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CALIGULA´S HORSE – In Contact

~ 2017 (InsideOut) – Stil: Modern Prog ~


Vor zwei Jahren katapultierten sich die Australier mit ihrem Vorgänger ´Bloom´ bereits Richtung Weltherrschaft und sorgten auf der kleinen, aber feinen Europatour im Vorprogramm von SHINING insbesondere durch das unfassbare Gitarrenspiel von Sam Vallen für stets offene Kauleisten. Das vorliegende Viertwerk lässt CALIGULA’s HORSE nun sowohl stilistisch als auch qualitativ auf diesem extrem hohen Niveau verharren. Incicatus, das Lieblingspferd des römischen Kaisers Caligula, trabt also nochmals durch die gleiche römische Arena, macht das aber weiterhin grazil und wundervoll, so dass wir es anstandslos verschmerzen können, keinen neuen Schauplatz fotografieren zu können.

Wie groß und breit der Reitplatz indes ist, bekommen wir direkt zu Beginn im weitläufigen ´Dream The Dead´ abgesteckt. ´Will’s Song´ ist im Vergleich eher direkter Galopp, selbstverständlich aber mit abgehackten Riffs garniert. Danach wird es ruhiger und noch vergleichbarer, denn ´The Hands Are The Hardest´ schließt sich nahtlos an ´Firelight´ vom letzten Album an, dessen „Hittigkeit“ sogar fast erreicht wird.

Phänomenal gigantisch wird der Sand in ´Songs For No One´ aufgewirbelt. Flotter Beginn bis man ganz leise in den ersten Refrain startet (in diesem Moment wie RPWL klingend), der sich innerhalb seiner 50(!) Sekunden weiter steigert. In der zweiten Runde ist der Chorus verändert, auch textlich, so muss das sein. Nach ruhigem Mittelteil kehren wir zum Startthema zurück. Und wie geil ist es erst, dass wir am Ende auf den Chorus warten, ihn aber eben nicht nochmals zum dritten Mal geliefert bekommen und somit statt dessen unweigerlich unendliche Male Repeat drücken müssen. Songwriting für die Ewigkeit und nicht nur das. Möglicherweise der Song des Jahres 2017, Pflicht for Everyone!

In ´Fill My Heart´ dominiert die ruhige Seite der Band und besonders Sänger Jim Grey darf zeigen, dass er zu den besten seines Fachs gehört. Welch wunderbare Stimme, die beispielsweise auch einem Übersänger wie Gavin Hayes (DREDG) fast nicht mehr nachsteht. Erwähnung finden muss letztlich noch das abschließende 15-minütige ´Graves´, in dem alle Register gezogen werden, Laut-Leise-Dynamiken und die volle Bandbreite von New Artrock bis zu technischem Modern Prog Metal, in dessen Momenten aber trotzdem immer die tiefen Emotionen überwiegen.

Wenn noch nicht geschehen, kann ich nur empfehlen, endlich mit einer der genialsten Bands der Neuzeit in Kontakt zu treten. Das ist erneut eine Dressur wie Springreiten Goldmedaille auch wenn der Vorgänger vielleicht minimal stärker war und man es wohl auch knapp verfehlt, SOEN vom Album des Jahres Thron zu stoßen.

(9 Punkte)

 

https://www.facebook.com/caligulashorseband