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LUCIFER – Lucifer I

~ 2015 (Rise Above Records) – Stil: Stoner-/Doom-/Occult-Rock ~


„Don’t Break The Oath“, warnten MERCYFUL FATE anno 1984. Doch Johanna Sadonis aus Berlin und ihre schwedische Kollegin Linnea Olsson mochten sich nicht dran halten. Zum 30. Jubiläum des königlichen Meisterwerks lösten die beiden Schwarzlederliebhaberinnen ihre Band THE OATH auf. Olsson ging zu BEASTMILK (inzwischen in GRAVE PLEASURES umbenannt), Sadonis formierte mit ANGELWITCH-Drummer Andy Prestidge, der schon bei THE OATH trommelte, Bassist Dino Gollnick (Ex-LADYTRON) und Gitarren-Veteran Gary “Gaz” Jennings (DEATH PENALTY, Ex-CATHEDRAL, ACID REIGN) eine neue Kapelle namens LUCIFER, die nach einer Appetizer-Single nun ihr Albumdebüt präsentiert. “Magic-Rock” nennt Frau Sadonis den Stil der Band – konkret darf man darunter eine Mischung aus COVEN, BLACK SABBATH, BLUE ÖYSTER CULT und THE DEVIL’S BLOOD verstehen, auch Herr DANZIG hat Spuren im Sound hinterlassen.

Im Vergleich zu THE OATH wurde der NWoBHM-Anteil bei LUCIFER reduziert, Iommi hat klar die Oberhand gegenüber Heybourne, was dem Ganzen ein Mehr an doomiger Tiefe verleiht ohne dabei die Leichtfüßigkeit zu verspielen. Gute Beispiele dafür sind der Opener ‚Abracadabra‘ und das an dritter Stelle platzierte ‚Izrael‘, die es in Sachen Hittauglichkeit fast mit den Juwelen der Lemouchi-Geschwister aufnehmen können. Rauchverhangene Doomer wie ‚Purple Pyramid‘, ‚Sabbath‘ oder ‚Total Eclipse‘ erinnern in ihrem Beschwörungscharakter an JEX THOTH und bieten Johanna die perfekte Plattform, ihre deutlich verbesserten Sangeskünste unter Beweis zu stellen. Auch zum Mähnenschütteln gibt’s herrlichen Stoff. ‚White Mountain‘ schafft das Kunststück, Punkriffing mit Psychedelic-Rock zu verquicken, das von der Single bekannte ‚Morning Star‘ und der mächtig-mystische Rauswerfer ‚A Grave For Each One Of Us‘ sind allerfeinster Epic-Doom, wie ihn in dieser Top-Qualität zuletzt SORCERER und CRYPT SERMON zelebrierten.

Keine Frage, LUCIFER ist mit ihrem Albumerstling ein richtig dickes Ding gelungen, das der starken “Konkurrenz” aus Übersee und Skandinavien mindestens auf Augenhöhe begegnet. Wir wünschen einen langen Atem!

(8,5 Punkte)