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KRISTIAN WESTERGAARD – Grey

2016 (Unexplained Sounds Group) – Stil: Experimental Synth


Die Synthesizer von Don Buchla waren für die amerikanische West Coast-Szene prägend. Niemand konnte anderweitig einen Sound wie auf diesen erstmals in den frühen 60ern produzierten, kommerziellen Synthesizern erzeugen. Mit diesen Gerätschaften entstanden – wild glitzernd und von einem anderen Stern – nicht nur solch prägende Alben wie die von Morton Subotnick (´Silver Apples Of The Moon´, 1967), Pauline Oliveros (´Alien Bog/Beautiful Soop´, 1997), Laurie Spiegel (´Obsolete Systems´, 2001) oder Alessandro Cortini (´Forse 1 – 3´, 2013-2015).

Der Däne Kristian Westergaard strebt aktuell diesen Soundtüftlern nach. Mittlerweile in Norwegen lebend, legt er auf einem italienischen Label sein erstes Album mit einem Buchla Music Easel, diesem einzigartig klingenden Modulsynthesizer, vor. Obwohl Kristian Westergaard einem Background aus Jazz, Punk Rock und Singer-/Songwriter-Attitüde entstammt, Gitarrenabsolvent des ´Royal Conservatory of Jutland´ ist, spannt er nun lieber modulare Bögen, die wohl seiner Vorstellung eines Breitwandformats recht nahe kommen.

Das über elfminütige ´Out Of The Maze´ erzeugt durchgehend eine flirrende Atmosphäre, folglich uneingeschränkt für Elektronik- und Ambient-Liebhaber äußerst mundend. Der Titelsong wählt dagegen eine düstere und dunkle Soundtrack-artige Stimmung, die im Morgengrauen zu jedem Horrorstreifen Einlass finden könnte. Krautrock-Anbeter sollten vor allem das mit einem Wiederholungseffekt eingeleitete `Death Squad´ bewundernd hören. Die metallisch klingenden Schläge gehen in einem überbordenden Rausch auf. In ´The Ship Is Sinking´ könnten sich kleine, womöglich gelb-blaue Lebensformen, an einem Schiff austoben und dabei Geräusche ausstoßen. Oder stammen die Geräusche von den Aasgeiern auf einem verlassenen Geisterschiff? ´Reflection – II´ baut jedenfalls eine Stimmung auf, zu der das Lied erschaffen wurde – zum Chillout, zum Reflektieren des Lebens und der ganzen Welt. Etwas Hektik, in blubbernd, knisternder Form kommt noch einmal beim Bonus-Abschluss mit der halbstündigen ´Live Session April 2016´ auf.

Kristian Westergaard sagt, das Album wäre für Fans von Abul Mogard, Alessandro Cortini, Kaitlyn Aurelia Smith, Biosphere oder Gas geeignet. Wir sagen: Offene Ohren hören ´Grey´.

(8 Punkte)