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KILLFLAVOUR – Forest Mirror

~ 2017 (Barhill Records/Cargo Records) – Stil: Dark Krautrock ~


Vinylfetischisten – und nicht nur solche, die es werden wollen – dürften mit dem fünften Langdreher von KILLFLAVOUR ihre Freude haben. Furchterregend wirkt bereits das Cover-Artwork mit einem, den Betrachter aus seinem Auge heraus anstarrenden Wolf. Innen erwartet hingegen den tiefsinnigen Beobachter ein Wald, ein Urwald, der entsprechend dem Albumtitel ´Forest Mirror´ gespiegelt ist.

Gegründet 1995, lassen in dem Quartett aus Saarbrücken, bestehend aus Sänger Alexander Britz, Gitarrist Uwe Kartes, E-Maschinerist Manuel Stuhlsatz sowie Drummer Marc Schönwald, Musiker aus ehemaligen oder aktuellen Combos wie ABC DIABOLO, GRAVITY, DEMON‘S JADED PASSION oder YAGOW ihren Trieben freien Lauf. Improvisiert, schlicht aus dem Handgelenk geschüttelt, wurden die vier langen Lieder im vergangenen Frühjahr live aufgenommen. Allein eine XY-Mikrofonierung in der Raummitte genügte, um die Soundscapes very-old-school auf analoge Gerätschaften zu bannen.

Während der Wolf, sofern dieses Flehen nicht den menschlichen Lauten von Sänger Alexander Britz entstammen sollte, im zehnminütigen Eröffnungsschnitzer hohe Töne aus der Finsternis herauslässt, wie sie ehemals auch URFAUST in Vollendung darboten, klirren die Gitarren beinahe erquicklicher als die auf den Fußspuren von David Howell Evans, besser als The Edge bekannt. Gleichwohl er, der sich durch alle Höhen und Abgründe winselt, am Ende doch heult – der Wolf. ´Shifting Paradigms´ vereint anschließend die experimentelle Stilistik der späten Sixties mit dem Feuer des Americana und der Rootsmusik in den fiebrigen Händen WOVENHANDs. Allzu kurze 250 Sekunden vergehen viel zu schnell, sozusagen die Extended-Single-Variante eines KILLFLAVOUR-Hits. Wenn dann die Krähen rufen, dürre, langbeinige Vögel sich knutschen, der Wolfshund heult, jault natürlich Alexander Britz in ´Hiding Nature?´ zwischen Space- und Psych-Shuffleien mit. Allein Damo Suzuki könnte sich noch im Dickicht versteckt halten und sich mit seinem Einsatz zieren. Stattdessen überschlagen sich die propagierenden Stimmen zum Beginn des vollständig die Rückseite ausfüllenden ´Word As Shape´. Erdrückender als der Album-Ausgangspunkt sammelt sich der weiträumige Punkt am Ende aus der pulsierend spacigen Stimmung in Trance, in einen Rausch. Ob mit oder ohne Rauch, die Hilferufe werden unentwegt vernommen, unterdessen die Donnerschläge aus dem Urwald unaufhörlich kraftvoll detonieren, die Schellen an den Ästen scheppern, eine Schneise sich öffnet und eine Lichtung zum Vorschein gelangt. Leicht bekleidet, hüpft die Gefolgschaft um eine Höllenglut herum. „Rock the world“, ist eine der wenigen, aufzuschnappenden Verlautbarungen, indessen sich die Rhythmik mit Reisigbündeln selbst maßregelt und unaufhörlich auf sich eindrischt. Mit Kopfschutz schmerzen die Einschläge nicht so sehr, mit Kopfhörer wird genossen.

(8 Punkte)

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