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HEADSPACE – All That You Fear Is Gone

~ 2016 (Inside Out) – Stil: Atmospheric Traditional Prog Rock/Metal ~


Neulich wurde auf Facebook mal wieder eifrig darüber diskutiert, welche Bands die Ewige Tabelle anzuführen haben. Ist der eine veröffentlichte Megaklassiker entscheidend oder ist es wertvoller, jede Menge sehr gute Alben am Start zu haben. THRESHOLD sind das perfekte Beispiel für letzteres Argument. Es zählt kein Werk zu den „Top 5 Prog Metal Alben Ever“ (wohl aber hat man mit ´Mission Profile´ einen der Top 5 Hits geschrieben), aber in den Top 100 sind sie mal locker fünfmal vertreten. Damian Wilson (gerade mit dem hier ebenfalls vertretenen berühmten Sohn Adam Wakeman sehr emsig; siehe hier) hat zwei (bzw. insgesamt vier Alben) dieser Meisterwerke von THRESHOLD eingesungen und veröffentlicht nun mit HEADSPACE das Zweitwerk nach dem guten, aber nicht überragenden ´I Am Anonymous´ (2012).

Zwar sind HEADSPACE heutzutage abwechslungsreich, aber in der Summe doch insgesamt gediegener aufgestellt als auf dem noch flotteren/härteren Debüt. Mit den ersten beiden Tracks beginnt Atyfig recht nett, aber auch etwas unspektakulär. Aufhorchen lässt als erstes ´Polluted Alcohol´. An leisen Blues angelehnt sitzt man Freitag abends mit einem Bier an der Bar und scheint hier zunächst Damian zu lauschen, der zusammen mit TESLA einen Acoustical Jam hat. Gegen Ende des Abends wird aber nochmals die Location gewechselt. Nun sitzt man in einer Piano Bar vor einem hochwertigen Rotwein (kein großes Gewächs) und geht auch nicht mehr zwischendurch eine rauchen, während sich die Band um Adam’s Keyboard versammelt hat und der Song elegant ausklingt.

Erfreulicherweise war das letzte Getränk gar nicht wie befürchtet schlecht, sodass wir für die heiße Samstag Nacht noch fit, nein, gar in Topform sind. Der Abend wird im letzten Etablissement von gestern eingeläutet. Dort findet heute kein Tiny Desk Contest statt, sondern man trifft trotz auch umfangreicher leiser Töne bei ´Kill You With Kindness´ auf eine voll instrumentierte Band, die uns gelungen auf den bald folgenden Höhepunkt des Wochenendes vorbereitet. Hier erinnert manches an LANDMARQ (für die Damian drei Alben eingesungen hat) und spätestens mit einer GREY LADY DOWN-Fanfare sind wir im britischen Neo Prog der 90er angekommen.

Nach einer sehr kurzen, aber elementaren Taxifahrt (gelb natürlich) erreichen wir den Club, in dem wir unsere Prime Time verbringen möchten. Zum 13-minütigen Herzstück des Albums stellt sich die Frage: Did you not notice the science within us? Doch! Man schwebt zu diesem Soon-to-be-Classic förmlich über die mal wieder viel zu volle Tanzfläche, obwohl es in diesem Prog-Club gar keine gibt. Kompositorisch bewegen sich die Jungs hier tatsächlich qualitativ auf Höhe der großen Songs des THRESHOLD-Debüts (´Sanity’s End´!) wenngleich die verwendeten Farben weicher, heller sind. Die Gitarren zeigen nicht den Groove eines Karl Groom, sondern bleiben gemäßigter bis hin gar zu floydiger Elegie im Mittelteil. Bevor dann am Ende doch noch alle Register des 90er Prog Metal gezogen werden. Hammer!

Völlig ausgepowert wechseln wir gegen halb 3 nochmals die Location. Eigentlich als Absacker gedacht, spielt hier ein geeigneter DJ, dem LANDMARQ auch keine Unbekannte ist, mit ´Semaphore´ nochmals gekonnt auf. Am Morgen danach tut ein ausgiebiges Frühstück gut, bei dem es weitgehend ruhig zugeht und man noch des Öfteren in LANDMARQ-Erinnerungen schwelgt (Titeltrack!). Der Rest des Sonntages verläuft dann eher ereignislos (´Borders And Days´ könnte man auch in ´Boring Day´ umbenennen).

Letztlich müssen die leichten Längen am Anfang und Ende vom mal wieder überragenden Gesang eines Damian Wilson gerettet werden, sodass das zweite Album wieder kein großer Reißer geworden ist. All seine Ängste wird man hier nicht dauerhaft los, allerdings konnte man sie für ein Wochenende mit einem überragenden Samstagabend zwischenzeitlich vollends ausblenden.

(knappe 8 Punkte)