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THE MINUTES – Live Well, Change Often

~ 2015 (Model Citizen/ADA-Warner) – Stil: Rock/R`n`R ~


2011 veröffentlichten die Iren ihr Debut mit dem Titel `Marcata`. Ein untergegangenes Juwel in Sachen Rock bzw. Rock`n`Roll. An `Marcata` kann man sich nicht satthören. Der Mix aus Hard Rock, Classic Rock, Rock`n`Roll und leichtem Garage Charme ist unverwechselbar. Das liegt nicht nur an den überragenden Songs selbst, sondern auch am Gitarrenton, den die Band benutzt und dann am Gesang. Der ist so etwas von unverwechselbar und prägnant, dass man umgehend weiß, wer da rockt.

Satte vier Jahre haben die Iren gebraucht, um endlich den Nachfolger zu veröffentlichen … Aber die Wartezeit hat sich mehr als gelohnt. Das Trio hat seinen Stil verdichtet, sein Songwriting noch einmal verfeinert und nun zehn Songs aufgenommen, die einen umgehend packen. Man kann fast schon von einem perfekten Mix aus Groove, Melodien, brillianten Riffs und gänsehauterzeugenden Vocals sprechen. Die Band konzentriert sich total auf ihre Stärken, sprich auf das Nötigste – reduzierte Songaspekte, fette, ohrwurmhafte Grooves, langlebige Riffs – alles passt wie angegossen.

Schon beim Eröffnungsriff des Openers `Hold Your Hand` wird die Eigenständigkeit, die Einmaligkeit der Iren überdeutlich. Ein Rocker, der voll einschlägt! Dass die Band sich im Rock der Siebziger wohlfühlt, zeigt ein Track wie `Cherry Bomb`, der irgendwo zwischen GARY GLITTER und T.REX anzusiedeln ist. Was für ein unglaublicher Groove. Absoluter Ohrwurm! Und wenn es mal nicht richtig fetzt, dann zaubert das Trio lauschig-groovige Ohrwürmer wie ein `Outlaws` aus dem Hut! Mark Austin`s Gesang reißt hier alles raus. Dieser schnoddrige Gesangstil hat aber immer diese elementaren Emotionen die THE MINUTES so außergewöhnlich machen. Ein weiterer deutlich Seventies beeinflußter Powerbolide nennt sich `Holy Roman Empire`- eine überfette Groovenummer mit knackiger Gitarrenarbeit und einer Melodie, die man nicht abschütteln kann. Das rocken`rollige `1,2,3,4` verbeißt sich so brutal in die Gehörgänge, dass man grundsätzlich mitbrüllen und swingen will. Fucking great!

War `Marcata` musikalisch vielleicht etwas breiter aufgestellt, liefert `Live Well, Change Often` die anspruchsvolleren Songs. Ich muß gestehen, dass ich die ersten paar Durchgänge nicht ganz so euphorisch war, weil durch `Marcata` die Erwartungshaltung enorm hoch war. Die neuen Songs brauchten etwas mehr Zeit bis sie gezündet hatten, aber seit sie gezündet haben, klebt das Teil formlich im CD-Player. THE MINUTES sind ganz, ganz, ganz großes Rock Entertainment. Eigenständig, unverwechselbar, unfassbar brilliant!

(9 Punkte)