK hatte man sich 2014 auf dem Keep It True und 2017 auf dem Headbangers Open Air von ihren Livequalitäten überzeugen können, auch wenn der neue Sänger nun eine Unbekannte war. Von der musikalischen Ausrichtung mal abgesehen, gibt es einige Parallelen zu IRON ANGEL. Beide Bands verfügen im Wesentlichen über zwei wegweisende Scheiben aus den Achtzigern und in beiden Bands ist nur noch ein Originalmitglied dabei, aber beide Bands funktionieren prächtig auf der Bühne.

 

 

Nachdem man auf den oben genannten Festivals bereits die Sänger der ersten beiden Scheiben genießen durfte, hat TOXIK nun mit Ron Iglesias ein wahres Energiebündel am Mikro, der mit seiner Agilität und seinem durchtrainierten Körper (eine Mischung aus Henry Rollins und Todd Michael Hall) auch perfekt in eine Hardcore-Band passen würde. Dazu passend zog er bereits frühzeitig sein Oberteil aus, was bei den Zuschauern weiblichen Geschlechts glasige Blicke und bei ihren männlichen Artgenossen einen verschämten Blick auf die eigenen Konturen unter den sich wölbenden Shirts verursachte. Aber hier soll es ja um die musikalischen Qualitäten gehen und ich muss sagen, dass die Gesangsleistung über jeden Zweifel erhaben war.

 

 

Originalmitglied Josh Christian und Ron bildeten auf Bühne ein kongeniales Duo. Während Josh ein ums andere Mal vertrackte Riffsalben ins Publikum feuerte, sprang Ron wie ein Flummi auf der Bühne rum und sang mit voller Insbrunst einen Klassiker nach dem anderen ins Mikro. Neben den Titelstücken ´Think This´ und ´World Circus´ wurden unter anderem auch ´Voices´, ´Heart Attack, ´Door To Hell´ und etwas ganz spontanes gespielt (Ansage von Ron) was sich dann natürlich als das Überstück ´Spontaneous´ herausstellte. Im Laufe des Gigs bildete sich ein veritabler Mosh-Pit aus, der irgendwann fast die vordere Hälfte des Zuschauerraums einnahm. Die Fans gingen mit, als müssten sie den Deibel persönlich aus ihrem Körper moshen, was einige tatsächlich etwas übertrieben und zu der bereits oben geschilderten Situation mit der Security führte. Man konnte förmlich den Spaß spüren, den Josh und Ron auf der Bühne hatten und sie unterließen es auch nicht dieses mehrfach zu betonen und sich für die Einladung zu bedanken. Ein wahrlich (be)merkenswerter Auftritt der technischen Speed-Thrasher aus New York.

 

 

Tja, was soll man über den ´Jagdpanzer´ noch schreiben, was nicht schon geschrieben, gesagt, gebrüllt, gekreischt oder sonstwie zum Ausdruck gebracht worden wäre. Mit ihrer EP und LP aus den Jahren 1983/1984 längst von Fans weltweit in den Metalolymp erhoben, kamen sie 1997 wieder inklusive Harry in ihren Reihen mit voller Wucht zurück und lieferten mit ´The Fourth Judgement´ ein weiteres Album für die Ewigkeit. (´Dissident Alliance´ klammere ich an dieser Stelle mal verschämt aus.). Seit diesem Zeitpunkt wird ein Spitzenwerk nach dem anderen veröffentlicht und die heilige Botschaft des Metals in der Welt verbreitet. Ich persönlich habe seit meiner ersten Live-Begegnung mit JAG PANZER, und das sind seit Wacken 2001 so einige, noch nie einen schlechten Gig gesehen und das sollte an diesem Abend auch seine Fortsetzung finden. Eines hat sich jedoch vehement geändert, nämlich Harries äußere Erscheinung. War er vor 18 Jahren noch ein dauergrinsender, kurzhaariger Liebling aller Schwiegermütter, so ist er mittlerweile stark ergraut und trägt seine offenen Haare überschulterlang. Auch seine Figur hat sich in den letzten Jahren von der eines Ron Iglesias (s.o.) weiter entfernt, der sich eine ganze zeitlang das Geschehen aus einer der vorderen Reihen und mit sichtlichem Vergnügen zu Gemüte geführt hat.

 

 

Musikalisch war es wieder mal ein absoluter Hochgenuss Harry bei der Darbietung von Klassikern wie ´Chain Of Command´, ´Licensed To Kill´, ´Harder Than Steel´, ´Black´ sowie den als Zugaben dargebotenen ´Warfare´ und ´Generally Hostile´ zuzuschauen und zuzuhören. Harry, der in einem Punisher-Shirt auf der Bühne stand (etwas, was ich sonst nur von Silver, dem Ex-Sänger der spanischen Kulttruppe MURO kenne – Zufälle gibt’s…), ließ es sich auch nicht nehmen, während des Gigs den direkten Kontakt zum Publikum zu suchen und dafür in den Fotograben hinabzusteigen. Mark Briody, Kopf von JAG PANZER, stand derweil zumeist in seiner üblichen ruhigen Art am Bühnenrand, bearbeitete sein Musikgerät und zeigte den ganzen Auftritt über jenes Grinsen auf seinem Gesicht, für welches ansonsten Harry hauptberuflich zuständig ist. Ein wenig war ich darüber erstaunt, dass kein Stück der EP sich auf der Setlist wiederfand. Aber 75 Minuten reichen eben nicht aus, um alle Highlight der Karriere zu präsentieren und da die Veröffentlichung ihrer letzten Scheibe noch nicht allzu lange her ist, muss man Verständnis dafür aufbringen, dass die sonst stets gespielten Klassiker wie ´Death Row´und ´Metal Melts The Ice´ einigen neuen Stücken zum Opfer gefallen sind.

 

 

Einen nicht unerheblichen Kritikpunkt muss ich dennoch anbringen. Während ich am Merch tätig war (s.o.) kamen nicht wenige Fans vorbei und fragten nach Merch von JAG PANZER, aber es war nichts da. Als Harry zufällig vorbei kam bestätigte er mir tatsächlich, dass sie nichts dabei hätten. Wie kann das sein?! Einem Mitglied des Präsidiums des PMU zufolge sind JAG PANZER nur Aufgrund des Pounding Metal Fests in Europa und haben sich, da sie ja schon mal hier sind, noch ein paar Events mehr gegönnt. Aber das weiß man sicherlich mit ausreichend Vorlauf, um noch schnell 500 Shirts bedrucken und 100 Patches sticken zu lassen, daran zu verdienen und die Fans glücklich zu machen. Tststs…Sachen gibt es…

 

 

Pünktlich um 23:15 Uhr war das Festival wie angekündigt zu Ende. Eine darüber hinausgehende Verzögerung stand auch nicht zur Disposition, da der Inhaber der Halle unmissverständlich deutlich gemacht hatte, dass er genau zu diesem Zeitpunkt den Stecker ziehen würde. Wahrscheinlich sollte hinterher der Discobetrieb pünktlich losgehen. Wir sind dann auch zügig aus der Halle raus und haben uns den Metallern angeschlossen, die sich in Richtung Opañel auf den Weg machten, um dort etwas zu Essen und in den dortigen Metal-Kneipen noch bis in die frühen Morgenstunden hinein etwas Flüssigkeit zu uns zu nehmen. Der andere Teil der Metal-Gemeinde tat dies in den Metal-Kneipen bei Argüelles, denn die Nacht fing ja gerade erst an.

Zusammenfassend muss gesagt werden, dass das Festival musikalisch ein voller Erfolg war und es auch organisatorisch nichts zu bemängeln gibt. Die Halle ist modern und bietet von allen Plätzen aus beste Sicht und Akustik. Da sie knapp 700 Zuschauer fasst, standen die rund 450 zahlenden Gäste weder vereinsamt rum, noch traten sie sich beengt gegenseitig auf die Füße. Es gab keine lange Wartezeit beim Einlass und die Bands haben alle pünktlich angefangen. Wenn es jetzt auch noch günstiges Bier gäbe…aber lassen wir das. Ich werde im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder vor Ort sein. Bis dahin: Hasta luego!